Das Zeitalter der Fuenf 02 Magier
und sich reckte.
»Komm, setz dich«, sagte Surim und zog Emerahl zu einem Stapel Kissen. Tamun ließ sich neben Emerahl nieder. Sie zog einen kleinen Webstuhl zu sich heran und begann die Finger mit der mühelosen Geschicklichkeit eines Menschen zu bewegen, der eine bestimmte Arbeit schon sehr lange Zeit verrichtete.
»Ich habe mich immer gefragt, was ihr beiden so treibt«, bemerkte Emerahl zu ihm. »Die Berichte, die mir zu Ohren gekommen sind, legten die Vermutung nahe, dass ihr Propheten seid. Wie das Orakel.«
Surim lachte.
»Wir haben nie behauptet, wir seien in der Lage, die Zukunft zu sehen oder vorauszusagen«, erklärte Tamun. »Nicht so, wie die Seherin es behauptet hat. Sie konnte es nämlich gar nicht. Sie hat lediglich ihre Fähigkeiten als Gedankenleserin genutzt, um herauszufinden, was ein Mensch hören wollte, und dann hat sie dem Betreffenden zweideutige Antworten gegeben.«
»Außerdem hat sie absolut grauenhafte Gedichte geschrieben und sie Prophezeiungen genannt«, fügte Surim mit einer abschätzigen Geste hinzu. »All diesen Unfug über verschwundene Erben und magische Schwerter. Wir alle wissen, dass Schwerter keine Magie haben können.«
»Es sei denn, sie wären aus dem Holz eines Willkommensbaums gemacht«, warf Tamun ein. »Oder aus schwarzer Koralle.«
»Was bedeutet, dass sie als körperliche Waffe vollkommen nutzlos wären.« Surim sah Emerahl an und lächelte. »Achte gar nicht auf uns, meine Liebe. Wir haben den größten Teil eines Jahrtausends mit solchen Streitereien verbracht. Erzähl uns lieber etwas über dich und über die Welt. Die Möwe hält uns auf dem Laufenden, aber ihm kommen nur Gerüchte und Geschwätz zu Ohren. Du hast die jüngsten Ereignisse mit eigenen Augen gesehen.«
Emerahl setzte sich und lachte leise. »Zweifellos hat die Möwe euch davon erzählt. Es ist wahr, ich habe einige Dinge gesehen. Wenn auch nicht aus freien Stücken.«
Und sie begann zu erzählen, wie ein Priester sie vor über einem Jahr aus ihrem Leuchtturm vertrieben hatte.
Auraya ging in der Laube auf und ab.
Während der letzten Wochen war sie kreuz und quer durch Si geflogen, zu allen Dörfern, die von der Herzzehre betroffen waren. Überall hatte sie Anweisung gegeben, drei Lauben bauen zu lassen, geradeso wie Mirar es bei dem Stamm vom Blauen See getan hatte. Sie hatte den Siyee in jedem Dorf beigebracht, wie man Heilkuren zubereitete und wie man beurteilte, wann ein Patient wahrscheinlich magische Hilfe brauchte, um die Krankheit zu überwinden. Jetzt konnte sie, wann immer sie ein Dorf besuchte, jene versorgen, die sie am dringendsten brauchten, bevor sie ins nächste Dorf weiterflog.
Aber an diesem Morgen hatte Juran sich mit ihr in Verbindung gesetzt, um ihr mitzuteilen, dass die Götter später am Tag am Altar ihr Urteil verkünden würden. Dieser Umstand hatte sie dazu gezwungen, stundenlang in ihrer Laube zu bleiben, obwohl sie wusste, dass viele kranke Siyee ihre Hilfe brauchten, während sie untätig dasitzen musste. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie die Hände rang, wie ihre Mutter es immer getan hatte, wenn sie nervös gewesen war. Sie löste die Finger voneinander und seufzte verärgert.
Oh! Genug der Warterei! Ich wünschte, die Götter würden ihre Entscheidung bekanntgeben und die Angelegenheit endlich hinter sich bringen!
Mit verkrampftem Magen ging sie weiter im Raum auf und ab. Sie musste an Chaias Worte denken: Wisse, dass du dir einen der Götter zum Feind gemacht hast. Einen der Götter. Nicht zwei. Von allen Göttern hatte sie Huan und Chaia am meisten Grund geliefert, sie mit Missfallen zu betrachten. Hatte sie sich Huan mit ihrem Ungehorsam zur Feindin gemacht? Wahrscheinlich. Hatte sie Chaia mit ihrer Zurückweisung seiner Liebe gekränkt? Möglicherweise.
Sie hatte viele Male über die Entdeckung nachgegrübelt, dass die Götter sich, was ihr Schicksal betraf, nicht einig waren. Auf welche Seite mochte jeder Gott sich geschlagen haben? Chaia hatte angedeutet, dass ihre Weigerung, Mirar zu töten, vor allem Huan erzürnt hatte. Wie dachten die anderen Götter darüber?
Auraya?
Ihr Mund wurde trocken, als sie Jurans Gedankenstimme erkannte.
Juran? Ist es so weit?
Ja. Mairae und ich sind am Altar.
Sie nickte, wobei sie ganz vergaß, dass er sie nicht sehen konnte, und ging zu einem Stuhl. Als sie sich setzte, kam Unfug aus seinem Korb gehuscht und kletterte an der Wand der Laube hinunter, um sich auf ihrem Schoß zusammenzurollen. Jetzt,
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