Das Zeitalter der Fuenf 01 Priester
deine Antwort bis... hm, ich bin mir nicht sicher, wie viel Zeit ich dir geben kann. Eine Woche. Vielleicht länger. Ich werde es dich wissen lassen...«
Sie zuckten beide zusammen, als Unfug plötzlich auf Aurayas Schulter fiel.
»Bombom!«, trällerte eine schrille Stimme in ihr Ohr.
»Unfug!«, stieß sie hervor und drückte eine Hand auf ihr hämmerndes Herz. »Das war sehr unhöflich!«
»Bombooom!«, verlangte der Veez. Er sprang von ihrer Schulter auf Leiards. Zu Aurayas Erleichterung zeichnete sich ein breites Lächeln auf Leiards Zügen ab.
»Komm her«, sagte er und legte vorsichtig die Finger um den Körper des Veez. Als Leiard ihn von seiner Schulter hob und auf den Rücken drehte, stieß Unfug ein klagendes Miauen aus. Nachdem der Traumweber jedoch seinen Bauch zu streicheln begonnen hatte, entspannte sich der Veez und schloss die Augen. Schon bald lag er schlaff in einer von Leiards Händen, und seine kleinen Finger zuckten.
»Das ist doch einfach jämmerlich«, rief sie aus.
Er grinste und hielt ihr den Veez hin. Einen Moment lang begegneten sich ihre Blicke. Das Funkeln, das in seine Augen getreten war, erfüllte Auraya mit einer eigenartigen Freude. Sie hatte ihn selten so... so verspielt gesehen.
Plötzlich fiel ihr etwas ein, das ihre Mutter vor Jahren gesagt hatte. Dass die Frauen im Dorf sich Sorgen machten, sie könne ein ungebührliches Interesse an Leiard haben. Dass er nicht so alt sei, wie er erschien.
Jetzt verstehe ich, warum sie sich um mich gesorgt haben. Ich dachte, er sei uralt, aber ich war ein Kind und habe nur das weiße Haar und den langen Bart gesehen. Er kann nicht älter als vierzig sein, und wenn er sich rasieren und das Haar schneiden würde, glaube ich, wäre er auf eine raue Art recht gutaussehend.
Der Veez löste sich aus seiner Trance und hob den Kopf. »Mehr kraulen?«
Diese Bemerkung entlockte ihnen beiden ein leises Lachen. Leiard setzte den Veez auf die Bank. Das Tier begann von neuem, um Essen zu betteln, daher öffnete Auraya ihren Korb und holte Erfrischungen für sie alle hervor. Dann las sie laut die Anweisungen für das Spielzeug vor, und sie stellten Überlegungen zu der Frage an, ob es klug sei, dem Tier derartige Kunststücke beizubringen.
Nur allzu bald kam der Kahn zurück. Leiard wartete, bis das Boot an den Pollern festgemacht war, bevor er aufstand. Dann hielt er inne und blickte auf sie hinab.
»Wann wirst du nach Somrey segeln?«
Sie zuckte die Achseln. »Das hängt davon ab, ob ich einen Ratgeber finde. Wenn sich niemand zur Verfügung stellt, wird Mairae wahrscheinlich in etwa einem Monat allein aufbrechen.«
»Und wenn du jemanden findest?«
»Früher.«
Er nickte, dann wandte er sich ab und ging zu dem Kahn hinüber. Nach einigen Schritten blieb er noch einmal stehen, drehte sich um, lächelte schwach und neigte den Kopf.
»Es war mir ein Vergnügen, mich mit dir zu unterhalten, Auraya von den Weißen. Ich werde die Position, die du mir angeboten hast, annehmen. Wann soll ich dich treffen?«
Sie sah ihn überrascht an. »Wie war das noch mit der Bedenkzeit?«
Er hob die Schultern. »Ich habe bereits nachgedacht.«
Sie betrachtete ihn eingehend. Von dem Aufruhr, der einige Zeit zuvor seinen Geist erfüllt hatte, war nichts mehr zu entdecken. Anscheinend hatte die Vernunft seine Furcht überwunden, nachdem er über das Problem nachgedacht hatte.
»Ich werde Juran sagen, dass du das Angebot angenommen hast. Wenn ich deine Anwesenheit im Turm benötige, werde ich dir eine Nachricht schicken.«
Er nickte knapp. Dann wandte er sich ab, stieg zu dem Kahn hinunter und ließ sich auf die niedrige Bank sinken. Sie gab den Stakern ein Zeichen, woraufhin die Männer die Leinen ins Boot warfen und wieder an Bord gingen. Kurz darauf glitt der Kahn stromaufwärts davon.
Auraya blickte Leiard nach, der gelassen zwischen den Stakern saß, und dachte über die Zweifel nach, die sie gehabt hatte. Sie hatte befürchtet, dass er sich nicht mit ihr treffen würde, aber er hatte es getan. Sie hatte sich Sorgen gemacht, dass die Begegnung peinlich werden könnte, aber sie war in seiner Gegenwart so unbefangen gewesen wie eh und je. Gleichzeitig hatte sie sich ängstlich gefragt, wie seine Antwort ausfallen würde.
Jetzt brauchte sie nur noch über die Möglichkeit nachzugrübeln, dass seine neue Tätigkeit womöglich ihre Freundschaft zerstörte.
Als der Kahn außer Sicht war, rief Auraya nach Unfug, griff nach ihrem Korb und machte sich auf den
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