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Das Zeichen des Vampirs - The Society of S

Titel: Das Zeichen des Vampirs - The Society of S Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hubbard
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erreichen sind?«, fragte die Frau, aber sie dachte: Was willst du von ihr?
    »Nein, leider noch nicht. Ich bin gerade erst in der Stadt angekommen.«
    »Sobald Sie wissen, wo Sie wohnen, können Sie ja wiederkommen und eine Nachricht für sie hinterlassen. Fragen Sie nach Sheila - das bin ich. Falls sie in nächster Zeit mal vorbeischaut, geb ich sie ihr.«
    Ich klappte das Album zu und ließ es wieder in meinen Rucksack gleiten. Ich war müde, ich hatte Hunger und ich wusste endgültig nicht mehr weiter.
    Die Frau dachte: Ob das richtig von mir war? »Suchen Sie ein Hotel?«, fragte sie. »Es gibt zwei in Homosassa, direkt hier die Straße runter.«
    Nachdem sie mir den Weg genauer beschrieben hatte, bedankte ich mich bei ihr und ging. Zunächst folgte ich einer
ziemlich befahrenen Hauptstraße und bog dann in eine ruhigere Straße ein.
    Die schmale Straße war zu beiden Seiten von Bäumen mit ausladenden Kronen gesäumt. Ich kam an kleinen Holzhäusern vorbei, an einer Bücherei, einem Restaurant und einer Schule - alles schien in einer Art Dornröschenschlaf zu liegen. Ich hatte das Gefühl herumzuirren, ins Nichts zu gehen. Irgendwann fiel mein Blick auf eine Reklametafel, die Werbung für eine Hotelanlage namens »Riverside Resort« machte, wo in Kürze, das wusste das Hotel noch nicht, ein unsichtbarer Gast einchecken würde.
    Dieses Mal gelangte ich durch eine Balkontür in mein Zimmer. Ich hatte es bei drei Balkonen versuchen müssen, bis ich endlich eine unverschlossene Tür gefunden hatte. Im Zimmer trank ich den letzten Schluck meines Tonikums, dann setzte ich mich auf den Balkon hinaus und schaute zu, wie über dem Homosassa River die Sonne unterging. Das blaugrüne Wasser des Flusses war wie ein Hämatit mit feurigem Orange gesprenkelt.

    Als es dunkel war, machte ich mich wieder sichtbar und ging in das Hotelrestaurant hinunter, wo ich zwei Dutzend rohe Austern bestellte.
    Die Fenster des Restaurants blickten auf den breiten Fluss hinaus, in dem eine kleine Insel lag, auf der ein rot gestreifter, fast wie eine Attrappe aussehender Leuchtturm stand. Als ich hinübersah, entdeckte ich plötzlich ein großes, dunkles Tier, das sich von Baum zu Baum schwang.
    »Bob ist ziemlich unruhig heute Abend.« Die Kellnerin stellte eine große silberne Platte mit Austern und eine Flasche mit scharfer und eine mit Cocktailsoße vor mich hin.

    »Bob?«
    »Der Affe«, sagte sie. »Kann ich Ihnen sonst noch etwas bringen?«
    »Nein danke.« Während ich aß, sah ich Bob dem Affen dabei zu, wie er auf der kleinen Insel unruhig auf und ab wanderte.
    Wieder wirkten die Austern Wunder. Ich fragte mich, was ihnen ihren feinen Geschmack verlieh, der mich so erfrischte und elektrisierte wie das Ozon, das nach einem Gewitter in der Luft liegt. Jeder einzelne Bissen versorgte mich mit neuer Energie und weckte meine Lebensgeister.
    Immerhin hat die Postangestellte meine Mutter auf dem Foto wiedererkannt, dachte ich. Natürlich würde sie inzwischen Mitte vierzig sein und wahrscheinlich auch anders aussehen - aber wie schwer konnte es sein, jemanden in einer so kleinen Stadt wie Homosassa Springs zu finden?
    Die Kellnerin erkundigte sich, ob ich sonst noch etwas zu essen bestellen wolle. »Ich hätte gern noch ein Dutzend von den Austern«, antwortete ich. »Sind die eigentlich noch lebendig?«, fragte ich sie, als sie mir die zweite Platte brachte.
    »Die sind ganz frisch, die Schale wurde eben erst in der Küche aufgebrochen«, sagte sie.
    Ich betrachtete liebevoll die hübschen, runden grauen Leckerbissen, die noch mit ihrer perlmuttglänzenden Schale verbunden waren. In welchem Moment auch immer sie starben, ich hoffte, dass ihr Tod nicht qualvoll war.
    »Darf’s sonst noch was sein?« Die Kellnerin klopfte ungeduldig mit der Fußspitze auf den Boden.
    »Noch mehr Cracker bitte«, sagte ich.

    Am nächsten Tag ging ich wieder in das Restaurant und aß weitere drei Dutzend Austern. Ich gebe zu, dass ich mich dieses Mal unsichtbar machte, weil mir allmählich das Geld ausging.
    Ich hätte meine Kleider gern gewaschen, weil ich begann, mich darin schmutzig zu fühlen. Vampire schwitzen zwar nicht - einer der Vorzüge unseres Zustands -, aber unsere Kleidung nimmt natürlich trotzdem Fusseln, Staub und Dreck an.
    Allerdings wäre es zu riskant gewesen, sie zu waschen - ich hätte sie zum Trocknen aufhängen müssen und konnte mich nicht darauf verlassen, dass mein Zimmer in der Zwischenzeit nicht an einen Gast vermietet werden

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