Das Zeitalter der Fuenf 03 Goetter
nicht deinen Gefährten, Turaan?«
»Das habe ich getan.« Er lächelte. »Je mehr Rat, umso besser. Außerdem hat mir das Problem einen guten Vorwand geliefert, um dich zu besuchen.«
Ihr Herz begann zu rasen. Sie sah auf und begegnete seinem Blick. »Du brauchst keinen Vorwand, Nekaun.«
Sein Lächeln wurde breiter. »Alt oder jung?«
Sie runzelte die Stirn, dann begriff sie, dass er wieder von dem Spion sprach. »Ich bin mir nicht sicher. Ein junger Denker könnte einen Platz unter den Forschern erringen, indem er sich bereiterklärt, langweilige Arbeiten zu übernehmen. Ein alter Denker würde etwas Wertvolles anbieten müssen. Vielleicht nützliche Sachkenntnisse. Etwas, das die anderen dazu bewegen würde, ihn in ihren Kreis einzulassen.«
»Welche Nationalität?«
»Das spielt wahrscheinlich keine Rolle. Wenn er nützliche Informationen bringt, sollte es einen guten Grund geben, warum sie auf diese Informationen noch nicht gestoßen sind. Sie hüten ihr Wissen mit großer Eifersucht und begegnen bequemen Zufällen mit Argwohn. Einige von ihnen sehen überall Verschwörungen.«
»Was ist, wenn dieser Spion aus dem Norden käme? Würden sie dann erst recht Verdacht schöpfen?«
»Nein. Die meisten Denker hegen im Gegensatz zu gewöhnlichen Menschen keinen Groll gegen andere Völker. Wissen ist überall zu finden, ungeachtet des Landstrichs oder der Rasse. Stattdessen blicken die Denker auf jene herab, die weniger intelligent sind als sie. Sie sagen gern: ›Weisheit und Wissen sind überall, Dummheit auch.‹«
Nekaun kicherte. »Jeder braucht jemanden, den er verachten kann«, zitierte er.
… und jemanden, den er lieben kann, beendete Reivan im Stillen seinen Satz.
Er stand auf, und sie folgte seinem Beispiel. Dann trat er näher an sie heran und zog sie an sich. Als seine Hand über ihre Hüften glitt, begann ihr Puls zu rasen … und eine Menge Gefühle, die sie bei seinem früheren Besuch kennengelernt hatte, stiegen in ihr auf.
»Macht dir mein Plan, die Gruppe auszuspionieren, zu der du früher gehört hast, etwas aus?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein.«
Er lächelte, dann küsste er sie, und die Denker waren vergessen.
15
A ls Auraya aus der Laube der Priester zurückkam, bemerkte sie Sprecherin Sirri, die zusammen mit einigen Kindern auf dem Boden saß und lachte. Die Siyee blickte zu ihr auf und winkte sie heran.
Als Auraya zu ihr ging, musste sie mehreren Kindern ausweichen, die plötzlich kreischend davonstürzten. Winzige Wurfgeschosse flogen hin und her. Zu Sirris Füßen stand ein großer Eimer voller Beeren. Ihr Mund war dunkelrot verfärbt von dem Saft - ebenso wie die Gesichter der Kinder.
Sirri sah auf Aurayas Kleider hinab und schlug die Hand vor den Mund. Auraya folgte ihrem Blick und stellte fest, dass ihr weißer Zirk und ihre Tunika voller roter Flecken waren. Sirri stand abrupt auf und rief nach den Kindern.
»Das reicht jetzt!«, sagte sie energisch. Die Kinder blieben schlitternd stehen und scharten sich zusammen, den Blick auf den Boden geheftet. »Verschwendet sie nicht«, ermahnte Sirri sie, deren Stimme jetzt wieder sanft klang. »Nehmt euch jeder eine Handvoll Beeren und dann fort mit euch.«
Die Kinder gehorchten, und als sie zwanzig Schritte von Sirri entfernt waren, rannten sie los. Die Anführerin der Siyee sah Auraya an und seufzte.
»Es tut mir leid.«
Auraya nahm achselzuckend neben der Frau Platz. »Ich habe einen Ersatz.«
»Jetzt nicht mehr. Das wird nie rausgehen.«
Auraya untersuchte die Flecken und zuckte abermals die Achseln. »Wenn Magie keine Wirkung zeigt, werde ich mir einfach neue Kleider bestellen müssen - und ich bin davon überzeugt, dass die Priester hier einige Zirks zum Wechseln haben. Wie ist deine Zusammenkunft mit den Stammesführern verlaufen?«
Sirri schnitt eine Grimasse. »Nicht gut. Wer hätte gedacht, dass der Handel mit den Landgehern einige von uns so habgierig machen würde.«
Auraya sagte nichts. Die Schwierigkeiten, die die Siyee in der Vergangenheit bewältigen mussten, hatten sie dazu gezwungen, füreinander zu sorgen oder umzukommen. Das Land, das die Torener ihnen zurückgegeben hatten, war auf eine Weise kultiviert worden, wie die Siyee es nicht zu tun vermocht hätten, weil sie nicht zahlreich genug waren und auch nicht das erforderliche Wissen besaßen. Jetzt stritten sie um den plötzlichen und ungleichmäßig verteilten Reichtum. Es waren nicht die Landgeher, die in die Köpfe einiger von ihnen die
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