Das Zeitalter der Fuenf 02 Magier
traten vor das Podest und schenkten den Stimmen, den Gefährten, Reivan und schließlich auch Nekaun ein Getränk ein. Die Übrigen boten den Götterdienern, die im Garten verteilt saßen, Erfrischungen an.
Jeder der Götterdiener nahm drei Kelche, füllte sie und ging damit über den Rasen, um sich ein Paar auszuwählen. Reivan bemerkte, dass die älteren Götterdiener dazu neigten, sich die Paare auszusuchen, von denen einer ebenfalls älter war. Als sich alle Anwesenden zu Dreiergruppen zusammengefunden hatten, hob Nekaun seinen Kelch.
»Lasst uns auf Hrun trinken, Schenker des Lebens.«
»Auf Hrun«, riefen alle.
Als Nekaun den Kelch an die Lippen führte, taten die Stimmen, die Gefährten und die Teilnehmer der Zeremonie dasselbe. Bei dem Getränk handelte es sich um ein überraschend starkes alkoholisches Gebräu, das die Aromen von Früchten, Nüssen und Gewürzen in sich trug.
»Lasst uns auf Sheyr trinken, den König der Götter.«
»Auf Sheyr.«
Dies war nicht das einzige Ritual, bei dem der Erste der Götter nach einem geringeren Gott erwähnt wurde. In den vielen Riten der Dienerkrieger wurde Alor stets als Erster genannt. In diesem Fall kam er an dritter Stelle.
»Lasst uns auf Alor trinken, den Krieger«, rief Nekaun.
»Auf Alor.«
Die ersten drei Schlucke hatten Reivans Magen gewärmt. Das Getränk war köstlich. Ein Jammer, dass der Kelch so klein ist.
»Lasst uns auf Ranah trinken, die Göttin des Mondes.«
»Auf Ranah.«
Jetzt spürte sie, wie der Alkohol langsam seine Wirkung tat. Mit einem Anflug von Entsetzen betrachtete sie den letzten Rest in ihrem Kelch.
»Lasst uns auf Sraal trinken, den Seelenhändler.«
»Auf Sraal.«
Reivan nahm den letzten Schluck und betrachtete wehmütig ihren leeren Kelch. Sie fragte sich, wie dieses Getränk genannt wurde und ob es allein im Tempel Hruns zu bekommen oder auch anderswo zu kaufen war.
»Das ist kein Teil des Ritus«, murmelte Vervel.
Reivan blickte auf und sah, dass Nekaun jetzt zwischen den Paaren umherging und sie persönlich willkommen hieß.
»Nein«, pflichtete Imenja ihm bei. »Die Ersten Diener des Tempels von Hrun hatten schon immer das Recht, die Zeremonie nach ihrem Gutdünken auszuschmücken.«
»Mir gefällt, was er tut«, bemerkte Genza, die Nekaun nicht aus den Augen ließ. »Es beruhigt sie.« Dann wandte sie sich zu Imenja um. »Was hältst du davon?«
Imenja lächelte schief. »Wovon? Dass man ihn zur Ersten Stimme macht? Ich denke, er würde in diese Rolle hineinwachsen.«
Shar lachte leise. »Ziemlich schnell, könnte ich mir vorstellen.«
»Er ist sehr beliebt«, sagte Genza und wandte sich ab, um abermals Nekaun zu beobachten.
»Bei den Götterdienern. Aber was ist mit dem Volk?«, fragte Vervel.
»Sie haben keinen Grund, ihn nicht zu mögen«, erwiderte Shar. »Es ist schwer, jemanden vor den Kopf zu stoßen, wenn man der Erste Diener des Tempels von Hrun ist.«
»Eine Rolle, die er aufs Beste ausgefüllt hat«, ergänzte Imenja und musterte Nekaun mit schmalen Augen. »Er ist einer meiner Lieblingskandidaten. Die anderen mögen erfahrener sein, aber sie sind weniger...«
Sie beendete ihren Satz nicht. Nekaun kehrte zu seinem Platz am Rand des Gartens zurück und richtete von neuem das Wort an die Paare. Reivan hörte nicht, was er sagte, sondern fing ein geflüstertes Wort hinter ihr auf.
»... charmant?«
Als sie sich umdrehte, sah sie, dass Genza Imenja mit vielsagend hochgezogenen Augenbrauen musterte.
Imenja prustete leise. »Charismatisch.«
Dann richteten beide Frauen ihre Aufmerksamkeit wieder auf Nekaun, der gerade etwas über beginnende Lektionen sagte. Die Götterdiener begannen von neuem zu singen, während sie ihre jeweiligen Paare aus dem Garten führten. Sie steuerten eine der geöffneten Türen der inneren Mauer an, und als sie dahinter verschwunden waren, endete auch das Lied. Plötzlich war der Garten still und verlassen.
Imenja erhob sich, und die anderen Stimmen folgten ihrem Beispiel. Als Reivan ebenfalls aufstand, war ihr ein wenig schwindlig. Ein Domestik kam herbei, um ihnen die leeren Kelche abzunehmen. Nekaun gesellte sich mit einem Lächeln offenkundiger Befriedigung zu ihnen.
»Es war eine wunderschöne Zeremonie, Ergebener Nekaun«, sagte Imenja.
Er neigte den Kopf. »Vielen Dank, Zweite Stimme. Und ich möchte auch euch anderen dafür danken, dass ihr teilgenommen habt.«
Imenjas Miene wurde ernst. »Das haben wir immer getan. In diesem Jahr ist es umso wichtiger,
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