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Das Zeitalter der Fuenf 01 Priester

Das Zeitalter der Fuenf 01 Priester

Titel: Das Zeitalter der Fuenf 01 Priester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trudi Canavan
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»Sofort.«
    Die Männer zögerten und sahen Fiamo zweifelnd an.
    Die Worns knurrten.
    Die Männer packten die Riemen, und Fiamo rappelte sich wieder hoch. Langsam entfernte sich das Boot von der Küste. Als die ferne Gestalt nur noch ein weißer Punkt war, kicherte der schwarze Zauberer leise. Er kehrte der Küste den Rücken zu und betrachtete das Boot und seine Mannschaft. Als er Fiamos Blick begegnete, lächelte er auf eine Art und Weise, die dem Kapitän das Blut in den Adern gefrieren ließ.
    »Kapitän, hast du noch weitere Riemen?«
    Fiamo sah sich um. Harro und der alte Marro standen mit leeren Händen da. Der Junge wimmerte, als zwei der Worns auf ihn zukamen.
    »Nein«, gestand Fiamo. »Aber wir...«
    Auf ein unausgesprochenes Zeichen hin setzten die Tiere zum Sprung an und packten die beiden an der Kehle. Als sich ein Schwall Blut auf die Planken ergoss, wich alle Kraft aus Fiamos Beinen, und er sank auf das Deck. Es gab keine Schreie, aber er konnte hören, wie die beiden sich zur Wehr setzten.
    »Rudert weiter«, brüllte der Zauberer. Fiamo spürte, dass der Mann auf ihn zukam. Die Geräusche der Tiere, die sich an ihrem Festmahl gütlich taten, waren in der windlosen Stille nur allzu deutlich zu hören.
    Der alte Marro. Der Sohn meines Nachbarn. Sie sind tot. Tot.
    Der Zauberer ragte über ihm auf.
    »Warum?«, hörte Fiamo sich krächzen.
    Der Mann wandte sich ab. »Sie haben Hunger.«
    Ein Rascheln von Tuch lenkte Fiamos Aufmerksamkeit nach oben. Die Segel blähten sich. Der Nachmittagswind war gekommen.
    Wo er sie heute hinführen würde, darüber wollte Fiamo lieber nicht nachdenken.
     
    Der Turm war höher als jeder andere, den sie je gesehen hatte. Er war so hoch, dass die Wolken auf ihrem Zug daran zerrissen ...
    Nein. Nicht noch einmal.
    Emerahl riss sich aus dem Traum los und schlug die Augen auf. Während des vergangenen Monats hatte der Traum sie fast jede Nacht heimgesucht. Es war jedes Mal dasselbe: Der Turm stürzte auf sie, und sie musste unter dem Schutt langsam ersticken. Wenn sie dem Traum bis zum Ende seinen Lauf ließ, erwachte sie bebend und voller Angst, daher hatte sie es sich zur Gewohnheit gemacht, sich aufzuwecken, sobald er begann.
    Schließlich würde der Traum mich ohnehin wecken. Da kann ich meinen Schlaf genauso gut zu meinen Bedingungen beenden.
    Sie erhob sich seufzend, goss ein wenig Wasser in einen Kessel und machte ein Feuer. Die Flammen warfen unheimliche Schatten auf die Wände des Leuchtturms - deren bedrohlichste sie selbst zeigten, mit gebeugten Schultern und wirrem Haar.
    Altes Hexenweib, dachte sie und nickte dem Schatten zu. Kein Wunder, dass die Dörfler dich fürchten.
    Sie hatte schon seit einigen Tagen keinen von ihnen mehr zu Gesicht bekommen. Gelegentlich fragte sie sich, ob »Klein Rinnie« noch immer ihrem Vater und seinen Spießgesellen ein Schnippchen schlug. Die meiste Zeit über genoss sie jedoch einfach die Ruhe.
    Weshalb dann diese Träume?, fragte sie sich. Sie nahm einige getrocknete Blätter aus einem Krug und streute sie in einen Becher. Während das Wasser heiß wurde, begann der Kessel zu pfeifen. Sie verschränkte die Finger und grübelte über den Traum nach.
    Er war immer gleich. Die Einzelheiten wichen niemals von dem Gewohnten ab. Es war mehr ein Erinnerungstraum als ein gewöhnlicher Traum, aber sie hatte keine Erinnerungen wie diese. Sie war stolz auf ihr Gedächtnis und stolz darauf, dass sie niemals auch nur eine einzige ihrer Erinnerungen an die Vergangenheit unterdrückt hatte. Ob gut oder schlecht, sie akzeptierte sie als Teil der Frau, die sie war.
    Dieser Traum schien einem bestimmten Plan zu folgen. Es war ein Gefühl, das sie seit langer Zeit nicht mehr wahrgenommen hatte. Es erinnerte sie an einen... an einen Traum, wie sie die Traumweber schickten!
    Bei dieser Erkenntnis überlief sie ein Schauder der Überraschung, eine Regung, die selten geworden war in den letzten Jahren. Es war möglich, dass ein Zauberer oder sogar ein Priester diese Fähigkeit erlernt hatte, aber irgendetwas sagte ihr, dass es das Werk eines Traumwebers war.
    Aber warum sollte ihr irgendjemand einen solchen Traum schicken? Und war er ausschließlich an sie geschickt worden oder an jeden Menschen, der empfindsam genug war, ihn zu empfangen? Sie trommelte mit den Fingern auf ihre Knie. Der Inhalt eines Traums konnte ein Fingerzeig auf seine Ursprünge sein. Sie dachte über die Türme nach, die es ihres Wissens in der Vergangenheit gegeben hatte.

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