Das Zeitalter der Fuenf 03 Goetter
seine Gedanken las, fror sie plötzlich.
Nekaun wandte sich zu ihr um. »Ich fürchte, der letzte Siyee ist krank geworden. Es ist zweifelhaft, ob er morgen früh wird fliegen können.«
Sie erhob sich. »Bring mich zu ihm.«
Er nickte und stand ebenfalls auf. »Natürlich. Wir werden sofort zu ihm gehen.«
Der Morgen hatte bestätigt, was die Nacht bereits hatte ahnen lassen: Avven war praktisch eine Wüste. Der Sonnenaufgang hatte die erodierte Landschaft mit wunderschönen Farben überhaucht, aber sobald die Sonne höher stieg, verschwanden die Farben wieder, und alles wirkte wie ausgebleicht. Die Luft war trocken und voller Staub. Die Pflanzen kauerten sich entweder um die seltenen Wasserquellen oder breiteten sich dünn und verkrüppelt auf dem felsigen Land aus.
Die einzige Straße Sorlinas führte aus der Stadt in eine tiefe Schlucht und folgte dem schmalen Fluss, der den Ort einst mit Wasser versorgt hatte. Emerahl hatte das Arem die ganze Nacht über in einem stetigen Tempo gehen lassen. Am Morgen lagen die Schlucht und der Fluss weit hinter ihr, und die Straße schlängelte sich zwischen auf phantastische Weise verwitterten Felsformationen hindurch.
Ein Stück vor ihr hatte sie einen Funken von Triumph und Häme verspürt. Manchmal entfernte er sich, dann wieder kam sie ihm näher. Raynora trieb das Arem unerbittlich an, und wenn es müde wurde, machte er Rast, damit das Tier sich ausruhen konnte. Er war nicht dumm genug, um es zu töten. In diesem Falle hätten seine Verfolger ihn nicht nur leicht einholen können, es wäre auch unangenehm und möglicherweise tödlich gewesen, in diesem heißen, trockenen Land zu Fuß zu gehen.
Als Emerahl sich aus dem Lager der Denker davongestohlen hatte, hatte sie ihren Wasserschlauch mitgenommen, doch der Inhalt genügte bei dieser Hitze nur für einen einzigen Tag. Ihr blieb nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass es entlang des Weges Wasserquellen gab. Wenn Arems in dieser Gegend eine alltägliche Erscheinung waren, musste es einen Brunnen für sie geben. Aber sie war sich nicht sicher, ob die Straße noch immer von Reisenden benutzt wurde. Auf dem Weg durch die Stadt ins Tiefland hatte sie keinen Menschen gesehen, und die Stadt selbst würde nur hie und da einen neugierigen Reisenden anziehen.
Raynora hätte diese Route nicht genommen, wenn er nicht glaubte, dass er es bis nach Glymma schaffen konnte, sagte sie sich. Er ist ein habgieriger Verräter, aber er ist nicht dumm.
Der lange Ritt durch die Nacht hatte Ray ermüdet, und seine Gefühle waren für ihre Sinne nicht mehr so deutlich wahrnehmbar wie zuvor. Leichter war es dagegen, den Fußabdrücken seines Arems auf der staubigen Straße zu folgen. Sie war müde, und der Kampf gegen den Schlaf wurde schwieriger, als sie die Erschöpfung des Arems spüren konnte. Sie hätte den Zwillingen gern erzählt, was geschehen war, konnte aber nicht sicher sein, dass sie nach einer Traumvernetzung wieder aufwachen würde.
Ob ich wohl während des Ritts ein wenig dösen könnte? Ich könnte es versuchen. Wenn ich auf dem Boden aufpralle, werde ich wissen, dass es nicht funktioniert hat... Nein, ich muss wach bleiben, falls die Fährte ...
Sie ließ das Arem halten. Die Straße vor ihr war vollkommen unberührt. Keine Spuren.
Nachdem sie sich in ihrem Sattel umgedreht hatte, blickte sie zurück. Nicht weit hinter ihr konnte sie Spuren sehen, die von der Straße wegführten. Sie wendete das Arem und ließ es zu dieser Stelle zurückkehren. Die Spuren führten zu einem Felsvorsprung.
Sie sandte ihre Sinne aus und verspürte eine gewisse Erleichterung. Was sie wahrnehmen konnte, war sehr schwach, und das ließ darauf schließen, dass die Quelle ihrer Wahrnehmung schlief. Sie lächelte.
Das Absteigen war schmerzhaft. Sie unterdrückte ein Stöhnen und rieb sich die Beine und das Gesäß, dann reckte sie sich vorsichtig. Schließlich goss sie ein wenig Wasser in eine Schale, die sie zwischen einige Felsen klemmte und für das Arem stehen ließ.
Sie verließ die Straße und ging langsam zu den Felsen hinüber, wobei sie versuchte, sich so lautlos wie möglich über den steinigen Boden zu bewegen. Der Felsvorsprung hatte die Ausmaße eines großen Hauses. Vorsichtig bewegte sie sich durch den Schatten des Felsens, dann blieb sie stehen und lächelte.
Ray lag auf einer Decke. Sein Arem stand mit hängendem Kopf da, den Zügel an Rays Taille gebunden. Das Tier trug noch immer Bündel und Sattel.
Eine
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