Das Zeitalter der Fuenf 03 Goetter
Gefühl des Argwohns überlagerte Tyves Müdigkeit und seinen Wunsch, nach Hause zurückzukehren. Dieser Zwiespalt in seinen Gedanken war eigenartig.
Sie ist endlich aufgetaucht. Jetzt werden wir erfahren, was sie dort drin getrieben hat und ob diese Frau mit dem verborgenen Geist diejenige ist, für die ich sie halte ...
Der Gedanke endete abrupt, und plötzlich konnte Auraya nur noch Tyves Müdigkeit spüren. Etwas anderes näherte sich ihr. Etwas ohne Gestalt, das mit unglaublicher Geschwindigkeit heranstürmte.
Huan.
Die Göttin schoss an ihr vorbei, und sie war nicht allein. Auraya wich zurück. Der zweite Gott war Saru. Sie waren hinter ihr und suchten …
Wo ist sie? Ich kann sie nicht sehen!
»Was ist los?«, hörte sie Jade fragen.
Ich sollte meinen Gedankenschild fallen lassen, um zu beweisen, dass ich vertrauenswürdig bin, überlegte Auraya. Aber ich vertraue ihnen nicht.
Huan wandte sich in Blitzesschnelle Tyve zu. Der Junge bemerkte nicht, dass der Geist der Göttin sich mit seinem verband. Er konzentrierte sich darauf, langsam zu Boden zu schweben und eine Stelle zum Landen zu suchen.
Ich kann sie nicht sehen! Ihr Geist ist verborgen!
Dann waren die Götter fort; sie hatten sich schneller entfernt, als Auraya ihnen folgen konnte.
Damit ist es entschieden, dachte sie. Sie wissen jetzt Bescheid. Ich frage mich, ob das der Vorwand ist, den Huan benötigt, um mich zu töten.
»Was ist los, Auraya?«, zischte Jade.
Auraya schüttelte den Kopf und überlegte, wie sie erklären sollte, was soeben geschehen war. »Tyve war einen Moment lang nicht allein. Huan war bei ihm und hat uns durch Tyves Augen beobachtet.«
»Huan?« Jades Augen weiteten sich. »Hier? Um uns zu beobachten?«
»Jetzt nicht mehr«, versicherte Auraya ihr hastig. »Sie - Saru war bei ihr - haben sich zurückgezogen, um den anderen zu berichten, dass mein Geist beschirmt ist.«
Jade starrte sie an. »In all meinen Jahren«, murmelte sie, »bin ich niemals irgendjemandem begegnet, der die Götter spüren konnte. Wissen die Götter von deiner Fähigkeit?«
»Ja, aber sie wissen nicht, wie weit diese Fähigkeit reicht. Früher konnte ich sie nur spüren, wenn sie ganz in der Nähe waren.«
»Und wann hat sich das geändert?«
»Nachdem du mich gelehrt hast, Gedanken abzuschöpfen.«
Jade nickte. »Sieh zu, dass sie es nicht erfahren. Ehemalige Weiße hin oder her, sie werden dich töten, wenn sie herausfinden, dass du ihnen nachspionieren kannst. Du solltest es nicht einmal Chaia erzählen.«
Auraya öffnete den Mund, um zu beteuern, dass Chaia ihr nichts Böses wolle, dann schloss sie ihn wieder, denn Tyve war in diesem Moment gelandet. Jade warf ihr einen vielsagenden Blick zu, dann wandte sie sich um, um den Siyee zu begrüßen.
12
K alen brauchte einige Augenblicke, um zu begreifen, dass er wach war, und dann noch ein Weilchen länger, um sich daran zu erinnern, wo er war und warum.
Das Haus der Pentadrianer. Warm. Satt. Sie werden mich zu einem Götterdiener machen.
Das Erwachen war nicht länger mit der quälenden Sorge verbunden, was der Tag ihm bringen mochte. Nicht mehr, seit er versucht hatte, einen Mann zu bestehlen, und sich unversehens mit seinem erwählten Opfer in ein Gespräch über Religion verstrickt gefunden hatte. Der Mann hatte ihm ein Angebot gemacht, das zu gut gewesen war, um es abzulehnen: Essen und ein Dach überm Kopf als Gegenleistung dafür, dass er etwas über dessen Volk zu lernen bereit war.
Ein voller Magen und ein sicheres, warmes Nachtquartier wogen einige langweilige Lektionen durchaus auf, und darüber hinaus fand Kalen es seltsam berauschend, zu diesen heimlichen Anhängern des verbotenen Kults der Pentadrianer zu gehören. Es hatte ihn überrascht, dass er Seite an Seite mit Menschen aus allen möglichen Schichten unterrichtet und von diesen als ebenbürtig akzeptiert wurde. Wie zum Beispiel von dem jungen Mann, der auf der Pritsche neben seiner schlief. Er hieß Ranaan und war früher Traumweber gewesen.
Jetzt ging sein Atem sehr schnell, als hätte er sich soeben erschreckt.
»Ein Albtraum?«, fragte Kalen.
Ranaan bestätigte seinen Verdacht mit einem leisen Grunzen.
Kalen wusste, dass es half, wenn man nach einem Albtraum reden konnte. Ich schätze, es ist fast Morgen. Ich werde ohnehin nicht mehr einschlafen, also kann ich genauso gut reden.
»Ranaan?«
Er hörte, wie der junge Mann sich auf seinem Lager zu ihm umdrehte.
»Ja?«
»Warst du wirklich
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