Das Zeitalter der Fuenf 03 Goetter
nur teilgenommen. Ich konnte den Gedanken der anderen lauschen.
Hast du etwas Nützliches in Erfahrung gebracht?
Vielleicht. Wie geht es Auraya?
Ein guter Freund würde zuerst fragen, wie es mir geht.
Ich bin kein guter Freund. Wie geht es dir?
Besser. Ich werde bald von hier fortgehen.
Du hast sie in das Geheimnis der Unsterblichkeit eingeweiht?
Ja und nein. Ich habe es ihr erklärt, aber ich habe sie nicht unterrichtet. Ich kann sie nicht dazu zwingen, es zu lernen, wenn sie es nicht will. Und sie will es nicht.
Das kann ich mir vorstellen. Die Enttäuschung traf ihn stärker, als er gedacht hätte.
Sie wird es wahrscheinlich selbst herausfinden, sollte sie jemals ihre Meinung ändern.
Das wird sie tun. Und es wird ihr mühelos gelingen.
Davon bin ich überzeugt, stimmte Emerahl ihm zu.
Dann hast du deine Meinung über sie also geändert?
Ich habe nie behauptet, dass sie nicht klug sei.
Aber du magst sie jetzt ein wenig mehr.
Was bringt dich auf diese Idee?
Du hast aufgehört, im Zusammenhang mit ihr Worte zu benutzen wie »in die Götter vernarrt« und »voller Selbstmitleid«.
Ach ja? Vielleicht bin ich es leid, mich zu wiederholen. Ich sollte mir bessere Schmähungen einfallen lassen.
Das solltest du wirklich.
Oder vielleicht ist die Reihe jetzt an dir. Ich habe schlechte Neuigkeiten für dich. Ich habe den Zwillingen versprochen, sie dir schonend beizubringen, aber ich bin mir nicht sicher, wie ich das tun soll.
Er stutzte. Es war schwer zu sagen, ob sie sich einen Scherz mit ihm erlauben wollte oder ob sie es ernst meinte.
Ich bin an deine Direktheit gewöhnt, Emerahl. Welche Neuigkeiten hast du für mich, die so schrecklich sind?
Sie schwieg einen Moment lang, und als sie weitersprach, tat sie es mit leiser Stimme.
Auraya liebt dich nicht, Mirar. Sie hat Leiard geliebt. Obwohl sie weiß, dass er ein Teil von dir ist, ist das nicht genug. Du bist ein Fremder für sie, und sie vertraut dir nicht. Ich kann ihr keinen Vorwurf daraus machen. Ich würde genauso empfinden.
Er sagte nichts. In Emerahls Worten schwang nichts von einer Lüge mit. Es war unmöglich, irgendetwas von dem, was sie gesagt hatte, falsch zu verstehen. Er fühlte sich plötzlich leer. Dort, wo zuvor etwas Wunderbares und Strahlendes gewesen war, war jetzt nur noch ein hohler Raum. Ein Rauchfaden, wo zuvor ein Feuer geschwelt hatte …
Oh, was faselst du da nur?, schoss es ihm durch den Kopf. Dein Herz ist also einmal mehr gebrochen worden. Wirst du dich jetzt wieder als Dichter versuchen? Ich bin mir nicht sicher, ob die Welt das überleben würde. Obwohl es vielleicht eine hübsche Idee wäre, um die Götter zu quälen.
Aber Sarkasmus und Selbstironie halfen nicht. Das hatten sie noch nie getan. Dies war etwas, das er für den Augenblick einfach würde ertragen müssen. Und irgendwann würde er Auraya vergessen.
Obwohl das vielleicht ein wenig schwierig werden könnte, wenn sie unsterblich ist. Wenn ich jedes Mal, wenn ich sie sehe oder etwas über sie höre, all die Hoffnung und den Schmerz noch einmal durchmachen müsste. Und wenn ...
Mirar?
Oh. Emerahl. Entschuldige.
Ist alles in Ordnung mit dir?
Natürlich nicht. Aber ich werde mich auch nicht aus dem Fenster stürzen. Wenn Auraya und ich irgendwann in Zukunft ein wenig Zeit miteinander verbringen und einander neu kennenlernen, glaubst du, dass dann eine Chance besteht, dass sie …?
Ich würde mir an deiner Stelle keine allzu großen Hoffnungen machen. Es gibt noch etwas, das du wissen musst. Sie hatte in der Zwischenzeit einen anderen Geliebten.
Ich weiß. Das habe ich aus ihren Gedanken gelesen, als ich sie zu heilen lehrte.
Hast du herausgefunden, wer es war?
Nein. Ein Gefühl böser Vorahnung schloss sich um Mirar. War es Juran? Das wäre verständlich. Das könnte ich akzeptieren.
Es war nicht Juran. Sie hielt inne. Während das Schweigen sich in die Länge zog, wurde Mirar ungeduldig. Dramatisierte sie das Ganze, oder widerstrebte es ihr tatsächlich, es ihm zu erzählen?
Es war Chaia.
Er spürte, wie sein ganzes Wesen vor Kälte erstarrte. Eine Erinnerung an hilflose Eltern und ein dünnes, ausgezehrtes Mädchen stieg in ihm auf. Man hatte noch Spuren der Schönheit sehen können, die das Gesicht der jungen Frau einst besessen hatte, aber in ihren Augen hatte Wahnsinn gestanden. Sie war ans Bett gefesselt gewesen, denn wenn sie frei war, kratzte und kniff sie sich ständig, am häufigsten zwischen den Beinen und an den Brüsten.
In jenen
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