Das Zeitalter der Fuenf 03 Goetter
vor der Armee herziehen?«
»Dann werden wir Stimmen gegen sie kämpfen.«
»Und die Soldaten überflüssig machen«, bemerkte Reivan.
Imenja lächelte schief. »Ja. Was gar nicht so schlecht wäre. Der Krieg ist nicht freundlich zu Sterblichen, die keine Befähigungen besitzen.«
Reivan schauderte. Diese Beschreibung traf auch auf sie zu. Imenja wandte sich um und legte Reivan eine Hand auf die Schulter.
»Keine Sorge. Du wirst geschützt sein.«
»Ich weiß.« Reivan seufzte. »Aber ich werde auch nutzlos sein.«
Das Licht war fahler geworden, und Imenjas Gesicht lag im Schatten. Reivan konnte ihren Ausdruck nicht erkennen.
»Nicht für mich«, sagte Imenja und drückte Reivans Schulter. Dann blickte sie hinter sich. »Das Zelt ist aufgebaut. Wir sollten uns zu den anderen gesellen.«
Sie gingen zurück ins Lager. Was zuvor eine trockene, staubige Ebene gewesen war, war jetzt bedeckt mit schwarzen, spitz zulaufenden Formen, zwischen denen wie orangefarbene Sterne Feuer flackerten. Als Reivan das erste Mal beobachtet hatte, wie die Zelte aufgebaut wurden, war sie entsetzt gewesen. Der fünfkantige Zuschnitt war eine unnötige Komplikation, mit der einige der Domestiken nur mit Mühe zurechtkamen, und der schwarze Stoff zog die Hitze der Sonne gnadenlos auf sich. Manchmal fragte sie sich, ob die Pentadrianer ihren Symbolismus nicht zu weit trieben.
Wenn die Sonne aufging, würden die Krieger nicht in ihren überhitzten Zelten hocken. Sie würden Blut vergießen. Oder mitansehen, wie Zauberer tödliche Magie freisetzten, und hoffen, dass sie nicht zufällig am falschen Ort waren, wenn ein solcher Angriff in die Irre ging. Sie dachte darüber nach, was Imenja gesagt hatte. Ein Kampf einzig zwischen den Stimmen und den Weißen klang zu gut, um wahr zu sein. Aber die Götterdiener und die Priester würden sich nicht aus der Schlacht heraushalten. Sie würden ihre Seite mit zusätzlicher Magie stärken. Sobald die Stimmen die Weißen besiegten oder, die Götter mochten ihnen beistehen, die Weißen den Stimmen eine Niederlage beibrachten, würde es keinen Sinn mehr haben, wenn die Götterdiener oder die Priester den Kampf fortsetzten. Aber sie würden es vielleicht dennoch tun. Einfach aus Ergebenheit ihren Göttern gegenüber.
Und was dann?, fragte sich Reivan. Was wird mit den Armeen geschehen, wenn eine Seite besiegt ist?
Sie bezweifelte, dass die Stimmen die Zirkler einfach nach Hause ziehen lassen würden, wie die Weißen es den Pentadrianern nach der letzten Schlacht gestattet hatten. Außerdem wusste sie, dass dies ein Kampf sein würde, in dem weder die Stimmen noch die Weißen die jeweils anderen würden am Leben lassen können.
Imenja hielt inne und seufzte. Als Reivan aufblickte, sah sie, dass sie sich einem großen Zelt näherten. Es war nicht schlicht und fünfseitig wie die übrigen, sondern sternenförmig angelegt. Der Eingang zum Zelt war eine Lücke zwischen zwei Zacken des Sterns. Als sie Imenja hineinfolgte, fand sie sich in einem fünfseitigen Raum wieder. In jede Wand war eine Türlasche eingelassen. Wahrscheinlich führten diese Ausgänge zu den privaten Räumen der Stimmen.
Ein großer Teppich bedeckte den Boden, und mehrere Stühle aus geflochtenem Ried standen bereit. Auf kleinen, niedrigen Tischen warteten Schalen mit Nüssen und getrockneten Früchten und Wasserkrüge. Als Imenja sich einem Götterdiener zuwandte, zeichnete dieser das Symbol des Sterns nach. Dann senkte er den Blick und deutete auf eine Türlasche.
Imenja schob die Lasche beiseite, dann hielt sie sie für Reivan auf, nachdem sie hindurchgetreten war. Auch dieser Raum war mit Teppichen bedeckt, und neben einem großen Bett standen Truhen.
»Wo soll ich schlafen?«, fragte Reivan.
»Es sollte in der Nähe ein Zelt für dich bereitstehen.«
Reivan nickte.
»Ist dein Quartier zu deiner Zufriedenheit?«
Sie drehten sich um und sahen Nekaun lächelnd in der Tür stehen. Bei seinem Anblick bekam Reivan eine Gänsehaut.
»Ich bemerke kaum, dass ich das Sanktuarium verlassen habe«, erwiderte Imenja trocken.
Nekauns Lächeln wurde breiter. »Das wird sich morgen ändern.« Er blickte über seine Schulter. »Das Essen ist da. Kommt und esst.«
Er zog sich von der Tür zurück. Reivan drehte sich wieder zu Imenja um und stellte fest, dass die andere Frau lächelte.
»Schön zu sehen, dass er keine Macht mehr über dich hat«, murmelte sie. »Obwohl ich wünschte, du hättest diesen Zustand auf einem weniger
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