Das Zeitalter der Fuenf 02 Magier
nicht erlauben. Magie dieser Art bringt das Gleichgewicht von Leben und Tod in der Welt durcheinander. Wenn die Menschen begreifen würden, was diese Magie leisten kann, und wüssten, dass die Weißen sie auszuüben vermögen, würden ihre Forderungen an dich jedes vernünftige Maß übersteigen.
Aurayas Magen krampfte sich vor Enttäuschung zusammen.
Aber die Siyee...?
Sie werden nicht alle sterben. Es ist ein bedauerlicher Preis, den sie zahlen müssen, damit das Gleichgewicht von Leben und Tod erhalten bleibt. Du kannst nur so schnell wie möglich handeln, um die Ausbreitung dieser Krankheit zu verhindern.
Und Leiard? Bringt auch er das Gleichgewicht von Leben und Tod durcheinander?
Ja, aber er ist bloß ein Traumweber und bekleidet im Gegensatz zu dir keine Machtposition. Der Schaden ist nur gering.
Er könnte andere unterweisen.
Er würde scheitern. Nur wenige Menschen sind imstande, diese Gabe zu erlernen. Du könntest dazu in der Lage sein, aber die Konsequenzen wären erheblich schwerwiegender.
Sie seufzte. Dann muss ich sein Angebot also ablehnen.
Bedauerlicherweise ja.
Als die Göttin sich zurückzog, blickte Auraya zu Leiard auf.
»Sie haben abgelehnt«, stellte er fest.
»Ja.« Sie verzog das Gesicht. »Du hattest recht. Es ist mir nicht bestimmt, diese Gabe zu besitzen.« Sie schüttelte bekümmert den Kopf. »Ich werde ins Offene Dorf gehen. Es wird einiger Autorität bedürfen, um zu verhindern, dass sich die Seuche von dort aus weiter ausbreitet. Der Stamm vom Nordwald ist diesem hier am nächsten. Am besten, du kümmerst dich darum.« Sie bemerkte, dass er beunruhigt wirkte. »Was ist los?«
Er wandte den Blick ab. »Ich hatte die Absicht, Si zu verlassen.«
Sie lächelte mitfühlend. »Die Herzzehre hat auch meine Pläne durchkreuzt.« Dann runzelte sie die Stirn, als sie den Argwohn in seinem Blick sah. »Du hast immer noch vor, fortzugehen? Oh... du wolltest meinetwegen fort.«
Er zog die Schultern hoch. »Ich habe den Befehl bekommen, mich von dir fernzuhalten.«
»Mach dich nicht lächerlich!« Sie stemmte die Hände in die Hüften. »Juran hätte nie gewollt, dass du die Siyee im Stich lässt, weil... und ich werde mich ohnehin nicht beim Nordwaldstamm aufhalten. Gewiss hat er dir nicht aufgetragen, jedes Land zu verlassen, in dem ich zufällig ebenfalls auftauche.«
Leiard schaute zu Boden, dann blickte er mit harten Augen zu ihr auf. »Nicht direkt. So genau waren seine Anweisungen nicht.« Er hielt inne. »Wenn ich zum Nordwaldstamm gehe - wenn ich in Si bleibe -, wirst du mir dann versprechen, dass mir nichts zustößt?«
Sie starrte ihn an. Hatte er wirklich solche Angst vor Vergeltung?
»Natürlich wird dir nichts zustoßen.«
»Versprich es mir«, sagte er. »Schwöre es bei den Göttern.«
Sie ließ einige Herzschläge verstreichen, bevor sie antwortete, zu entsetzt über sein Misstrauen, um zu sprechen. Wenn es dieses Versprechens bedarf, damit er hierbleibt und den Siyee hilft ...
»Ich schwöre im Namen von Chaia, Huan, Lore, Yranna und Saru, dass dem Traumweber Leiard kein Schaden widerfahren wird, solange er in Si verweilt, um den Siyee beim Kampf gegen die Herzzehre beizustehen.«
Jetzt war es an ihm, sie anzustarren. Langsam entspannten sich seine Züge, und er lächelte. »Ich kann nicht glauben, dass du das getan hast«, sagte er. »Für mich.«
Sie sog verärgert die Luft ein. »Ich kann nicht glauben, dass du darum gebeten hast. Wirst du jetzt zum Nordwaldstamm gehen?«
Er nickte. »Ja. Natürlich. Ich werde meine Sachen packen - und ich sollte Tyve Bescheid geben.« Er griff nach einer Pfeife, die an einer Schnur um seinen Hals hing, setzte sie an die Lippen und blies hinein. Auraya unterdrückte ein Lächeln. Tyve schien es zufrieden zu sein, auf solche Weise gerufen zu werden, aber sie fragte sich, wie lange das so bleiben würde.
»Wilar!«
Sie drehte sich um und sah Tyve auf die Plattform zufliegen.
»Pack deine Sachen«, trug Leiard dem Jungen lächelnd auf. »Wir machen uns auf den Weg zu einem anderen Stamm, der unsere Hilfe braucht.« Tyves Augen weiteten sich, als er begriff, was das bedeutete. »Auraya muss ins Offene Dorf zurückkehren und sich dort um die Kranken kümmern.«
Leiard sah ihr in die Augen, und ein schwaches Lächeln umspielte seine Lippen. Sie dachte an die Kälte, die sie in seinem Blick gesehen hatte, als sie das erste Mal im Dorf erschienen war.
Ich bin froh, dass sich das geändert hat, ging es ihr durch den Kopf.
Weitere Kostenlose Bücher