Das Zeitalter der Fuenf 03 Goetter
zwischen Traumwebern und Zirklern zu fördern. Ihre Liebe zu den Siyee hatte das Himmelsvolk mit den Zirklern vereint. Es schien beinahe der nächste logische Schritt zu sein, Frieden zwischen den Zirklern und den Pentadrianern zu stiften.
Aber sie war keine Weiße mehr. Und wichtiger noch, sie besaß nicht länger deren absolutes Vertrauen. Ein Unterhändler brauchte das Vertrauen aller Parteien, mit denen er zu tun hatte.
Dann waren da die Götter. Sie würde niemals erfolgreich Frieden zwischen Zirklern und Pentadrianern stiften können, wenn Huan gegen sie arbeitete. Sie konnte ihr Ziel nur dann erreichen, wenn die Götter Frieden wollten. Wenn alle Götter ihn wollten.
Bis die Mitglieder des Zirkels sich dafür entscheiden, die pentadrianischen Götter zu akzeptieren, kann es keinen Frieden geben.
Ein Schaudern durchfuhr sie, als ihr die Wahrheit dieses Gedankens bewusst wurde. Der Friede lag nicht in ihren Händen, noch in den Händen irgendwelcher Sterblicher oder Unsterblicher. Die Sterblichen waren hilflos, solange die Götter gegeneinander kämpften.
Und solange die Götter Sterbliche als ihre Werkzeuge und Waffen benutzten. Warum müssen sie uns in ihren Streit hineinziehen?, dachte sie, und Wut stieg in ihr auf. Warum können sie ihre Meinungsverschiedenheiten nicht unter sich regeln und uns in Ruhe lassen? In Kriegen verlieren sie Anhänger. Da wäre es doch gewiss besser, wenn sie miteinander Frieden schließen würden?
Nach dem, was sie von Huan gehört hatte, bezweifelte sie, dass die Göttin sich jemals über schäbigen Hass und Stolz erheben würde, um mit den pentadrianischen Göttern zu verhandeln. Und was sie von den Gesprächen der anderen Götter mitbekommen hatte, sagte ihr, dass auch deren Bündnis nicht so stark war, wie sie Sterbliche gern glauben machten.
Nekaun bewegte sich auf seinem Stuhl und lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich. Unerwartetes Mitgefühl regte sich in ihr. Er konnte nicht begreifen, dass sein Vorhaben aussichtslos war.
»Ich wünschte, es wäre möglich«, erklärte sie. »Aber ich kann nicht als Friedensstifterin fungieren. Nicht, solange nicht alle Götter es wünschen.«
»Meine Götter wünschen es vielleicht. Tun deine es?«
Sie verzog das Gesicht. »Ich weiß es nicht.«
Er blickte in den Raum. Sie sah, dass einige Domestiken mit dem Essen gekommen waren. Sie brachten die Teller nach draußen und stellten sie auf niedrige Tische. Nekaun nahm sich eine Handvoll Nüsse und aß sie, während er darauf wartete, dass die Domestiken wieder gingen.
»Gibt es irgendetwas, das ich dir anbieten kann, um dich dazu zu bewegen hierzubleiben?«, fragte er, als sie fort waren.
Auraya zögerte mit ihrer Antwort. Wenn sie ihm erst mitgeteilt hatte, dass sie auf keinen Fall hierbleiben würde, würde er keinen Grund mehr haben, den letzten Siyee gehen zu lassen. Keinen Grund als den Schwur, den er geleistet hatte.
»Vielleicht nur ein Weilchen«, sagte er. »Einige Monate?«
Sie schüttelte den Kopf. »Wenn du den Frieden stiften kannst, nach dem du trachtest, würde ich es in Erwägung ziehen, Glymma später noch einmal zu besuchen.«
Er lächelte. »Etwas wäre da, das ich dir anbieten könnte, obwohl es zu geringfügig ist, um dich zu mehr zu bewegen als zu einer Verzögerung deiner Abreise.«
In Turaans Gedanken regte sich plötzlich Erwartung, und ein Name schimmerte in seinem Geist auf. Es gelang Auraya, ein Lächeln zu unterdrücken.
»Was?«
»Mirar.« Nekaun machte eine wegwerfende Handbewegung. »Sein Tod ließe sich arrangieren. Es ließe sich sogar einrichten, dass du ihn selbst tötest, wenn das dein Wunsch ist.«
Auraya gestattete sich ein kurzes Kichern. »Verzeih mir, aber einen Moment lang habe ich mich gefragt, ob du Interesse hättest, der zirklischen Religion beizutreten.«
Er wirkte verwundert. »Warum?«
»Das würde meinen Göttern sehr gefallen.«
»Ich verstehe. Und es würde ihnen nicht gefallen, wenn du hierbleibst.«
Sie zuckte die Achseln. »Solange sie nichts anderes durchblicken lassen, muss ich das wohl annehmen.«
Er nickte. »Dann kann ich nur hoffen, dass sie uns ein anderes Zeichen geben werden.« Er nahm sich noch eine Handvoll Nüsse. Auraya nutzte die Gelegenheit, um vorsichtig von den getrockneten Früchten zu kosten.
In dem Raum, zu dem der Balkon gehörte, wurde eine Tür geschlossen. Nekaun blickte stirnrunzelnd auf. Ein Götterdiener, der spürbare Furcht verströmte, trat heraus und sagte etwas. Als Auraya
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