Das Zeitalter der Fuenf 03 Goetter
missbilligenden Stirnrunzeln. Er breitete die Hände aus. »Er sollte Bescheid wissen. Was ist, wenn jemand die Geschichte ernst nimmt? Das könnte peinlich sein.«
Mirar lachte und schüttelte den Kopf. »Mirar? Ich? Warum? Weil ich ein Fremdländer bin?«
Sie nickten.
»Mirar ist in den Süden gekommen«, fügte ein anderer hinzu. »Er muss hier irgendwo sein.«
»Das wissen wir nicht mit Bestimmtheit«, bemerkte der ältere Traumweber.
»Wir wissen gar nichts mit Bestimmtheit.«
Sie begannen, wild durcheinanderzureden, so dass Mirar Mühe hatte, sie zu verstehen. Plötzlich wandte sich einer der Traumweber, die Stillschweigen bewahrt hatten, zu ihm um.
»Du bist also nicht Mirar?«
Mirar stutzte. Wenn er eine direkte Frage leugnete und irgendwann in der Zukunft seine Identität offenbaren musste, würde er gleichzeitig offenbaren, dass er sie belogen hatte. Es war nie gut zu lügen. Die Menschen nahmen es übel, selbst wenn sie wussten, dass die Lüge gerechtfertigt war.
Daher lächelte er nur bescheiden. »Ich bin wegen einer Frau hier, und ich möchte ihr, ähm, die Illusion nicht nehmen.«
Allgemeines Gelächter war die Antwort. Einer der Männer verdrehte die Augen.
»Ich wette, es ist Dardel.«
»Und sie war diejenige, die mir gegenüber angedeutet hat, Wilar könnte Mirar sein«, sagte ein anderer.
»Das erklärt alles.«
Sie lachten abermals.
Der Traumweber, der neben Mirar saß, beugte sich vor. »Du Glückspilz«, murmelte er.
»Wir sollten ihr alle erzählen, dass sie in Bezug auf Wilar recht habe, während wir allen anderen klarmachen, dass sie sich irrt«, schlug der jüngste Traumweber vor. »Was glaubst du, wie lange wir die Wahrheit vor ihr verbergen können?«
»Tintel würde es ihr sagen.«
»Dann weiht eben auch Tintel nicht ein.«
»Sie würde von allein dahinterkommen.«
Mirar lächelte und lauschte, während die anderen Pläne schmiedeten, wie sie Dardel aufziehen konnten. Es schien ihnen damit jedoch nicht ernst zu sein, was Mirar erleichterte.
Was würden sie tun, wenn sie herausfänden, dass Dardel recht hat?, fragte er sich. Diese Traumweber würden ihn wahrscheinlich mit Begeisterung willkommen heißen. Mit mehr als Begeisterung. Das war das Problem. Es war so lange her, seit er unter seinen eigenen Leuten gewesen war, dass sie ihn jetzt voller Ehrfurcht betrachteten.
Es ist eine Ironie. Ein Jahrhundert lang haben die Götter die Lüge verbreitet, wir Unsterblichen hätten die Menschen ermutigt, uns als Göttern zu huldigen, und jetzt scheint es, als hätten meine Leute in meiner Abwesenheit begonnen, genau das zu tun.
Sie werden darüber hinwegkommen, dachte er. Es sind nicht meine Leute, um die ich mir Sorgen machen muss, es sind die Pentadrianer. Bisher war das, was ich gesehen habe, durchaus ermutigend. Keiner der Traumweber hier konnte von mehr als einer Handvoll Konflikten zwischen Traumwebern und Pentadrianern während der letzten Jahrzehnte berichten, und bei diesen Streitigkeiten ging es nur um Geld.
Die Entdeckung, dass ein mächtiger Zauberer mit Einfluss auf die Traumweber sich hier niedergelassen hatte, könnten die einheimischen Pentadrianer jedoch als Bedrohung empfinden. Er musste wissen, wie sie darauf reagieren würden, und es gab eine Möglichkeit, das herauszufinden.
Die Traumvernetzung war in Südithania nicht verboten. Trotzdem würde er dafür Sorge tragen müssen, dass man ihn nicht entdeckte. Er würde die Pentadrianer nicht für sich einnehmen, wenn sie herausfanden, dass ihre Träume ausspioniert und manipuliert wurden.
Er erhob sich, brachte seinen leeren Teller in die Küche und ging dann auf sein Zimmer. Bevor er sich auskleiden konnte, erklang ein vertrautes Klopfen an seiner Tür. Er lächelte.
Dardel. Ich könnte sie einfach nicht beachten, überlegte er. Aber sie wird enttäuscht sein, und ich habe es nicht allzu eilig, auf Traumjagd zu gehen.
Als Mirar Stunden später in den Traumzustand sank, löste er sich von dem Bewusstsein, dass Dardels warmer Körper dicht an ihn geschmiegt war. Er sandte seinen Geist aus und fand andere Träumer. Dann suchte er ihre Identitäten und pflanzte die Idee seiner Rückkehr in ihre Gedanken.
Ihre Reaktionen waren vielfältig, aber im Allgemeinen wohlwollend. Einige von ihnen brachten jedem, der Macht besaß, Argwohn entgegen, aber niemand stellte sich vor, etwas gegen ihn zu unternehmen, um die Gemeinschaft von ihm zu befreien. Die meisten der anderen scherte es nicht, was geschah, solange es
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