Das Zeitalter der Fuenf 02 Magier
dann lachte sie erfreut auf, als duftende Blütenblätter auf die Plattform herabregneten.
»Tun sie das immer?«, fragte sie, während sich zu ihren Füßen weitere Blätter sammelten.
»Das kommt auf das Ereignis an«, antwortete Imenja. »Die Menschen versammeln sich gern hier, wenn sie wissen, dass die Chance besteht, eine der Stimmen zu sehen, insbesondere Nekaun. Aber Blumen bekommen wir bei solchen Anlässen nicht. Die werfen sie dir zu Ehren.«
»Warum?«, fragte Imi, geschmeichelt und erstaunt gleichermaßen.
»Du bist eine Prinzessin. Es ist eine Tradition, einen großen Wirbel um Adlige zu machen. In vergangenen Zeiten erwartete man von einem Monarchen und seiner Familie, dass sie die Geste erwiderten, indem sie Münzen warfen, aber diese Tradition endete, als vor fast einem Jahrhundert der letzte avvensche König starb.«
»Ihr habt keinen König?«
Imenja schüttelte den Kopf. »Seither nicht mehr. Der König hatte keine Erben, und das Volk hat sich entschieden, dass statt eines Königs in Zukunft die Stimmen herrschen sollten. Wir herrschen auch in Mur weiter oben im Norden, durch einen Ergebenen, den die ortsansässigen Götterdiener wählen. In Dekkar, das südlich von hier liegt, folgen die Menschen noch immer einem Hochfürsten - obwohl sein Nachfolger von den Göttern ausgewählt wird, nicht durch Fortsetzung der direkten Linie.«
»Wie teilen die Götter den Menschen mit, welchen Mann sie ausgewählt haben?«
»Die Kandidaten müssen sich Prüfungen unterziehen, in denen ihre Tüchtigkeit, ihre Ausbildung und ihre Eignung zum Anführer ermittelt werden. Derjenige, der alle Prüfungen besteht, wird zum Hochfürsten.«
»Also sorgen die Götter dafür, dass derjenige, den sie bevorzugen, die Prüfungen besteht.«
Imenja nickte. »Ja.«
»Warum bin ich noch nie auf den Gedanken gekommen, danach zu fragen?«, sagte Imi. »Man sollte meinen, eine Prinzessin würde dergleichen Dinge wissen. Ich nehme an, ich bin keine gute Prinzessin.«
»Du bist eine wunderbare Prinzessin«, erwiderte Imenja lächelnd. »Man hat dich nur deshalb nicht gelehrt, derartige Fragen zu stellen, weil dein Vater nicht damit gerechnet hat, dass du jemals in eine solche Situation geraten würdest.«
Bei dem Gedanken an ihren Vater verzog Imi das Gesicht. »Er wird so wütend auf mich sein.«
Imenjas Lächeln wurde breiter. »Warum?«
»Weil ich Regeln gebrochen und mich in Schwierigkeiten gebracht habe.«
»Ich glaube nicht, dass ihn das auch nur im Geringsten interessieren wird. Wenn er dich sieht, wird er einfach glücklich darüber sein, dich zurückzuhaben.«
Imi seufzte. »Ich werde auch glücklich sein, wenn ich wieder zu Hause bin. Es macht mir nichts aus, wenn ich in meinem Zimmer bleiben oder ein Jahr lang zusätzliche Unterrichtsstunden nehmen muss, ich werde nie wieder eine Regel brechen.«
Die Plattform drehte sich. Imi sah, dass sie in eine andere Straße getragen wurden. In der Ferne konnte sie das Meer und die winzigen Umrisse von Schiffen erkennen. Ein weiterer Blütenregen ging auf sie nieder, und ihr wurde leichter ums Herz.
Ich wünschte, Vater könnte all das sehen, dachte sie. Dann würde er seine Meinung über die Landgeher vielleicht ändern. Sie sind nicht alle schlecht. Plötzlich lächelte sie. Wenn er Imenja kennen lernt, wird er das selbst erfahren.
Gerade als Auraya landete, trat Sprecher Veece aus der Laube.
»Ich danke dir, Auraya von den Weißen«, sagte er, als sie ihm Wasserschläuche und Körbe mit Früchten, kaltem Fleisch und Brot reichte.
Sie lächelte. »Nach all der Arbeit, die wir aufgewandt haben, können wir nicht zulassen, dass du uns verhungerst.« Helles Sonnenlicht fiel auf die Plattform und die Laube, so dass es schwer wurde, etwas in dem düsteren Innern der Behausung zu erkennen. »Wie geht es den anderen?«
»Gut. Wilar meint, wir seien alle geheilt. Wir müssen allerdings warten, bis der Rest des Dorfes sich ebenfalls erholt hat, bevor wir uns hinauswagen dürfen, und wir müssen im Dorf bleiben und allen Besuchern aus dem Weg gehen, bis die Krankheit aus Si vertrieben ist.«
»Er hat recht.« Sie verzog das Gesicht. »Es ist schwer, Geduld zu haben, aber du kannst dir sicher sein, dass die Krankheit euch töten würde, sollte einer von euch sich noch einmal anstecken. Ihr müsst vorsichtig sein, vor allem Besuchern gegenüber.«
Er seufzte und nickte. »Das werden wir. Wie du schon sagtest, wir wollen nicht, dass all eure Bemühungen vergeudet
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