Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Zeitalter der Fuenf 02 Magier

Das Zeitalter der Fuenf 02 Magier

Titel: Das Zeitalter der Fuenf 02 Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trudi Canavan
Vom Netzwerk:
wurde Emerahl klar, dass sie das Boot würde festmachen müssen, damit die Strömung es nicht davontrug. Dafür kam auf dem ansonsten leeren Felssims nur der Krug in Frage, falls er fest genug stand. Sie schlang das Seil darum und trat einen Schritt zurück, bereit, danach zu greifen, wenn der Krug sich bewegte. Das Seil straffte sich, aber der Krug blieb stehen. Emerahl stieß ihn vorsichtig an. Er schien fest genug zu stehen. Sie wandte sich ab und näherte sich der durch das Symbol gezeichneten Höhle. Sie bewegte ihr Licht durch den Eingang, und es erhellte einen kleinen Raum.
    Der Raum war rund. Die Wände waren mit einem kunstvollen Muster aus Punkten bemalt. In der Mitte stand ein weiterer mit Wasser gefüllter Krug. Von der Decke tropfte Feuchtigkeit hinein.
    »Wer bist du?«
    Die Stimme sprach im Flüsterton und in einer lange ausgestorbenen Sprache. Emerahl konnte nicht erkennen, aus welcher Richtung sie gekommen war. Es klang so, als hätten zwei Personen gesprochen, aber das mochte auch an dem Echo im Raum liegen.
    Emerahl überlegte, welchen Namen sie nennen sollte. »Ich bin...« Wer immer dort wartete, würde ihren richtigen Namen vielleicht nicht kennen, ging ihr plötzlich auf. »Ich bin die alte Hexe.«
    »Warum bist du hier?«
    »Um dich zu treffen«, antwortete sie.
    »Dann trink und sei mir willkommen.«
    Emerahl betrachtete den Krug argwöhnisch. Das Wasser war so klar, dass sie auf den Grund des Gefäßes sehen konnte. Gab es hier irgendetwas, das sie fürchten musste? Gewiss hätte die Möwe sie nicht in eine Falle geschickt. Nein, sie legte nur wieder einmal übertriebene Vorsicht an den Tag. Die Einladung war wahrscheinlich ein Ritual des guten Benehmens. Also tauchte sie eine Hand in das Wasser, führte ein wenig davon an ihre Lippen und nippte.
    Sofort begann ihr Mund zu brennen. Sie keuchte und zuckte zurück, als könne das den Schmerz lindern. Das Gefühl breitete sich langsam aus. Sie berührte abermals ihr Gesicht und stellte erschrocken fest, dass es schnell anschwoll.
    »Was...?«, versuchte sie zu sagen, aber ihre geschwollenen Lippen konnten keine Worte mehr formen.
    Die Möwe sagte, sein Freund würde mich ignorieren, falls er oder sie mich nicht würde sehen wollen, aber es war nie die Rede davon, dass dieser Freund mich töten würde! Warum sollte er ... ?
    Halt den Mund, sagte sie sich. Du bist vergiftet worden! Kümmere dich darum.
    Sie ging rückwärts aus dem Raum, taumelte zu ihrem Boot hinüber und ließ sich hineinfallen. Ein Gefühl der Lähmung breitete sich in ihrem Körper aus. Sie hatte keine Kraft mehr, um das Anlegeseil zu durchschneiden.
    Sie schloss die Augen und sandte ihren Geist nach innen.
    Die Wirkung des Giftes strömte von ihrem Mund, ihrer Kehle und ihrem Magen aus in den Rest ihres Körpers. Sie dämmte sein Fortschreiten ein, indem sie die Wege blockierte, die das Gift nahm. Nachdem sie so viel wie möglich in ihre Kehle zurückgedrängt hatte, zwang sie es zusammen mit den Flüssigkeiten, mit denen es sich vermischt hatte, hinaus.
    Nachdem sie es ausgespuckt hatte, ließ sie ihren Geist dem Gift folgen, das bereits ihr Blut verseucht hatte. Ein Brennen führte ihren Geist durch Organe und Gliedmaßen. Sie sah, dass es zu stark verdünnt war, um großen Schaden anzurichten. Schließlich beschleunigte sie ihren Herzschlag und filterte das Gift durch die Ausscheidungsorgane aus, sammelte es in einem kleinen Tropfen und leitete diesen aus ihrem Körper hinaus.
    Schließlich holte sie dreimal tief Luft, öffnete die Augen und richtete sich auf.
    »Meinen Glückwunsch, Emerahl, die alte Hexe. Du hast die Prüfung bestanden«, sagte eine Frauenstimme.
    »Du hättest dir doch sicher etwas anderes ausdenken können, etwas, das ein wenig... höflicher gewesen wäre«, erwiderte Emerahl mit finsterer Miene.
    Ein Lachen hallte durch die Höhle. Männlich und jung. Sie sind also zu zweit, überlegte Emerahl. Die Stimme hatte keinerlei Bosheit, aber reichlich Ironie enthalten. Emerahl konnte noch immer nicht beurteilen, woher die Stimme gekommen war.
    »Wenn wir es hätten tun können, hätten wir es getan«, antwortete der Mann. »Bitte, verzeih uns, Emerahl. Wir mussten uns davon überzeugen, dass du die bist, die du zu sein behauptet hast.«
    Emerahl stand auf und stieg aus dem Boot. »Mir wäre ein Rätsel lieber gewesen.«
    Der Mann lachte abermals. »Ach ja? Ich finde Rätsel ärgerlich und angeberisch.«
    Sie sah sich um. »Ich weiß nicht einmal, wer du

Weitere Kostenlose Bücher