Das Zeitalter der Fuenf 02 Magier
knurrte Erra.
Silse zuckte die Achseln, dann sprang er ins Wasser. Das Mädchen hörte auf, an dem Seil zu reißen. Stattdessen betrachtete es Silse, der neben ihm dahintrieb. Nachdem es ihn lange Zeit angestarrt hatte, tauchte es plötzlich in die Düsternis ab, und das Seil zog sich hinter ihm her durchs Wasser.
Silse ließ sie nicht aus den Augen. Einen Moment später nahm er den Kopf aus dem Wasser.
»Sie tut es, aber sie pflückt eine Glocke nach der anderen ab.«
»Lass sie gewähren«, sagte einer der anderen Seeleute. »Das wird uns ein wenig Arbeit sparen.«
Erra nickte. Wenn es später darum ging, die Gewinne aufzuteilen, würde es weniger Ärger geben, wenn die anderen nicht behaupten konnten, Silse habe weniger geleistet als sie. Er zeigte auf einen der Beutel, in denen die Schwimmer die Seeglockenpflanzen nach oben gebracht hatten.
»Gib ihn mir.«
Sie warfen ihn ihm zu. Er ließ ihn neben Silse ins Wasser fallen.
»Wenn sie wieder hochkommt, gib ihr den Beutel«, befahl er dem Schwimmer, dann setzte er sich hin, um zu warten.
Sie kehrte früher zurück, als er erwartet hatte, aber sie hielt so viele Seeglocken in den Händen, wie sie fassen konnte. Silse machte sich unbeholfen daran, ihr den Verwendungszweck des Beutels zu erklären. Das Mädchen ignorierte ihn. Es warf die Glocken aufs Deck, packte den Beutel und verschwand wieder in der Tiefe.
Silse blickte auf, und Erra zuckte die Achseln.
Die Seeleute ließen sich lässig im Boot nieder. Einige von ihnen begannen ein Spiel. Das Mädchen kam noch drei- oder viermal an die Oberfläche, um Atem zu schöpfen. Jedes Mal wurde der Beutel in den Korb geleert und zurückgegeben.
Nach dem vierten Mal kam Erra zu dem Schluss, dass seine Idee bestens funktionierte. Er konnte sich ebenso gut ein Glas Schnaps genehmigen und es sich wohl sein lassen. Also hielt er Ausschau nach dem jüngsten Mitglied seiner Mannschaft, Darm, und entdeckte den Jungen oben auf dem Mast.
»Darm!«, brüllte er.
Der Junge zuckte zusammen. »Ja, Kapitän?«
»Komm runter.«
Der Junge löste seine dünnen Beine vom Mast und kletterte hinab. Erra griff in seine Tasche und förderte ein wenig Rauchholz zutage.
»Kapitän?«
Erra blickte auf. Der Junge hatte auf halbem Weg den Mast hinunter Halt gemacht und deutete auf die Klippen an einer Seite der Bucht.
»Segel!«, rief er. »Da kommt jemand.«
Sofort waren alle Seeleute auf den Beinen. Erra ging zum Mast hinüber, entschlossen, selbst nachzusehen, was sich jedoch als überflüssig erwies. Hinter den Klippen kam langsam der Bug eines Schiffs in Sicht.
Es war ein schon reichlich zerschundenes, aber stabiles Handelsschiff, größer als die Fischerboote. Erra kniff die Augen zusammen. Er konnte die Umrisse von Männern an Bord sehen; sie hatten an der Seite in Reih und Glied Aufstellung genommen. Als der Rest des Schiffes in Sicht kam, hoben die Fremden die Arme und winkten.
Erra war mit einem Mal flau im Magen. Sie hielten Schwerter in Händen.
»Plünderer!«, schrie Darm.
Erra fluchte. Selbst wenn sie mit gehissten Segeln gefahren wären und nicht in der Bucht gefangen säßen, wären seine Boote niemals schnell genug gewesen, um das Schiff abzuschütteln. Sie würden die Boote zurücklassen müssen - aber vielleicht konnten sie ihre Beute retten. Er wandte sich seiner Mannschaft zu. Die Männer waren bleich und machten den Eindruck, als hätten sie am liebsten das Weite gesucht.
»Wir müssen ans Ufer schwimmen!«, rief einer.
»Nein!«, brüllte Erra. »Noch nicht. Wir haben noch ein wenig Zeit, bevor sie hier sein werden.« Er zeigte auf die Körbe mit Seeglocken. »Bindet sie zu, befestigt Gewichte an den Seilen und werft sie ins Wasser. Dann werden wir an Land schwimmen. Jeder, der nicht mithilft, bekommt am Ende nicht eine einzige Münze.«
Sofort brach hektische Betriebsamkeit aus. Mit hämmerndem Herzen packte Erra alles, was sich als Gewicht verwenden ließ, und band es an die Körbe. Er trieb die Mannschaft mit geheuchelter Zuversicht vorwärts. Die ersten zwei Eimer landeten klatschend im Wasser, dann ein dritter. Sofort versanken sie in der Tiefe.
»Sie kommen schnell näher!«, jammerte Darm. »Wir werden es nicht bis zum Ufer schaffen!«
Erra richtete sich auf, um zu dem Schiff hinüberzuschauen, das sich tatsächlich zügig näherte. Er schätzte die Entfernung ab, die sie würden schwimmen müssen.
»In Ordnung. Lasst die übrigen Körbe stehen. Sie sollen das Gefühl haben, Beute gemacht
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