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Das Zeichen des Vampirs - The Society of S

Titel: Das Zeichen des Vampirs - The Society of S Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hubbard
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meine Nummer aus dem Telefonbuch streichen lassen. Da hat ständig so ein Mann hier angerufen und jedes Mal behauptet , er hätte die falsche Nummer gewählt, aber an seiner Stimme habe ich ganz genau gehört, was für eine Sorte Mensch das war. Es ist wirklich nicht einfach, allein zu leben.« Und schon klagte sie ausgiebig über ihr Dasein als unverheiratete Frau, ihr karges Auskommen, das es ihr nicht erlaube, sich ein Apartment in einer bewachten Wohnsiedlung zu mieten, und die Notwendigkeit, einen eigenen Revolver zu besitzen.
    Jedenfalls, fuhr Sophie irgendwann seufzend fort, sei meine Mutter in einem erbärmlichen Zustand gewesen, als sie damals bei ihr auftauchte. »Sie sah grauenhaft aus und hatte noch nicht einmal eine Tasche bei sich. Und sie hat mir auch nicht erzählen wollen, was überhaupt passiert war - sie wollte nur Geld von mir, dabei besitze ich doch selbst kaum etwas.«
    Während der nächsten drei Minuten musste ich mir anhören, wie es vor zwei Generationen zum Verlust des Familienvermögens gekommen war und unter welch traurigen Umständen Sophie dazu gezwungen gewesen war, eine Stelle als Aushilfskraft bei einer hier ansässigen Gärtnerei anzunehmen, in der Rosen gezüchtet wurden.
    Die abschweifende Denkart meiner Tante war ansteckend. Schon bald ertappte ich mich dabei, dass ich wie sie in merkwürdigen Schleifen und Tangenten dachte, und als ich an diesem Abend im Bett lag, musste ich mich ziemlich anstrengen,
um aus allem, was ich gehört hatte, die Fakten herauszufiltern.
    Meine Mutter hatte also einfach so vor der Tür gestanden. Sie hatte schlecht ausgesehen. Sie hatte um Geld gebeten. Sie hatte gesagt, sie hätte Saratoga Springs für immer verlassen und würde ein neues Leben beginnen. Sie hatte Sophie gebeten, niemandem zu erzählen, dass sie bei ihr gewesen war.
    »Tja, natürlich hatte ich in der Sekunde, in der sie zur Tür hinaus war, den Hörer in der Hand, um deinen Vater anzurufen«, sagte Sophie. »Ungefähr einen Monat vorher hatte er mich angerufen und gefragt, ob sie bei mir wäre. Lässt einfach ihr neugeborenes Baby im Stich - ist das zu fassen?«
    Was hätte ich darauf antworten sollen? Aber sie erwartete ohnehin keine Antwort von mir, sondern redete gleich weiter.
    »Also dein Vater Raphael ist ja wirklich ein merkwürdiger Zeitgenosse. Findest du nicht? Er war ein so hübscher Kerl und sprühte vor Leben. Er hätte alle Mädchen haben können - warum er sich ausgerechnet für Sara entschieden hat, werde ich wohl nie begreifen. Sie war furchtbar launisch. Raphael - wir nannten ihn Raff - war ein begnadeter Tänzer. Er liebte das Leben. Und dann ging er nach England. Dort muss irgendetwas mit ihm geschehen sein. Als er wieder zurückkehrte, war alles Feuer in ihm erloschen.« Sie nickte energisch. »England«, wiederholte sie, als wäre das Land daran schuld.
    Am nächsten Morgen nach dem Frühstück, das aus altem Zwieback und ranzig schmeckender Butter bestanden hatte, teilte ich Sophie mit, dass ich weiterreisen würde, und bedankte mich für ihre Gastfreundschaft. »Hat dir meine Mutter erzählt, wo sie hinwollte?«
    »Sie sagte, sie wolle nach Süden.« Sophie strich die gehäkelte
Tischdecke glatt, deren unregelmäßige Maschen und kleine Knötchen darauf schließen ließen, dass sie sie selbst gemacht hatte. »Weiß dein Vater eigentlich, wo du bist?« Der Blick, den sie mir zuwarf, war plötzlich sehr wachsam.
    Ich trank einen Schluck von dem rubinroten Grapefruitsaft, den sie mir aus einer Dose eingeschenkt hatte, und hätte ihn fast wieder ausgespuckt. Er schmeckte sauer und gleichzeitig ekelhaft süß. Trotzdem schluckte ich ihn tapfer hinunter und sagte: »Natürlich.« Und um sie abzulenken, fügte ich hinzu: »Hast du vielleicht ein paar Fotos von meiner Mutter?«
    »Die hab ich weggeworfen«, sagte sie nüchtern. »Ich meine, all die Jahre, in denen ich nichts von ihr gehört habe - nicht einmal eine Geburtstagskarte, nur diese eine billige Postkarte …«
    »Sie hat dir eine Postkarte geschickt?«
    »Ja. Auf der Vorderseite war ein Bild von einem Tier, irgendein Meerestier. Keine sehr geschmackvolle Karte.«
    Ich versuchte, mir meine Ungeduld nicht anmerken zu lassen. »Wo wurde sie abgeschickt?«
    »Irgendwo in Florida.« Sie legte die Finger an die Schläfen, als hätte sie Kopfschmerzen. »Herrje, ich kann mir schließlich nicht alles merken. Was ist, trinkst du deinen Saft nicht aus?«
    Ich sagte, ich wolle mich lieber gleich auf den Weg

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