Das Zeitalter der Fuenf 01 Priester
aus und strich über seine Wange, dann zeichnete sie mit dem Finger seine Lippen nach. Er zuckte nicht zurück, aber er erwiderte die Liebkosung auch nicht. Sie las Zögern in seinen Gedanken.
Diese Entscheidung muss von mir kommen, ging es ihr durch den Kopf. Er kann nicht vergessen, wer wir sind. Nur ich kann diese Wahl treffen.
Sie lächelte und hob ihre Lippen den seinen entgegen. Er erwiderte ihren Kuss mit einer sanften Zärtlichkeit, die ihr einen Schauer über den Rücken jagte. Dann lagen sie einander in den Armen. Sie küsste ihn energisch, und er antwortete mit dem gleichen Maß an Hunger und Leidenschaft. Ihre Körper berührten sich, und Auraya griff nach seinem Wams, um ihn näher an sich zu ziehen. Er ließ die Hände über ihren Rücken gleiten, aber unter dem dicken Stoff ihres Zirks konnte sie seine Berührung kaum spüren.
Wams. Zirk. Dinge, die sie daran erinnerten, wer sie waren. Aber Auraya wollte nicht erinnert werden. Nicht jetzt. Diese Dinge mussten verschwinden.
Sie lachte leise. Das sieht mir gar nicht ähnlich, dachte sie. Leiards Lippen lösten sich von ihrem Mund, und er begann, ihren Hals zu küssen. Ihm sieht das auch nicht ähnlich. Sie entdeckte eine Seite an ihm, von deren Existenz sie niemals auch nur etwas geahnt hatte.
Und es gefällt mir. Sie kicherte. Schließlich schlang sie die Arme um seine Taille und ging rückwärts auf die Tür zu ihren privaten Gemächern zu.
Emerahl lächelte und ließ die Hände über ihren Körper gleiten.
Es hat funktioniert.
Aber natürlich hatte es funktioniert. Sie hatte noch nie eine Verwandlung verpfuscht. Mirar hatte ihr vor langer Zeit erklärt, dass ihre Fähigkeit, ihren Körper zu verwandeln, eine angeborene Gabe sei. Er hatte die Theorie vertreten, dass alle Wilden eine Gabe besaßen, die ihnen auf natürliche Weise zufiel. So wie das Gefühl für Musik jenen zufiel, die wahrhaftes Talent besaßen. Ihre Gabe lag darin, ihr körperliches Alter zu verändern.
Als sie die Augen aufschlug, sah sie nur Dunkelheit. Die Luft um sie herum wurde zunehmend stickig. Sobald sie sich aus der Todestrance befreit hatte, hatte sie kleine Tunnel geschaffen, um Luft in die Kiste einzulassen. Inzwischen hatte sie den Zustand der Verlangsamung aller natürlichen Vorgänge im Körper, der für eine solche Verwandlung vonnöten war, beendet und atmete mit normaler Geschwindigkeit.
Sie verzog das Gesicht. Eine Todestrance war niemals angenehm, aber in diesem Fall war ihr nichts anderes übrig geblieben, denn sie hatte die Kinder täuschen und dafür sorgen müssen, dass sie unter der Erde überlebte. Sie wusste nicht, wie viele Tage vergangen waren, aber eines stand fest: Sie musste bald aus ihrem Sarg herauskommen, oder sie würde ersticken.
Sie war sich jedoch nicht sicher, wo die Kinder sie begraben hatten. Falls sie oder jemand anders sahen, wie sie sich aus ihrem Grab befreite, würde die Geschichte sich schneller verbreiten als ein Winterhusten und den Priester vielleicht auf die Veränderung ihres Aussehens aufmerksam machen. Sie würde sehr vorsichtig sein müssen.
Sie schloss die Augen, sandte ihren Geist aus und war sehr zufrieden, als es ihr gelang, die Gefühle der Menschen in unmittelbarer Nähe wahrzunehmen. Es war nicht leicht, sich Klarheit zu verschaffen, aber schließlich erkannte sie die schläfrigen Gedanken von Kindern. Sie fluchte unwillkürlich. Sie waren irgendwo ganz in der Nähe. Sie würde sehr leise sein müssen.
Langsam zog Emerahl Magie in sich hinein und benutzte sie, um direkt über ihrem Kopf den Deckel der Kiste aufzubrechen. Dann bewegte sie die Erde von dieser Stelle zum anderen Ende ihres Sargs hinunter. Früher als erwartet, wurde der bleiche Himmel der Morgendämmerung sichtbar.
Sie hätten mich tiefer begraben sollen, dachte sie. Aber ihre Unwissenheit hat mir einige Mühe erspart.
Sie vergrößerte das Loch, bis sie ihren Körper hindurchzwängen konnte. Kurze Zeit später sah sie, dass sie sich in dem kleinen Garten hinter dem ausgebrannten Haus befand, unter dem die Kinder lebten. Sie hielt inne, um nachzudenken.
Ich könnte mich wieder eingraben und warten, bis sie alle für den Tag über fortgegangen sind. Sie zögerte kurz. Nein. Einige von ihnen bleiben immer zurück, um das Haus zu hüten. Es ist besser, wenn ich jetzt fortgehe, solange sie noch schlafen.
Sie hob die Arme, schob sie durch das Loch und legte die Hände auf dessen Rand. Dann begann sie sich hochzuziehen. Sie musste mehrmals
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