Das Zeitalter der Fuenf 01 Priester
ein. Einige von ihnen vertäuten das Boot am Kai, während andere eine geschnitzte und bemalte Brücke für die Besucher herabließen.
Sie gingen von Bord, und Meeran führte sie eine Treppe hinauf. Oben auf der Mauer starrten die Priester und Priesterinnen Mairae und Auraya an, und ihre Ehrfurcht war so machtvoll, dass Leiard sie mühelos auffangen konnte. Die Hohepriester traten vor, um sich von Haleed vorstellen zu lassen. Als Leiard den Blick weiterwandern ließ, wurde ihm bewusst, dass er sich innerhalb des Tempels von Arbeem befand. Das Gebäude war von bescheidenerer Machart als die in Jarime und im gleichen Stil gebaut wie die meisten Häuser der Stadt - einstöckig und schmucklos.
Als Leiard seinen Namen hörte, richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf die Menschen um sich herum. Die Hohepriester betrachteten ihn mit unterdrückter Neugier und Zweifel. Nachdem alle miteinander bekanntgemacht worden waren, erklärte Arleej, dass sie sich verabschieden müsse.
»Ich muss ins Traumweberhaus zurückkehren. Wir vollziehen heute Abend die Frühlingsvernetzung«, erklärte sie. Dann wandte sie sich an Leiard. »Möchtest du an der Zeremonie teilnehmen, Traumweber Leiard?«
Sein Pulsschlag beschleunigte sich. Eine Vernetzung und eine Chance, sich mit einem anderen Traumweber zu beraten, was seine eigenartigen Erinnerungen betraf. »Es wäre mir eine Ehre«, antwortete er langsam. »Aber möglicherweise werde ich hier benötigt.«
»Nicht heute Abend, Leiard«, sagte Auraya. Sie sah ihm gelassen in die Augen und nickte beinahe unmerklich. Geh zu deinen Leuten, schien ihre Miene zu sagen. Zeig ihnen, dass man dir vertrauen kann. »Aber wir werden uns morgen früh mit dir beraten wollen«, fügte sie hinzu.
»Dann werde ich an der Zeremonie teilnehmen«, erklärte er. »Und noch heute Abend zurückkehren.«
Arleej nickte. »Ich freue mich darauf, euch alle morgen wiederzusehen«, sagte sie mit einer höflichen Verbeugung. Als sie sich abwandte, trat ein Priester vor und erbot sich, sie durch den Tempel zu führen.
Die Traumweberälteste schwieg, während sie dem Priester folgten. Nach kurzer Zeit traten sie aus dem Gebäude in einen Innenhof hinaus. In der Nähe standen ein vierrädriger Tarn mit Verdeck und ein Fahrer für sie bereit.
»Der Hohepriester wollte uns durch die Haupttore schicken«, sagte sie, »aber ich habe darauf bestanden, dass wir diesen Weg nehmen. Vor dem Tempel haben sich gewiss viele Menschen eingefunden, was uns das Durchkommen schwergemacht hätte.«
Leiard nickte. Wollte sie damit andeuten, dass die Menge möglicherweise gefährlich war oder dass sie ihnen einfach den Weg versperren würde? Obwohl Somrey die Nation war, die den Traumwebern mit der größten Toleranz begegnete, gab es in jedem Land kleine Gruppen, deren Meinung von der der Mehrheit abwich.
Der Tarn war schlicht und schmucklos und der Fahrer ein Dienstmann. Leiard ließ sich auf der Sitzbank neben Arleej nieder. Die Traumweberälteste nannte dem Fahrer ihr Ziel, und schon bald rollten sie durch die schmalen, überfüllten Straßen der Stadt.
Während der Tarn sich dem Traumweberhaus näherte, dachte Arleej über ihren Begleiter nach. Er war nicht das, was sie erwartet hatte, aber andererseits waren ihre Erwartungen nicht besonders konkret gewesen. Sie hatte einfach damit gerechnet, dass der Mann, der nach Somrey kam, weniger wie ein Traumweber und mehr wie ein Zirkler sein würde.
Leiard war jedoch durch und durch Traumweber, das konnte sie deutlich spüren. Die Art, wie er ihre Fragen beantwortete, erinnerte sie stark an ihren Lehrer. Keefler hatte das Jahr seiner Geburt nicht gekannt und den größten Teil seines Lebens an einem entlegenen Ort zugebracht. Auch er war still und wachsam gewesen.
Die Antworten auf ihre Fragen, was seine Beziehung zu Auraya von den Weißen betraf, hatten sie so sehr verblüfft, dass sie in Schweigen verfallen war. Er hatte die junge Frau als Kind unterrichtet und gehofft, sie würde seine Schülerin werden. Stattdessen war sie zu den Zirklern gegangen. Wenn Arleej eine solche Enttäuschung erlitten hätte, bezweifelte sie, dass sie imstande gewesen wäre, ihrer ehemaligen Schülerin ohne Groll gegenüberzutreten. Leiard dagegen schien ihre Entscheidung und ihre Erhebung in den Stand einer Weißen akzeptiert zu haben. Er bezeichnete sie tatsächlich als Freundin.
Das alles schien zu gut zu sein, um wahr sein zu können. Dass die Götter eine Frau erwählt hatten, die von einem
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