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Das Zeitalter der Fuenf 01 Priester

Das Zeitalter der Fuenf 01 Priester

Titel: Das Zeitalter der Fuenf 01 Priester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trudi Canavan
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innehalten, um Atem zu schöpfen, und während sie langsam aus ihrem Grab aufstieg, begriff sie auch, warum das so war. Die Veränderung hatte einen großen Teil ihres Körperfetts aufgezehrt. Ihre Arme waren knochig und mager, und ihre Brüste waren praktisch zu nichts zusammengeschrumpft. Als sie die Erde von dem schmutzigen, weißen Hemd abwischte, in dem die Kinder sie begraben hatten, spürte sie die Härte der hervortretenden Hüftknochen unter dem Stoff.
    Ich bin schwach und dürr, überlegte sie. Ein Skelett, das aus dem Schoß eines Sargs wiedergeboren wurde. Wenn mich heute jemand für ein unheiliges, grauenerregendes Geschöpf hielte, könnte ich es ihm nicht verübeln.
    Endlich gelang es ihr, sich zu erheben. Zu ihrer Erleichterung stellte sie fest, dass sie genug Kraft hatte, um zu stehen und, wie sie vermutete, auch um sich fortzubewegen. Sie trat aus ihrem Grab heraus, drehte sich um und betrachtete die Dinge, die Zeugnis von ihrer Auferstehung von den Toten ablegten.
    Das hier sollte ich besser in Ordnung bringen.
    Sie zog Magie in sich hinein und bearbeitete die Erde, bis das Loch wieder gefüllt und alle Spuren ihres Tuns verwischt waren. Mit einem traurigen Lächeln betrachtete sie die verwelkten Blumen, die auf dem Boden lagen. Sie wünschte, sie hätte mehr für die Kinder tun können, aber jetzt musste sie vor allem an ihr eigenes Überleben denken.
    Was nun?
    Sie blickte an sich hinab. Ihre Hände und Arme waren mit Erde bedeckt, und sie trug nur ein fleckiges Hemd am Leib. Das Haar hing ihr über die Schultern und war immer noch steif und weiß wie das einer alten Frau. Sie musste sich waschen, dann benötigte sie Kleider und Essen und irgendetwas, womit sie ihre Haare färben konnte.
    Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass die Börse, die sie am Leib festgeschnallt getragen hatte, verschwunden war. Sie war nicht überrascht; sie hatte gewusst, dass die Kinder sie wahrscheinlich finden würden. Schließlich konnte sie nicht alles in ihrem Leib verstecken.
    Einen Moment lang erwog sie die Möglichkeit, sich ins Haus zu stehlen und nach der Börse zu suchen, aber dann verwarf sie den Gedanken wieder. Es war ein zu großes Risiko, und außerdem hatten die Kinder den größten Teil des Geldes wahrscheinlich bereits ausgegeben. Also kehrte sie ihrem »Grab« den Rücken zu und ging leise an dem Haus vorbei ins Armenviertel.
    Das dünne, graue Licht des Morgens wurde langsam heller. Die Straßen waren still, aber nicht menschenleer. Sie kam an zwei älteren Wäscherinnen vorbei, die sie voller Abscheu betrachteten, und kurz darauf blieb ein jüngerer Mann mit einem Holzbein vor ihr stehen, um sie lüstern anzustarren. Zum ersten Mal seit über hundert Jahren geriet sie in Verlegenheit.
    Und da fragen die Leute mich, warum ich, die so jung sein kann, wie sie will, mich dafür entscheide, alt zu sein?, dachte Emerahl ironisch.
    Aber andererseits hatte es eindeutig auch seine Vorzüge, wieder jung zu sein. In ihrer jüngeren Gestalt war sie für Männer stets anziehend gewesen. Manchmal auch für Frauen. Obwohl sie sich gegenwärtig in einem denkbar schlechten Zustand befand, war ein wenig von ihrer Schönheit noch immer zu erkennen. Sie brauchte nur einige regelmäßige, gesunde Mahlzeiten, um ihre Kurven zurückzugewinnen.
    Aber Essen kostete Geld. Stirnrunzelnd dachte sie über die unmittelbare Zukunft nach. Nachdem sie ihre Börse und auch ihr Körperfett eingebüßt hatte, musste sie schnell eine Einkommensquelle auftun. Diebstahl war eine Möglichkeit, aber sie war seit langem aus der Übung und hätte nicht die Kraft, wegzulaufen, falls sie ertappt wurde. Wenn man sie bei einem solchen Vergehen entdeckte, würde sie damit nur dieAufmerksamkeit der Priester auf sich ziehen.
    Die Priester hielten Ausschau nach einer Frau, die Heilmittel verkaufte, daher blieb ihr auch dieser Weg versperrt. Sie ging weiter hügelabwärts, auf das Meer zu. Die Richtung, die sie gewählt hatte, erheiterte sie. Sie war am Ozean zur Welt gekommen und hatte sich in Notzeiten stets zum Wasser hingezogen gefühlt. Als der flache, flüssig erscheinende Horizont schließlich in Sicht kam, stieß sie einen Seufzer der Erleichterung aus und beschleunigte ihre Schritte.
    Am Rand des Wassers angekommen, folgte sie der Straße am Ufer entlang und hielt Ausschau nach einer abgelegenen Stelle, um sich zu waschen. Die meisten der kleinen Buchten waren besetzt. Als sie zu einer Bucht mit nur einem einzigen Steg gelangte, blieb sie

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