Das Zeitalter der Fuenf 03 Goetter
sind.«
Die Stimmen sahen einander bedeutungsvoll an.
»Wenn wir die Weißen besiegten«, begann Vervel, »und wenn alle Zirkler Pentadrianer würden, würden die zirklischen Götter niemanden finden, der bereit wäre, den Platz der Weißen einzunehmen.«
»Ah, wenn das doch nur der Wahrheit entspräche!« Mirar seufzte. »Unglücklicherweise müsste zu diesem Zweck jeder einzelne Zirkler bereitwillig seinen Göttern abschwören und sich den euren anschließen.«
»Irgendwann werden sie das vielleicht tun«, meinte Shar. »Natürlich würde es Anhänger des Zirkels geben, die sich insgeheim treffen, und Rebellen und dergleichen. Wir müssten sie aufspüren und...«
»Worauf wir hinauswollen, ist Folgendes: Wenn wir die Macht hätten, wären die Traumweber frei, so zu leben, wie es ihnen gefällt«, unterbrach ihn Vervel. »Dafür würde es sich doch gewiss lohnen, einige Regeln zu brechen?«
Mirar schüttelte den Kopf. »Das Problem ist, dass es sich dabei nicht um eine minder wichtige Regel handelt, sondern um unser oberstes Gesetz und Prinzip.«
»Aber die Zirkler haben versucht, dich zu töten«, rief Genza ihm ins Gedächtnis.
Mirar hielt dem Blick der Frau stand. »Und deine Leute haben in Jarime Traumweber ermorden lassen und es so eingefädelt, dass zirklische Priester als die Schuldigen dastanden.«
Genzas Augen wurden ein wenig schmaler, dann wandte sie sich zu Imenja um.
»Wir können uns wohl glücklich schätzen, dass ihr Traumweber niemandes Partei ergreift«, sagte Imenja leise. »Sei versichert, dass wir nicht alle mit diesem schmutzigen kleinen Plan einverstanden waren.« Er bemerkte, dass Imenjas Gefährtin sie voller Argwohn und Entsetzen anstarrte. »Wir haben nicht die Absicht, diesen Fehler zu wiederholen. Andererseits bin ich mir sicher, dass die Weißen abermals versuchen würden, dich zu töten, wenn sich ihnen eine Gelegenheit dazu böte.«
Mirar lachte düster. »Ich weiß. Sie haben es bereits versucht.«
In Imenjas Augen leuchtete Interesse auf. »Kürzlich? Ist das der Grund, warum du nach Südithania gekommen bist?«
»Ja. Und jetzt stelle ich fest, dass ebendie Frau, die sie mir als Henker geschickt haben, hier wie ein Ehrengast behandelt wird.«
Er beobachtete, welche Gesichter Überraschung verrieten und welche nicht. Imenja lächelte.
»Du weißt, dass Auraya hier ist?«, fragte Genza. »Und du bist trotzdem hergekommen?«
Mirar zuckte die Achseln. »Natürlich weiß ich es. Die Stadt ist voller Gerüchte - und Traumweber.«
Imenja lachte leise. »Und Nekaun hat ihre Anwesenheit kaum geheim gehalten.« Dann sah sie Mirar an, und ihre Miene wurde wieder ernst. »Dir droht keine Gefahr. Wir werden nicht zulassen, dass sie dir etwas antut. Und anscheinend brauchen wir uns auch keine Sorgen zu machen, dass du ihr etwas antun wirst.« Sie musterte ihn forschend; wahrscheinlich hielt sie Ausschau nach Anzeichen dafür, dass er in Aurayas Fall vielleicht eine Ausnahme von seiner Regel machen würde, die ihm Gewalt untersagte. »In einer Woche wird sie fort sein.«
Mirar nickte.
»Es besteht kein Grund, warum du ihr begegnen solltest. Vielleicht würdest du es vorziehen, ihr aus dem Weg zu gehen«, fuhr sie fort. Er spürte Enttäuschung von den Gefährten und verkniff sich ein Lächeln. Sie waren offenkundig neugierig zu sehen, was geschehen würde, wenn er und Auraya aufeinandertrafen.
Neugierig bin ich auch, dachte er. Zu wissen, dass sie in der Nähe ist, und sie nicht ein einziges Mal zu sehen... Gewiss konnte eine Begegnung nicht schaden.
»Mir ist es gleichgültig«, sagte er. »Tatsächlich fände ich es befriedigend, sie sehen zu lassen, dass ich am Leben bin und von ihren Feinden gut behandelt werde.«
Imenja lachte abermals. »Auch das lässt sich arrangieren.«
32
T raumweber Mirar ist ein gutaussehender Mann, ging es Reivan durch den Kopf, während sie beobachtete, wie er und Imenja auf die Flamme des Sanktuariums zuschlenderten. Allerdings nicht mein Typ. Er sieht aus wie ein Nordländer, und dann ist da noch etwas anderes ...
Er erinnerte sie an einen Denker, in den sie als junge Frau einmal vernarrt gewesen war. Dieser Denker war eines Tages bei einer Zusammenkunft erschienen und hatte alle in seinen Bann geschlagen. Einige Monate später war er dann verschwunden. In den folgenden Jahren war er viele Male unangekündigt aufgetaucht und wieder gegangen. Wann immer er nach Glymma kam, suchte er sich ein anderes hübsches Mädchen, um es dann wieder
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