Das Zeitalter der Fuenf 02 Magier
sich bereitfinden, ihr zu helfen, oder wäre das zu viel verlangt? Natürlich würden sie mir helfen. Sie sind dazu verpflichtet, jedem beizustehen, der sie darum bittet.
Wie würde es sein, sich von ihnen behandeln zu lassen? Was gehörte zu einer Traumheilung? Irgendeine Art von Gedankenvernetzung …
Oh.
Sie konnte eine Gedankenvernetzung nicht riskieren. Mit wem sie sich auch vernetzen mochte, der Betreffende könnte ihre wahren Pläne für die Traumweber entdecken.
Ich kann nichts tun. Diese Alpträume werden mich wohl für immer verfolgen. Sie legte sich wieder hin und fluchte leise. Geschieht mir recht, dachte sie. Wie konnte ich es auch nur in Erwägung ziehen, die Traumweber um Hilfe zu bitten, während ich gleichzeitig auf ihren Niedergang hinarbeite?
Unfug stieß einen leisen Klagelaut aus, vielleicht weil er ihre Stimmung spürte. Er rückte näher an sie heran, dann spürte sie seinen Körper an ihrer Hüfte, als er sich neben ihr zusammenrollte. Seine Atmung verlangsamte sich. Sie lauschte eine Weile und kämpfte gegen den Schlaf an.
Dann fand sie sich plötzlich unter einem vertrauten schwarzen Himmel wieder …
11
D ie Parade war trotz der Hitze der Morgensonne voller Menschen. Ihre Jubelrufe waren ansteckend. Reivan gesellte sich zu den Gefährten der anderen Stimmen, wobei ihr Herz ein wenig zu schnell schlug.
Wenn ich eine Gefährtin bin, wird es für mich etwas ganz Gewöhnliches sein, mich in solchen Menschenmengen aufzuhalten, ging es ihr durch den Kopf. Ich frage mich, wie lange es dauern wird, bis solche Erlebnisse ihre berauschende Wirkung verlieren. Die Stimmen gingen die Haupttreppe des Sanktuariums hinunter. Am Fuß der Treppe warteten neben den Sänften vier Gruppen von jeweils vier muskulösen Sklaven, bewacht von vier Sklavenmeistern. Die Stimmen trennten sich und stiegen jeder in eine der Sänften. Als sie sich auf den Sitzen niedergelassen hatten, setzten die Sklaven sich die Sänften auf die Schultern und machten sich auf den Weg die Hauptdurchgangsstraße hinunter.
Die Gefährten nahmen hinter den Sänften Aufstellung. Niemand sprach. Reivan stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, als sie feststellte, dass zum ersten Mal seit einer Woche niemand ihre Aufmerksamkeit verlangte. Endlich hatte sie die Möglichkeit nachzudenken.
Reivans Tage waren lang und hektisch geworden. Imenja wollte sie fast jeden Tag für einige Stunden an ihrer Seite haben. Manchmal musste Reivan lediglich eine Zusammenkunft oder eine Debatte verfolgen, dann wieder sah sie zu, während Imenja Arbeiten verrichtete, die Reivan übernehmen würde, sobald man ihr das Amt einer Gefährtin übertrug. Pflichten wie die Zusammenstellung von Imenjas Zeitplan, die Entgegennahme oder das Verschicken von Geschenken oder Spenden, die Ablehnung von Bestechungsgeldern und der Empfang von Berichten über die Aufgaben, die anderen Götterdienern übertragen worden waren.
Unterdessen wurde ihre Ausbildung fortgesetzt. Imenja verlangte all die Zeit, die Reivan normalerweise für die Arbeit an ihren magischen Fähigkeiten aufgewandt hätte, falls sie welche besessen hätte. In der geringen Zeit, die Reivan verblieb, studierte sie das Gesetz, die Geschichte und die Götter. Glücklicherweise erwiesen sich jetzt ihre frühen Jahre, als sie im Kloster sämtliche Bücher verschlungen hatte, als Vorteil, und selbst Drevva musste zugeben, dass Reivan mehr wusste als der durchschnittliche Dienernovize.
Reivan blieb bis spät in die Nacht auf und stand frühmorgens wieder auf. Die Liste der Pflichten, die sie als Gefährtin haben würde, war jetzt so lang, dass ihr ein wenig unbehaglich wurde.
»Wie soll ich das alles schaffen?«, hatte sie Imenja gefragt. Imenja hatte gelächelt. »Du musst Arbeiten an andere weitergeben.«
»Aber woher soll ich wissen, wem ich vertrauen kann?«
»Ich werde es dir sagen, wenn jemand nicht vertrauenswürdig ist, und wenn ich es nicht tue, wirst du es bald selbst herausfinden. Ich werde dir niemals die Schuld für die Fehler anderer geben.«
»Und wenn es sich um eine Aufgabe handelt, die niemand übernehmen will?«
Imenja hatte gelacht. »Ich denke, du wirst jede Menge Götterdiener finden, die darauf brennen, dir zu helfen. Genau wie du sind sie hier, um den Göttern zu dienen.«
»Willst du damit sagen, dass ich die Menschen mit Arbeit belohnen kann?«
»Ja. Solange du verhinderst, dass sie es ebenfalls so sehen. Indem du ihnen eine Aufgabe zuweist, die man nur wenigen Menschen
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