Das Zeitalter der Fuenf 03 Goetter
blieb sie stehen, um auch die andere auszuziehen.
»… ihn lieber für eine Weile haben als niemals«, sagte eine der Götterdienerinnen.
»Ich auch.«
Diese Bemerkung hätte sie aufheitern sollen, aber sie tat es nicht. Stattdessen verstärkte sich das flaue Gefühl in ihrem Magen noch. Er besucht mich jetzt schon seit Monaten, überlegte sie. Wenn er es nur zu seiner Unterhaltung täte, hätte es ihn doch gewiss schon nach wenigen Nächten gelangweilt. Ich bin nicht gerade eine Göttin des Schlafzimmers.
Tage. Wochen. Monate. Jahre. Was spielte es für eine Rolle? Er war unsterblich, mächtig und schön. Sie wusste, dass sie nicht damit rechnen konnte, seine Aufmerksamkeit für immer zu fesseln, und doch konnte sie sich nicht vorstellen, dass das Leben irgendwann einmal anders sein würde, als es jetzt war. Manchmal fiel es ihr schwer zu begreifen, wie sie früher hatte existieren können.
Ich bin noch nie so glücklich gewesen. Oder so ängstlich. Ich muss verliebt sein.
Die Sandalen in der Hand, setzte sie ihren Weg fort. Als der nächste Domestik ihr entgegenkam, hielt sie ihn an, gab ihm die Sandalen und bat ihn, ihr ein neues Paar bringen zu lassen. Er machte das Zeichen des Sterns und eilte davon.
Obwohl sie versuchte, ihre Gedanken auf die vor ihr liegende Arbeit zu lenken, kamen ihr die Worte der beiden Götterdienerinnen immer wieder in den Sinn.
»Er langweilt sich schnell.«
Vielleicht langweilte sie Nekaun bereits. Er hatte sie gestern Nacht nicht besucht, und am vorangegangenen Abend war sein Besuch sehr kurz ausgefallen.
Zu kurz, ging es ihr durch den Kopf. Er wirkte geistesabwesend und als sei nur sein Körper zugegen.
»Gefährtin Reivan.«
Sie blieb stehen und drehte sich um, überrascht, Imenja auf sich zukommen zu sehen.
»Zweite Stimme«, erwiderte sie und machte das Zeichen des Sterns.
Imenja lächelte. »Komm mit mir. Ich möchte dich etwas fragen.«
Sie waren nicht weit von Reivans Arbeitszimmer entfernt, aber Imenja ging zu einer Treppe hinüber und stieg die Stufen hinauf. Reivan folgte ihr, wobei ihr deutlich bewusst war, dass sie noch immer nackte Füße hatte.
Sie gingen in einen der Türme in den unteren Ebenen des Sanktuariums. Die Treppe führte durch ein Loch im Boden zu dem obersten Raum. Durch offene Bögen hatte man einen Blick in alle Richtungen.
Imenja ging zu der Seite hinüber, von der aus man die Stadt sehen konnte.
»Hier dürfte man uns nicht belauschen können«, murmelte sie, dann wandte sie sich zu Reivan um. »Nekaun ist heute Morgen in aller Frühe aufgebrochen.«
»Aufgebrochen?«, wiederholte Reivan. »Wohin?«
»Das weiß ich nicht«, erwiderte Imenja. »Niemand weiß es. Ich hatte gehofft, dass du mir mehr sagen könntest.«
Reivan schüttelte den Kopf. »Ich habe ihn seit vorletzter Nacht nicht mehr gesehen.«
Die Zweite Stimme lächelte und drehte sich wieder um, um die Aussicht zu betrachten.
»Nun denn. Er ist abgereist, und wir alle grübeln jetzt darüber nach, was dahintersteckt.«
»Die anderen Stimmen?«
Imenja nickte. »Sie sind genauso erstaunt wie ich.«
Reivan wandte den Blick ab. »Er war vorgestern Nacht ein wenig geistesabwesend.« Während sie das sagte, spürte sie, wie ihr die Wärme ins Gesicht stieg. »Er hat mir nicht erzählt, dass er die Absicht hatte fortzugehen.« Sie war ein wenig verletzt. Er hätte ihr doch gewiss davon erzählen können. Wusste er nicht, dass er ihr vertrauen konnte?
Aber er konnte ihr nichts verraten, von dem er nicht wollte, dass die anderen Stimmen es aus ihren Gedanken lasen.
Imenja seufzte. »Ich nehme an, wir werden Näheres erfahren, wenn er bereit ist, uns davon in Kenntnis zu setzen.« Sie zuckte die Achseln und entfernte sich einige Schritte von den Bögen. »Ich muss jetzt gehen, aber ich werde dich heute Nachmittag sehen.«
»Ja.« Reivan brachte ein Lächeln zustande. »Hoffentlich werde ich nicht allzu viele Dinge haben, mit denen ich dich behelligen muss.«
Imenja rümpfte die Nase. »Ich denke, das ist es, was mich am meisten ärgert. Er macht sich auf zu irgendeinem Abenteuer, während wir hier festsitzen und die langweilige Arbeit tun müssen.« Sie begab sich auf den Weg die Treppe hinunter.
Als sie fort war, blickte Reivan auf die Stadt hinaus.
Er ist also abgereist, dachte sie. Er hätte mir eine Nachricht hinterlassen können. Und wenn es nur eine rätselhafte gewesen wäre. Einfach … irgendetwas.
Und niemand weiß, wie lange er fort sein wird. Ein Stich der
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