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Das Zeichen des Vampirs - The Society of S

Titel: Das Zeichen des Vampirs - The Society of S Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hubbard
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verstand ich, warum es bei uns im Haus keine gemusterten Stoffe gab und weshalb die Türklinken überdimensional groß waren. »Was ist mit Gestaltver änderung?«

    »Noch so ein Mythos. Wie ich schon sagte, kann ich mich unsichtbar machen. Ich kann Gedanken lesen - nicht immer, aber meistens. Und ich kann« - er hielt inne und machte eine wegwerfende Handbewegung -, »ich kann hypnotisieren. Aber das können du und viele andere Menschen auch. Man sagt, Freud habe seine Familie am Esstisch mit einer Bewegung seiner linken Augenbraue steuern können.«
    »War Freud einer von uns?«
    »Gütiger Himmel, nein«, sagte mein Vater. »Freud gilt als der Begründer der Psychoanalyse. Kein anständiger Vampir würde damit irgendetwas zu tun haben wollen.«
    Ich blickte von meinem Teller auf und sah ein scherzhaftes Funkeln in seinen Augen.
    »Alles in allem würde ich diese Eigenschaften nicht als Vorzüge betrachten, sondern eher als ungewöhnliche Fähigkeiten, von denen ich jedoch so selten wie möglich Gebrauch mache. Die wahren Vorzüge sind die, die offensichtlich sind: nicht zu altern, die Möglichkeit, ewig zu leben, Schutz vor vielen Krankheiten und Gefahren und rasches Genesen, falls wir an einem unserer wenigen, verwundbaren Punkte getroffen werden.«
    Ich schob meinen Teller beiseite. »Welche sind das?«
    » Erythema solare - Sonnenbrand«, sagte er. »Feuer. Schwere Herzverletzungen.«
    »Vater«, sagte ich, »bin ich sterblich oder nicht?«
    »Natürlich ist ein Teil von dir sterblich.« Er umfasste den Stiel seines Cocktailglases. Er hatte kräftige und dennoch schmale Hände mit langen Fingern. »Wir wissen nur noch nicht, wie groß dieser Teil ist. Das wird sich erst mit der Zeit herausstellen. Du musst wissen, dass Vererbung mehr ist als nur die Übertragung der DNA auf die Nachkommen. Eigenschaften
werden auch durch Verhalten, wortlose Kommunikation und Sprache übertragen.«
    »Wenn du ›mit der Zeit‹ sagst, meinst du, wenn ich älter werde, oder?«, griff ich seinen Faden auf. »Heißt das nicht automatisch, dass ich sterblich bin - weil ich mich jedes Jahr verändere, während du immer derselbe bleibst?«
    Er stellte sein Glas ab. »Ja. Bis jetzt alterst du wie Sterbliche. Aber eines Tages triffst du vielleicht die Entscheidung« - als er an dieser Stelle eine kurze Pause einlegte, nahm sein Gesicht den mir vertrauten traurigen Ausdruck an, aber in seinen Augen glomm außerdem noch so etwas wieVerzweiflung auf -, »den Alterungsprozess einzustellen. Oder die Entscheidung wird für dich getroffen.«
    »Ach? Ich kann das selbst entscheiden?« Das war ein Aspekt, den ich bisher noch gar nicht in Erwägung gezogen hatte.
    »Die Entscheidung liegt bei dir.« Er blickte wieder auf meinen Teller und verzog das Gesicht. »Über diesen ganzen Fragen wird dein Essen ja ganz kalt.«
    Ich überhörte die Bemerkung. »Es gibt noch so viel, das ich wissen muss«, sagte ich. »Was heißt es, dass die Entscheidung bei mir liegt? Und was ist mit meiner Mutter passiert? Ist sie tot?«
    Er hob eine Hand. »Zu viele Fragen auf einmal. Ich werde sie beantworten, aber der Reihe nach. Ich erzähle dir von unserer Beziehung, in Ordnung? Und danach wirst du, wie ich bereits gesagt habe, in der Lage sein, dir die wichtigen Fragen selbst zu beantworten.«
    Ich nahm meine Gabel wieder auf und er fuhr mit seiner Geschichte fort.

    Nach der Zustandsveränderung meines Vaters versicherte Malcolm ihm immer wieder, wie viel besser sein neues Leben sein würde als sein altes.
    »Wir werden niemals alt«, sagte Malcolm. »Wir werden alles überleben - Autounfälle, Krebs, Terroranschläge, die zahllosen kleinen Schrecken des irdischen Daseins. Wir werden allen Hindernissen zum Trotz fortbestehen. Wir werden obsiegen.«
    In der westlichen Kultur wird das Altern mit schwindender Kraft gleichgesetzt. Malcolm schwärmte meinem Vater vor, dass sie beide für immer vom Leid befreit seien - und damit auch von der Liebe, dem Fluch der Sterblichen. Sie würden ohne das leben, was er Ephemera nannte: Vergängliches, Entscheidungen, die von Sterblichen getroffen und dadurch kurzlebig seien, Dinge, die nicht von Bestand waren und an die sich am Ende niemand mehr erinnern würde.
    Malcolm sprach von den Sterblichen, als seien sie die schlimmsten Feinde der Vampire. »Die Welt wäre ein besse rer Ort, wenn es die Menschen nicht mehr gäbe«, behauptete er.
    Als ich noch einen Schluck Picardo nahm, spürte ich, wie es in meinem Körper zu kribbeln

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