Das Zeitalter der Fuenf 02 Magier
können das Klopfen hören.«
Jetzt trat ein Mann an die Reling des Plündererschiffs. Er war gut gekleidet, und an seinen Händen und auf seiner Brust glitzerte goldener Schmuck.
»Der Kapitän der Plünderer«, vermutete Reivan.
»Ja. Und er besitzt Talente.«
Der Mann hob die Arme, und die Luft kräuselte sich. Imenja lachte leise.
»Es scheint wirklich ungerecht zu sein«, gab sie zu. Sie blickte zu der Mannschaft hinüber, die Bogen bereithielt. »Feuer!«
Bevor die Pfeile ihr Ziel trafen, schlingerte das Plündererschiff im Wasser. Einige Plünderer kamen aus dem Rumpf heraufgeeilt. Ihre Entsetzensschreie ließen Reivan frösteln. Das Meer begann an den Seiten des Schiffes zu zerren und saugte es langsam in die Tiefe. Ihr Magen krampfte sich zusammen, als die Plünderer mit einem Mal gegeneinander um einen Platz in dem kleinen Ruderboot kämpften. Der Plündererkapitän ließ von seinem magischen Angriff auf Imenja ab, um seinen Platz in dem Beiboot zu behaupten.
Das Schiff neigte sich zur Seite, und Wasser ergoss sich auf das Deck, bis es seine ersten Opfer fand. Als das Schiff in die Tiefe sank, stiegen Luftblasen auf. Mit einem Schaudern beobachtete Reivan, wie etliche Männer, die offenkundig nicht schwimmen konnten, im Wasser mit den Armen ruderten. Sie waren schon bald verschwunden. Dann wurde ihr klar, dass auch diejenigen, die mit kraftvollen Zügen schwammen, versanken, unter die Oberfläche gezogen von schattengleichen Angreifern.
Reivan wandte beklommen den Blick ab. Die verzweifelten Bitten und Wutschreie verklangen. Ein unheilverkündendes Schweigen breitete sich aus, und sie hörte Imenja seufzen.
»Es ist vorüber. Keine Überlebenden. Und die Elai haben den größten Teil des Kampfes selbst bestritten.«
»Keine Überlebenden?« Reivan blickte zu dem kleinen Ruderboot hinüber, das mit dem Kiel nach oben auf dem Wasser trieb. »Was ist mit dem Kapitän geschehen?«
»Um den haben sich unsere Freunde vom Meeresvolk gekümmert.«
Plötzlich erschienen ganz in der Nähe zwei dunkle Köpfe. Die weißen Zähne der Elai-Krieger blitzten, als sie sie angrinsten.
»Ihr wart sehr mutig«, rief Imenja. »Ihr habt uns praktisch keine Chance gegeben, sie selbst anzugreifen! Ihr habt das Plündererschiff ganz allein versenkt!«
»Ohne eure Hilfe hätten wir es nicht einholen können«, rief einer der Krieger zurück.
»Nein, aber sie haben uns kommen sehen«, erwiderte sie. »Ihr hättet euch leicht unter Wasser an sie heranschleichen können.«
»Willst du die Schneidewerkzeuge zurückhaben?«
Sie schüttelte den Kopf. »Behaltet sie.«
Ein weiterer dunkler Kopf erschien. Der Krieger hielt einen goldenen Kelch in die Höhe. »Seht nur. Das Schiff ist voll davon.«
»Von Kaufleuten gestohlen«, bemerkte Imenja. »Das alles gehört jetzt euch. Ebenso wie sämtliche Schätze eines jeden Plündererschiffs, das ihr versenkt.«
Das Grinsen der Krieger wurde breiter.
»Aber überzeugt euch davon, dass ihr nur die Schiffe von Seeräubern versenkt«, warnte sie sie. »Solltet ihr ein Handelsschiff versenken, wird es Landgeher geben, die danach trachten werden, euer Volk für das Verbrechen zu bestrafen. Mächtige Landgeher mit mächtiger Magie. Neben ihnen würden sich Plünderer so gefährlich wie Kinder ausmachen, und mein Volk würde nichts tun können, um sie aufzuhalten.«
Das Grinsen in den Zügen der Krieger war verblasst. Imenja hob zum Abschied die Hand. »Gut gemacht, Krieger der Elai. Das Meer ist dank euch heute ein wenig sicherer. Geht und feiert euren Sieg mit eurem Volk.«
»Ja!«, stimmte der Krieger, der den Kelch geborgen hatte, ihr zu.
»Dann lebt wohl«, rief einer der anderen Krieger. »Und wir wünschen euch eine sichere Reise.«
»Vielen Dank für eure Hilfe!«
»Auf Wiedersehen!«
Jetzt kam der vierte Elai an die Oberfläche; er trug goldene Ketten um den Hals. Er sah sich um, stellte fest, dass seine Kameraden davonschwammen, und eilte hinter ihnen her.
Imenja drehte sich um und gab den Befehl, die Reise fortzusetzen.
»Nicht zu schnell«, fügte sie leise an den Kapitän gewandt hinzu. »Wenn der König der Elai von diesem Zwischenfall erfährt, möchte ich nicht, dass wir zu weit entfernt sind, um ihm die Gelegenheit zu geben, uns zu einer Rückkehr in sein Land einzuladen.« Der Kapitän nickte. Sie sah Reivan an und lächelte schief. »Das heißt«, murmelte sie, »falls er keinen Anstoß daran nimmt, dass ich einige junge, naive Krieger dazu verleitet habe,
Weitere Kostenlose Bücher