Das Zeitalter der Fuenf 02 Magier
erst wissen, nachdem du sie gefragt hast.«
Der König sah sie an, atmete tief durch und blickte dann zu Etim hinüber. »Bring mir den Ersten Krieger.«
Etim, der sich fragte, ob er soeben einen großen Wendepunkt in der Geschichte der Elai miterlebt hatte, eilte aus dem Raum.
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U nfug, Owaya fliegen?« Auraya sah den Veez an, der hoffnungsvoll ihr Bündel untersuchte.
»Ja, Unfug. Auraya und Unfug fliegen... nach Jarime.« Sie war im Begriff gewesen, »nach Hause« zu sagen, aber die Worte kamen ihr nicht richtig vor. Sie hatte nicht länger das Gefühl, dass Jarime ihr Zuhause war.
Seufzend setzte sie sich und tätschelte den Veez. Sirri war entsetzt gewesen, als sie gehört hatte, dass Auraya fortging. Ohne meine Hilfe werden viele, viele Siyee sterben, dachte sie. Aber wenn die Götter mir stattdessen die Gabe des Fluges genommen hätten, hätte ich die entlegeneren Dörfer ohnehin nicht erreichen können.
Sie hatte erwartet, dass die Strafe der Götter, worin auch immer sie bestehen mochte, ausgesetzt werden würde, bis sie die Krankheit in Si unter Kontrolle hatten. Indem die Götter sie jetzt nach Jarime schickten, bestraften sie auch die Siyee für ihren Ungehorsam. Das war ungerecht. Sogar grausam. Aurayas Stimmung verdüsterte sich. Vielleicht hatte Mirar recht, was die Götter betraf …
Es war eine Ironie des Schicksals: Indem sie Mirar überredet hatte, sie seine heilende Gabe zu lehren, hatte sie dafür gesorgt, dass die beiden einzigen Menschen, die den Siyee helfen konnten, das Land verlassen mussten.
Im Geist hörte sie noch einmal Mirars Worte. »Komm mit mir. Wir werden Ithania verlassen und zu den fernen Kontinenten reisen.«
Was er vorgeschlagen hatte, war absurd. Es bedeutete, dass sie die Siyee hätte im Stich lassen müssen. Sie blickte auf den Ring an ihrem Finger hinab und lächelte schief. Selbst wenn man ihr befohlen hätte, alles aufzugeben, wofür der Ring stand - ihre Position, ihre Macht, die Fähigkeit des Fliegens, ihre Unsterblichkeit -, hätte sie es trotzdem vorgezogen, in Si zu bleiben und den Menschen zu helfen.
Sie blickte auf und betrachtete die Ansammlung von Gegenständen auf dem Tisch. Sobald sich die Neuigkeit von ihrer Abreise verbreitet hatte, waren die ersten Geschenke gekommen. Sie konnte nicht alles mitnehmen; ihr Bündel war nicht groß genug dafür, selbst ohne einen Veez, der die Hälfte des Platzes beanspruchte. Aber sie wollte ihr Zimmer im Turm mit Dingen füllen, die die Siyee angefertigt hatten, so dass die anderen Weißen bei jedem ihrer Besuche dort an das Schicksal der Siyee erinnert werden würden.
Sie überließ die Siyee nicht nur der Herzzehre, sondern auch den Pentadrianern. Wenn sie abermals versuchten, hier zu landen, würde keiner der anderen Weißen rechtzeitig herkommen können, um zu helfen. Und welchen Nutzen hätte ich ohne die Gabe des Fluges oder Kräfte, die von den Göttern verstärkt würden? Sie verzog das Gesicht. Wenn ich ein Schiff hätte, könnten wir die Stelle, an der die Pentadrianer landen, ziemlich schnell erreichen. Vielleicht würde mein Ruf sie abschrecken.
Es war eine große Versuchung. Vielleicht würde sie den Siyee helfen können, wenn sie, sobald sie die ersten Anzeichen der Krankheit zeigten, zu ihr fliegen würden. Sie könnte im Dorf des Sandstamms ein Haus einrichten, in dem sie Kranke heilte. Vielleicht würden einige Siyee in der Lage sein, Mirars heilende Gabe zu erlernen.
Dann sanken ihre Schultern plötzlich ein wenig herab. Sie war sich nicht sicher, ob sie Mirars Gabe noch immer besitzen würde, wenn sie den Ring der Götter ablegte. Sie war sich nicht einmal sicher, dass sie ihn ablegen konnte, ohne dass etwas Schreckliches geschah.
Vielleicht sollte ich Chaia fragen, sagte eine dunkle, leise Stimme tief in ihren Gedanken. Sie schüttelte den Kopf, stand auf und ging zum Tisch hinüber. Es ist absurd, ging es ihr durch den Kopf. Ich werde weder den Ring ablegen, noch mich von den Göttern abwenden. Ich muss ihr Urteil akzeptieren. Ich werde das Beste daraus machen.
In Jarime konnte sie Mirars Gabe an andere weitergeben. Es mussten sich doch Heilerpriester finden lassen, die dazu in der Lage waren. Vielleicht konnten die Siyee, die dem Tempel beitraten, diese Fähigkeit in ihre Heimat zurückbringen. Es würde zwar zu spät sein, um die meisten Siyee vor der Herzzehre zu retten, aber vielleicht würde es ein wenig dazu beitragen, dass sie ihr verziehen, dass sie sie im Stich gelassen
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