Das Zeitalter der Fuenf 03 Goetter
versuchen, sich einzumischen.« Imenja sah ihn scharf an. Er erwiderte ihren Blick, und sein Lächeln wurde breiter. »Ich fühle mich versucht, ihnen auch ohne Anlass den Befehl dazu zu geben und ihren Leichnam dann herbringen zu lassen, um ihn den Weißen zu präsentieren. Das könnte ihnen zu denken geben.«
Die anderen Stimmen tauschten einen Blick, schwiegen jedoch.
»Aber du wirst es nicht tun«, sagte Imenja leise. »Weil sie der Grund ist, warum er uns hilft.«
Nekaun zuckte die Achseln. »Mirar wird es nicht riskieren, die freundlichen Beziehungen mit uns zu trüben.«
»Und wir sollten es ebenfalls nicht tun.«
Die Erste Stimme schnalzte verächtlich mit der Zunge. »Wir brauchen die Traumweber nicht.«
Im Raum war Stille eingekehrt. Alle lauschten und beobachteten die beiden Stimmen mit großer Aufmerksamkeit. Reivan stellte fest, dass ihr Herz hämmerte. Imenja hatte Nekaun noch nie öffentlich herausgefordert.
Imenja schürzte nachdenklich die Lippen. »Vielleicht sollten wir unser Volk befragen, bevor wir eine so weitreichende Entscheidung für die Menschen treffen. Ich möchte nicht, dass wir unnötige Meinungsverschiedenheiten unter ihnen verursachen oder ihnen den Zugang zu den überlegenen Heilkünsten der Traumweber verwehren. Vielleicht könnten wir über die Frage abstimmen.«
Sie sah die anderen Stimmen an. Sie nickten und wandten sich dann mit erwartungsvoller Miene zu Nekaun um.
Er zog die Brauen zusammen, und einen Moment lang glaubte Reivan, er werde eine finstere Miene aufsetzen. Aber er lächelte plötzlich und breitete die Hände aus. »Natürlich werden wir das tun. Nach dem Krieg. Für den Augenblick sollten wir uns auf die gegenwärtige Situation konzentrieren. Kommt und lasst euch Ais vorstellen, den König der Elai.«
Während die Stimmen ihm folgten, blieb Reivan, wo sie war. Sie beobachtete Nekaun. Irgendetwas nagte an ihr.
Dann begriff sie. Nach dem Krieg würde es keinen Sinn mehr haben, das Volk wegen der Traumweber zu befragen. Nekaun würde Auraya bereits getötet haben, oder Mirar würde versucht haben, sie zu retten, wodurch Nekaun gezwungen wäre, seine Drohung wahrzumachen.
Die Zweite Stimme sah Reivan durch den Raum hinweg an und nickte. Es war offenkundig, dass ihre Herrin ihre Gedanken gelesen hatte oder dass sie unabhängig von ihr zu derselben Schlussfolgerung gelangt war. Nekaun wusste von Imenjas Versprechen Mirar gegenüber, dass man ihm Auraya nach dem Krieg übergeben würde. Wollte Nekaun die anderen Stimmen mit seinem Gerede, Auraya zu töten, nur reizen? Oder würde er sie töten, um dem einzigen Versuch der anderen Stimmen, sich in seine Herrschaft einzumischen, zu trotzen?
Reivan schauderte. Sie konnte nicht sagen, was wahrscheinlicher war.
Die endlosen Tage im Plattan hatten Danjins körperliche Verfassung nicht gerade verbessert. Schweiß lief ihm übers Gesicht und durchnässte seine Tunika. Als er die Riemen umfasste, schnitten sich ihm die Ringe an den Fingern ins Fleisch. Seine Schultern schmerzten, und er sehnte sich danach, sich einfach niederzulegen und das Bewusstsein zu verlieren.
»Lass dir Zeit«, hatte Ella gesagt und ihm auf die Schulter geklopft. »Nimm dir die ganze Nacht, wenn es nötig ist. Sorge nur dafür, dass du bis zum Sonnenaufgang weit genug entfernt bist.«
Dann hatte sie ihn und das Boot so weit sie konnte aufs Meer hinausgestoßen. Nach dem Funkeln der Lichter zu beiden Seiten schätzte er, dass sie ihn über die halbe Strecke des Golfs getrieben hatte. Sobald das Boot seine Fahrt verlangsamt hatte, hatte er zu rudern begonnen.
Etwa alle hundert Ruderschläge hielt er inne, um Atem zu schöpfen. Als er das nächste Mal den hundertsten Ruderschlag erreichte - er hatte schon vor langer Zeit den Überblick verloren, wie viele hundert es inzwischen waren -, drehte er sich um und blickte hinter sich. Zu seiner Erleichterung war es ihm gelungen, in die richtige Richtung weiterzurudern. Die Lichter des pentadrianischen Lagers befanden sich zu seiner Linken. Zu seiner Rechten herrschte Dunkelheit. Hinter sich konnte er gerade noch eine dünne, bleiche Linie erkennen: den Strand.
Und während er dorthin schaute, flammte ein winziges, blaues Licht auf und erlosch sofort wieder.
Endlich! Das Signal! Er drehte sich wieder um und legte sich, angespornt von einer zweifelnden Erregung, abermals in die Riemen. Er verspürte sogar eine gewisse Befriedigung darüber, dass er für eine Aufgabe auserwählt worden war, die
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