Das Zeitalter der Fuenf 03 Goetter
mich nur durch die Augen eines Sterblichen sehen, ging es Auraya plötzlich durch den Kopf. Wenn ich sie aus diesem Götterdiener herauslocken kann, wird sie mich zumindest nicht sterben sehen. Ha! Wenn ich sie aus dem Götterdiener herausbekäme, könnte sie mir überhaupt nichts mehr antun!
»Wirklich Pech«, stieß Auraya mit zusammengebissenen Zähnen hervor. »Selbst wenn Chaia meine Seele nimmt, werde ich dir nicht verraten, was ich weiß.«
Huan lachte. »Chaia ist nicht hier. Und ich will deine Seele nicht. Du wirst aufhören zu existieren.«
Auraya lachte. »Wenn die Götter an dem Ort sein müssten, an dem ein Mensch stirbt, um seine Seele zu nehmen, könnten sie unmöglich alle Seelen aufnehmen. Sie müssten an zu vielen Orten gleichzeitig sein...« Sie hielt inne, um Atem zu schöpfen. »Aber ihr nehmt keine Seelen, nicht wahr? Es ist alles eine Lüge.«
Huans leuchtende Augenbrauen hoben sich. »Tatsächlich? Was macht dich da so sicher?«
»Chaia hat es mir erzählt«, log Auraya.
»Ach ja?« Huans Augen wurden schmal. »Ich glaube nicht, dass er dich so sehr mag, wie er behauptet. Er liefert mir immer neue Gründe, dich zu töten.«
»Dann töte mich.«
Huan schüttelte den Kopf. »Glaubst du wirklich, ich würde dich sterben lassen, ohne vorher in deinen Geist zu blicken? Ich muss wissen, was er sonst noch preisgegeben hat.«
Auraya hatte nur einen Augenblick Zeit, um den bitteren Triumph über die Entdeckung auszukosten, dass Mirars »Geheimnis« der Wahrheit entsprach, bevor der Schmerz von neuem einsetzte. Diesmal war es noch schlimmer, und als der Angriff endete, blieb der Schmerz bestehen. Sie spürte warme Feuchtigkeit hinter dem Kopf, und als sie sich bewegte, knirschte ihr Schädel auf beunruhigende Weise. Ein Stechen in einem ihrer Arme sagte ihr, dass ein Knochen gebrochen war. Ihre Fersen schienen in Flammen zu stehen. Ihr ganzer Körper war zerschunden. Ihr Kiefer tat weh, und sie hatte das Gefühl, dass ihre Zähne sich gelockert hatten.
Huan sah lächelnd auf sie herab. »Öffne mir deinen Geist, Auraya.«
Wenn ich das tue, wird sie den Götterdiener verlassen müssen, dachte Auraya. Das ist mein Köder. Wenn sie zu mir kommt, werde ich meinen Geist wieder verschließen. Aber ich kann sie nicht daran hindern, in den Götterdiener zurückzukehren...
Sie stöhnte. Der Schmerz in ihrem Kopf verschlimmerte sich. Sie zog Magie in sich hinein und begann, den Schaden zu heilen, und der Schmerz verebbte ein wenig. Es ist ein Glück, dass ich nicht in dem Leeren Raum bin.
Der Leere Raum! Wenn sie Huan dazu bringen konnte, ihn zu betreten... Nein, darauf würde die Göttin niemals hereinfallen.
»Öffne deinen Geist, und der Schmerz wird enden«, gurrte Huan und beugte sich über sie.
Ich brauche einen Leeren Raum. Sie erinnerte sich an ihre Vermutung darüber, wie sie entstanden sein mussten. Ich muss an einem bestimmten Ort alle Magie abziehen. Wenn Huan es spürt, wird sie sich davon entfernen. Und dann werde ich keine Magie mehr haben, um mich zu heilen. Abgesehen von allem, was ich vorher in mich hineingezogen habe...
»Lass mich einfach in deinen Geist sehen, und es wird alles vorüber sein.«
Sie fortlocken... einen Leeren Raum schaffen... sie daran hindern, in den Götterdiener zurückzukehren. Plötzlich fügte sich alles zusammen. Auraya schlug die Augen auf und starrte Huan an.
»Also schön«, krächzte sie. »Schau hinein. Schau hinein und sieh, wie sehr ich dich hasse.«
In Huans Augen blitzte Triumph auf. Ihre leuchtenden Züge verschwanden, und das Gesicht des Ergebenen Götterdieners erschien. Er blinzelte überrascht.
Auraya streckte ihren unversehrten Arm aus und packte den Mann am Knöchel. Gleichzeitig zog sie alle Magie in sich hinein, die sie spüren konnte. Macht durchströmte sie. Ihre Sinne ganz und gar auf die Magie der Welt eingestellt, spürte sie, wie eine Präsenz fortgezwungen wurde und dann floh. Sie spürte, wie die Magie um sie herum sich teilte wie ein zerrissener Stoff und eine Sphäre des Nichts zurückließ.
Es war ein Riss in der Welt, etwas Schreckliches. Sie schrie entsetzt auf. Eine andere Stimme erklang, und sie spürte Hände um ihren Arm. Als der Ergebene Götterdiener ihre Hand von seinem Knöchel zog, riss der Schmerz sie zurück in die Welt.
Er wird andere herrufen, falls Huan das nicht bereits getan hat, dachte sie, und Panik stieg in ihr auf. Magie entströmte ihr. Da der Mann sich noch immer in dem Leeren Raum befand, hatte
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