Das Zeitalter der Fuenf 01 Priester
deine Geheimnisse einzuweihen - wie zum Beispiel jene, die Auraya dir erzählt?
Leiard lächelte.
Was bringt dich auf den Gedanken, Auraya würde mir Geheimnisse erzählen?
Ich spüre, dass sie es getan hat.
Der Junge war sehr scharfsinnig. Leiard nahm eine gewisse Selbstgefälligkeit in seinem Wesen wahr.
Könnte ich dir diese Geheimnisse anvertrauen?, fragte er.
Jetzt war Jayims Neugier geweckt, und er reagierte voller Eifer. Natürlich würde er, was immer er erfuhr, für sich behalten. Er würde niemals das Risiko eingehen, Leiards Vertrauen zu verlieren. Außerdem würde Leiard bei der nächsten Gedankenvernetzung davon erfahren, falls Jayim ihn hinterging.
Dann stiegen Zweifel in ihm auf. Was war, wenn ihm versehentlich etwas herausrutschte? Was, wenn jemand ihn mit einer List dazu brachte, Geheimnisse zu verraten?
Geheimnisse bleiben besser geheim, sagte Leiard. Je mehr Menschen davon wissen, umso weniger geheim sind sie. Es ist nicht Misstrauen, das mich davon abhält, dich in diese Dinge einzuweihen, Jayim.
Du hast Auraya sehr gern, nicht wahr?
Der plötzliche Themenwechsel machte Leiard stutzig. Außerdem entfachte er eine Mischung verschiedener Gefühle in ihm.
Ja, antwortete er. Sie ist eine Freundin.
Aber er wusste, dass sie mehr als das war. Sie war das Kind, das er einst unterrichtet hatte, das Kind, das zu einer schönen, mächtigen Frau herangewachsen war …
Du denkst, dass sie schön ist, stellte Jayim fest. Seine Erheiterung wuchs. Du hast ein Auge auf sie geworfen!
Nein! Ihr Gesicht schimmerte in seinen Gedanken auf, und er spürte, wie aus der vertrauten Bewunderung, die er für sie empfand, plötzlich Sehnsucht wurde. Erschrocken zog er sich aus Jayims Geist zurück und brach die Vernetzung ab.
Der Junge sagte nichts. Wieder nahm Leiard Selbstgefälligkeit wahr. Er ignorierte sie.
Ich begehre Auraya nicht als Frau, sagte er sich.
Ich fürchte, genau das tust du, widersprach eine andere Stimme in seinen Gedanken.
Aber sie ist jung.
So jung nun auch wieder nicht.
Sie ist eine Weiße.
Ein Grund mehr, sie zu begehren. Der Reiz des Verbotenen ist eine mächtige Kraft.
Nein. Jayim hat mir diesen Gedanken in den Kopf gesetzt. Es ist nicht wahr, dass ich sie begehre. Wenn ich Auraya das nächste Mal begegne, werde ich genauso für sie empfinden, wie ich es zuvor getan habe.
Wir werden sehen.
Als Leiard die Augen aufschlug, bemerkte er, dass Jayim ihn erwartungsvoll beobachtete.
»Dein Geheimnis ist meins«, sagte der Junge.
»Es gibt kein Geheimnis«, entgegnete Leiard energisch. »Du hast mir einen Gedanken nahegelegt, den ich zuvor nie erwogen habe. Jetzt habe ich es getan, und ich glaube, dass du dich irrst.«
Der Junge wandte den Blick ab und nickte, aber es war offensichtlich, dass er ein Lächeln verbarg. Leiard seufzte.
»Warum gehst du nicht zu deiner Mutter hinunter und holst uns etwas Heißes zu trinken? Wir werden eine Pause machen und dann von neuem beginnen.«
Jayim stand auf, und Leiard sah ihm nach, als er davoneilte.
Es heißt, wer einen Schüler unterrichte, werde auch selbst unterrichtet. Ich hoffe nur, dass Jayims Lektion sich als Irrtum erweist.
Wenn ich gewusst hätte, wie bald die nächste Zusammenkunft stattfindet, dachte Tryss, hätte ich Drilli niemals dieses Versprechen gegeben.
Am Morgen nach dem Trei-Trei hatten die Sprecher erklärt, dass in vier Tagen eine Versammlung stattfinden werde. Drilli glaubte, dass die Sprecher sie alle vor den Vögeln warnen wollten, womit sie vermutlich richtig lag. Auf diese Weise blieb ihm jedoch nur wenig Zeit, sich auf die Vorführung seines Geschirrs vorzubereiten. Jetzt, da der Tag der Versammlung gekommen war, fielen ihm tausend Dinge ein, die noch getan werden mussten, und tausend weitere, die schiefgehen konnten.
Er hatte alles getan, was er in der kurzen Zeit hatte tun können. Er hatte sich jeden Tag in der Benutzung des Geschirrs und des Blasrohrs geübt, war seinen Pflichten daheim ausgewichen und hatte die Schelte dafür ertragen. Der Missbilligung seines Vaters fehlte es jedoch an echter Überzeugung, da Tryss jeden Tag Fleisch für ihr Abendessen mitbrachte.
Allerdings konnte er nicht alle Tiere mitbringen, die er getötet hatte. Damit hätte er zu früh zu große Aufmerksamkeit erregt. Obwohl es ihm gelungen war, ein weiteres Yern zu erlegen, hatte er es nicht gewagt, das Fleisch eines so großen Tieres nach Hause mitzunehmen. Ihm war nichts anderes übrig geblieben, als es den Aasfressern
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