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Das Zeichen des Vampirs - The Society of S

Titel: Das Zeichen des Vampirs - The Society of S Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hubbard
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runde Auster, hob die Schale dann an die Lippen, neigte sie leicht nach oben und schlürfte die Auster hinunter. Anschließend warf er die leere Schale in den Suppenteller, nahm sich ein paar Cracker und schob sie hinterher.
    Als ich nach einer Auster griff, überlegte ich fieberhaft, wie ich es vermeiden könnte, sie wirklich zu essen - zum Beispiel, indem ich sie verstohlen in eine Papierserviette spuckte. Die
glibberigen elfenbeinfarbenen und grauen Muscheln sahen ungenießbar aus, und abgesehen davon hatte ich zu dieser Zeit sowieso auf nichts Appetit, das nicht rot war. Ich hielt die Schale so, wie er es mir gezeigt hatte, achtete darauf, die Flüssigkeit nicht zu verschütten, und schlürfte sie mutig in den Mund.
    Wie soll ich dieses erste Geschmackserlebnis beschreiben? Köstlicher als Blut! Die Auster hatte eine feste und gleichzeitig doch cremige Konsistenz und enthielt eine mineralische Essenz, die reinen Sauerstoff in meine Venen zu pumpen schien. Später fand ich heraus, dass Austern - das heißt nur die, die nicht verunreinigt sind - viele nahrhafte Mineralien enthalten, unter anderem auch Sauerstoff, Kalzium und Phosphor.
    Obwohl ich die Augen geschlossen hielt, spürte ich, wie Mr Winters mich beobachtete. »Manche Leute können sie natürlich nicht ausstehen...«, hörte ich ihn sagen.
    Ich öffnete die Augen. »Ich habe noch nie etwas Köstlicheres gegessen.«
    »Ach was?« Er lachte leise.
    »Noch nie.« Wir sahen uns in vollkommenem Einvernehmen an.
    Dann stellten wir das Reden ein und konzentrierten uns nur noch aufs Essen. Innerhalb kürzester Zeit hatten wir vier Dutzend Austern verputzt.
    Es gibt Dinge im Leben, die man entweder liebt oder hasst. Dazwischen gibt es nichts. Zu diesen Dingen zählen Austern. Übrigens schmecken sie blau - ihr leichtes, salziges Aroma erinnert mich an die Farbe eines London Blue Topas.
    »Vielen Dank«, sagte ich, als wir wieder im Wagen saßen und der Sauerstoff belebend durch meinen Körper strömte. Ich war durch und durch gesättigt.

    Wieder zog er nur kurz seine rechte Schulter hoch und ließ dann den Motor an. »Ich hatte auch mal eine Tochter«, sagte er und fuhr los.
    Ich sah ihn von der Seite an, aber sein Profil zeigte keinerlei Regung. »Was ist aus ihr geworden?«
    »Sie hat einen Idioten geheiratet«, antwortete er.
    Wir schwiegen eine Weile. »Haben Sie meinen Vater je kennengelernt?«, hörte ich mich plötzlich fragen.
    »Oh ja.« Er verließ den Highway und wir kamen durch ein Viertel mit ziemlich alten Häusern. »Bin ihm drei- oder viermal begegnet. Die ersten beiden Male mochte ich ihn.«
    Ich wusste nicht, was ich darauf sagen sollte.
    Er bog in eine ruhige Straße ein und parkte an einer Ecke unter einem riesigen Magnolienbaum. Ein paar der kegelförmigen, wie helles Stroh gefärbten Blüten waren noch verschlossen. Dass sie sich bald öffnen und dann schneeweiß sein würden, schien mir kaum vorstellbar. Aber der Baum lieferte bereits genügend Beweise dafür.
    »So, wir sind da.« Seine blauen Augen blickten mich ernst an. »Ihre Tante... falls sie überhaupt zu Hause ist, na ja, wie soll ich sagen... man braucht ein bisschen Zeit, um mit ihr warm zu werden. Sie ist eine von diesen... damenhaften Frauen, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    Nein, wusste ich nicht.
    »Sie würde niemals im Leben eine rohe Auster essen«, sagte er. »Sie gehört eher zu den Frauen, die in schicken Cafés kleine Weißbrot-Schnittchen essen, von denen vorher der Rand abgeschnitten wurde.«
    Wir stiegen aus und gingen auf ein schlichtes, zweistöckiges graues Haus zu, an dessen linke Seite ein großer Garten angrenzte, der aussah, als würde er gerade neu angelegt.

    »Dort hat sie früher ihre Rosen gezüchtet«, murmelte er vor sich hin. »Sieht aus, als hätte sie ihn umgraben lassen.«
    Er blieb ein paar Schritte hinter mir stehen, als ich klingelte. Die Veranda war ordentlich gefegt und in den Fenstern hingen Spitzenvorhänge und Jalousien.
    Ich klingelte ein zweites Mal. Wir hörten, wie der Klingelton durch das Haus hallte.
    »Na ja, wissen Sie...«, sagte Mr Winters.
    Plötzlich ging die Tür auf. Eine Frau, die eine unförmige Kittelschürze trug und deren Augen die gleiche Farbe hatten wie meine, musterte uns. Sie war kleiner und dicker als ich. Wir starrten uns an. Sie strich ihr kinnlanges graues Haar zurück und legte die Hände an die Wangen.
    »Gütiger Himmel«, entfuhr es ihr. »Bist du etwa Saras Tochter?«

    Bald danach ließ Mr Winters uns

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