Das Zeitalter der Fuenf 03 Goetter
hinauf- und hinabklettern, durch Schlamm waten und sich mit dem Messer einen Weg durch dichtes Unterholz bahnen müsste.
War Mirar sich dessen bewusst? Er hatte sich immer zu Städten hingezogen gefühlt - zum Getriebe großer Menschenmengen. Die Erinnerung an ein Gespräch, das sie mit Auraya geführt hatte, stieg in ihr auf.
»Ich dachte, du magst ihn nicht.«
Auraya hatte gelächelt. »Ich habe nie gesagt, dass ich ihn nicht mag.«
Emerahl seufzte. Sie wusste, dass immer eine Chance bestand, dass sich aus Zuneigung Liebe entwickelte. Sie hatte es oft genug mitangesehen. Das hieß nicht, dass es so kommen würde, aber Emerahl würde sich immer fragen, ob sie Mirar diese Chance genommen hatte, indem sie ihm von Aurayas Affäre mit Chaia erzählt hatte. Und jetzt, da ich Auraya kennengelernt habe, widerstrebt mir der Gedanke nicht länger, sie und Mirar könnten ein Paar werden.
Was geschehen war, war geschehen. Mirar war zäh. Es war besser für ihn, den kurzen Schmerz der Wahrheit zu erleben als den dauerhaften Schmerz falscher Hoffnungen. Schließlich machte Emerahl kehrt, ging in die Richtung zurück, aus der sie gekommen war, und versuchte einen sichereren Weg zu finden.
TEIL 2
16
A ls der Horizont am vergangenen Tag die Form eines sich wiegenden Schattens angenommen hatte, hatte Auraya vermutet, dass sie und die Siyee auf niedrige Hügel zusteuerten. Jetzt schien es, als seien die glatten, sanften Linien dieser Landschaft viel größer, als sie zuerst angenommen hatte. An die zerklüfteten Gipfel von Si gewöhnt, war ihr nicht klar, dass dies die Berge des westlichen Sennon waren, bis ihre wahren Ausmaße offenbar wurden.
Sie konnte die Erregung der Siyee spüren. Sie freuten sich darauf, die Wüste hinter sich lassen zu können, und genau wie ihr Wasserträger eine schwere Last transportierte, tat sie es auch. Sie hatte sich zusätzliche Wasserschläuche auf den Rücken gebunden, und Unfug lag sicher zusammengerollt in ihrem Bündel, so dass sie das Gefühl hatte, von einer schweren, klumpigen Decke umhüllt zu sein.
Die Wüste hatte ihnen mehr Schwierigkeiten bereitet, als sie es für möglich gehalten hatten. Zuerst waren sie direkt darüber hinweggeflogen, aber ein Sandsturm hatte sie zur Küste zurückgeweht. Da die Siyee nicht viel tragen konnten, waren sie davon abhängig, entlang des Weges Wasser zu finden. Unfug hatte ihnen einige Male gezeigt, wo sie nach Wasser graben mussten, und einmal waren sie auf einen einsamen Brunnen gestoßen, aber das war nicht annähernd genug gewesen.
Sie wagten es nicht, in Landgehersiedlungen zu landen. Der sennonische Kaiser gestattete die Ausübung jedweder Religion in seinem Land, was bedeutete, dass in den Wüstendörfern möglicherweise Pentadrianer lebten. Wenn es sich so verhielt, würde eine Gruppe von Siyee-Kriegern, die nach Süden flog, gewiss bemerkt werden, und die Information würde zu den pentadrianischen Anführern gelangen. Selbst wenn es keine Pentadrianer in den Dörfern gab, war es durchaus möglich, dass ein gewöhnlicher sennonischer Dörfler auf die Idee kam, es ließe sich Gewinn daraus schlagen, wenn er die Neuigkeit an die Pentadrianer weitergab.
Die meisten Siedlungen lagen an der Küste, daher hielten die Siyee sich landeinwärts. Sie hatten erwartet, gelegentlich auf einen Fluss zu stoßen, aber sie hatten nur ein einziges Mal einen schlammigen Bach mit fast untrinkbarem Wasser entdeckt. Zu anderen Zeiten des Jahres führte er wahrscheinlich sauberes Wasser, aber mitten im Sommer war er zu einem trägen Rinnsal zusammengeschrumpft. Auraya war noch nie zuvor in Sennon gewesen, daher konnte sie den Siyee keinen Rat geben. Sie konnte nur jeden Morgen zur nächstgelegenen Wasserquelle zurückfliegen, um ihre Schläuche wieder aufzufüllen.
Die Berge vor ihnen gaben den Siyee Hoffnung, aber Auraya war nicht so optimistisch. Die Siyee brachten Berge mit Wasser in Verbindung, was jedoch nicht immer den Tatsachen entsprach. Diese Gipfel waren stark erodiert, doch es sah so aus, als habe es hier seit Jahrhunderten nicht mehr geregnet. Die spärliche Vegetation war zu einem hellen Gelb ausgebleicht, und nirgendwo gab es auch nur eine Andeutung von Grün.
Obwohl keine entsprechende Anweisung erteilt worden war, ließ sich die Gruppe jetzt langsam über den nächsten dieser weit verzweigten Berge in den Sinkflug fallen. Am Fuß des Berges war das gewundene Bett eines toten Flusses zu sehen, das zu ihrer Rechten auf den Ozean zulief.
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