Das Zeitalter der Fuenf 03 Goetter
wärst derjenige gewesen... Es wäre mir grässlich, wenn du keine Belohnung für all deine Mühe bekämest. Wusstest du, dass Barmonia eine Kopie der Schriftrolle nach Hannaya geschickt hat?«
Seine Augen weiteten sich, und sie spürte jähe Furcht bei ihm.
»Viel Glück«, sagte sie. Dann drehte sie sich um, schob das schwere Bündel auf die andere Schulter und kehrte zu ihrem Arem zurück.
Ich hoffe, dass ich mit diesem Diamanten richtig liege, dachte sie. Aber ich wette, dass ich recht habe, was die Schriftrolle betrifft. Barmonia ist kein Narr. Er hat wahrscheinlich tatsächlich eine Kopie in die Stadt geschickt. Vermutlich sogar mehr als eine.
Sie hoffte, dass er es getan hatte, da es möglich war, dass die Schriftrolle weitere wichtige Hinweise enthielt. Die Zwillinge würden außer sich sein, wenn es Ray tatsächlich gelungen war, alle Kopien zu zerstören, und Emerahls Vermutung, was den Diamanten betraf, sich als falsch erwies.
35
A ls sie und Nekaun den Balkon verließen, erforschte Auraya den Geist des Siyee-Priesters. Sie brauchte einige Zeit, um ihn zu finden, und als sie es tat, begriff sie auch, warum das so gewesen war. Teel war fast bewusstlos und litt schreckliche Schmerzen.
Obwohl Nekaun ein zügiges Tempo vorlegte, wünschte sie, er würde schneller gehen. Oder sogar rennen. Andererseits konnte sie sich des Gedankens nicht erwehren, dass Teel der einzige Siyee war, für den sie jemals Abneigung empfunden hatte. Sein selbstgerechter Stolz und sein von Huan geschürter Fanatismus hatten während der Reise hierher an ihren Nerven gezerrt. Aber sie hätte dem jungen Mann niemals solchen Schmerz und solches Leiden gewünscht.
Im älteren Teil des Sanktuariums angekommen, eilten sie den Flur hinunter, der in die Halle führte. Als sie und Nekaun erschienen, öffneten die beiden Götterdiener, die als Wachen aufgestellt worden waren, das Tor. Dahinter warteten zwei weitere Götterdiener - ein Mann und eine Frau. Sie standen vor einem Siyee, der neben dem riesigen Thron lag. Aus ihren Gedanken las sie Verwirrung und Sorge. Sie wussten nicht, was Teel fehlte. Als sie sie und Nekaun sahen, traten sie zurück. Auraya zog Magie in sich hinein, errichtete eine Barriere um sich herum und ging neben dem Siyee in die Hocke.
»Was ist los?«, fragte Nekaun.
Die beiden Götterdiener begannen gleichzeitig zu sprechen, dann verfiel die Frau in Schweigen. Auraya legte dem Siyee eine Hand auf die Brust.
»Heute Morgen schien er noch vollkommen gesund zu sein«, gestand der männliche Götterdiener. »Es ist eigenartig. Er hat...«
Nekaun hob die Hand, um den Mann zum Schweigen zu bringen. »Auraya wird sich ihr eigenes Urteil bilden wollen«, sagte er. Dann sah er sie an und nickte.
Sie schloss die Augen und leerte ihren Geist, wie Mirar es sie gelehrt hatte. Es war nicht einfach, aber das Ungemach des Körpers unter ihrer Hand zog sie hinein. Als sie sah, was Teel fehlte, sog sie scharf die Luft ein.
»Er stirbt«, sagte sie.
»Kannst du irgendetwas tun?«, fragte Nekaun.
Sie begann, die Körperfunktionen zu beeinflussen, verlieh seinem Herz Kraft und ermutigte seine Lunge, härter zu arbeiten. Wo sie auch hinsah, überall drohten Organe zu versagen. Dann erkannte sie den Grund. Etwas floss durch seine Adern. Die Quelle war sein Magen.
Teel war vergiftet worden.
Sie griff nach weiterer Magie... und war überrascht und entsetzt, als ihre Bemühungen, den Siyee zu heilen, ins Stocken gerieten. Sie streckte ihre Macht weiter aus, aber nichts geschah. Ihr Bewusstsein verließ voller Eile den Priester und flog in alle Richtungen davon. Sie erkannte den Mangel, der sie umgab.
Ein Leerer Raum. Ich bin in einem Leeren Raum. Einem großen. Ich hätte es schon vorher spüren sollen, aber ich habe mich nur um Teel gesorgt. Man wird ihn von hier wegbringen müssen. Ob Nekaun wohl Bescheid weiß ...
Ein kalter Schauer überlief sie. Natürlich wusste Nekaun von dem Leeren Raum. Wie hätte es auch anders sein können? Er befand sich innerhalb des Sanktuariums, dem Heim der Stimmen.
Eine Falle. Und ich bin mitten hineingetappt.
Plötzlich wurde ihr bewusst, dass Nekaun sich über sie beugte. Sie stand auf und sah ihm ins Gesicht.
»Er ist vergiftet worden«, sagte sie.
Nekaun lächelte. Es war nicht das bestrickende Lächeln, an das sie sich gewöhnt hatte, sondern ein Grinsen, das Befriedigung und Drohung ausstrahlte. Ihr Herz begann zu rasen.
Er machte einen Schritt auf sie zu. »Dann werden wir deinen
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