Das Zeitpendel
Dann hatte er sich wieder im Griff, und es dauerte keine Minute, da hatte er sie aus dem Krater hinausbefördert.
Er ließ sie los und sagte barsch: »Nimm Tiffy und geh ins Haus. Bei deiner Verfassung ist das hier nichts für dich. Das ist hier der Kontakt mit einem fremden Wesen, mit etwas Phantastischem und Unglaublichem, das in oder auf Meteoriten lebt. Siehst du das denn nicht?«
Er sah nur ihre Verständnislosigkeit. Ihre Augen waren leer. Rasch drehte er sich um, um nach Tiffy zu sehen. Sie stand noch unten im Krater und zog gerade die Schaufel aus dem Loch. Dann trat sie einen Schritt zurück.
Das Ding, das aus der Öffnung schwebte, in einer Vielzahl winziger Facetten. Seine Schönheit war die eines wunderbaren, geschliffenen Diamanten, und je weiter es emporstieg, um so mehr leuchtete es in sanftem Grün. Es funkelte und verharrte dann einen Moment. Dann schwenkte es in der Höhe von Tiffys Kopf zur Seite und berührte sanft ihre Wange. Sie lachte herzlich und streichelte die grüne Oberfläche mit ihren bandagierten Händen.
Im Osten erhellte die Sonne den Himmel mit rotem Morgenlicht. Ihre Strahlen brachen sich mannigfaltig auf der glitzernden Oberfläche.
Wie eine gerade aufgeblühte Blume reckte sich das Ding nach oben und gewann immer schneller an Höhe. Als es voll in die Strahlen der Sonne geriet, machte es einen Satz, der an einen Freudensprung erinnerte. Es beschleunigte immer mehr und erstrahlte in hellem Glanz. Immer kleiner werdend, verschwand es am Morgenhimmel.
Tasker hörte Evana schluchzen. »Oh, Task«, sagte sie leise und benutzte ganz ungewohnt für ihn, seinen früheren Spitznamen. »Es war so schön.«
Tiffy hob ihr kleines Köpfchen.
»Daddy, Mam, als es mich berührte, hat es mir etwas zugeflüstert. Es will bald wiederkommen, hat es gesagt, aber ich habe das nicht ganz verstanden. Etwas von der Entdeckung von neuem Leben auf den Planeten und von einer großen Überraschung für …« Sie suchte nach Worten. »Ich habe es nicht ganz verstanden.«
Mit drei schnellen Schritten war Tasker bei Evana. Sie schmiegte sich an ihn, als er seine Hand um ihre Schulter legte. Gemeinsam gingen sie zu Tiffy, und er nahm sie in den anderen Arm.
»Laßt uns gehen«, sagte er. »Nach Hause …«
Jane und die Androiden
Als Jane viereinhalb Jahre alt war, erklärte sie jedem Besucher mit wichtigtuerischer Miene: »Der Mann da drüben ist in Wirklichkeit gar nicht mein Vater. Er ist ein Androide, das ist eine Maschine, die wie mein Vater aussieht und immer hier ist, außer wenn mein Vater mich besuchen kommt. Es ist sehr praktisch für ein kleines Mädchen, Tag und Nacht entweder seinen Vater oder den Ersatzvater um sich herum zu haben. Es gibt mir ein Gefühl der Sicherheit.«
Sie erzählte den Leuten auch, daß ihr Vater und ihre Mutter geschieden seien und fragte dann: »Was ist das, geschieden?«
Als sie sechs Jahre alt war, wußte sie, daß eine Scheidung die Trennung der Eltern bedeutete, weil sie sich nicht mehr liebten. Ein Elternteil mußte gehen, behielt aber das Recht, zu Besuch zu kommen. Und natürlich mußte dieser an seiner Stelle einen Androiden zurücklassen, der wie er selbst aussah, damit das Produkt der Ehe keinen Schaden erleiden konnte.
»Das Produkt bin ich«, erklärte Jane, wenn sie fragende Augen sah.
»Der Sinn des Ganzen ist folgender«, erzählte sie eines Tages Mrs. Jonathan, ihrer Großmutter mütterlicherseits. »Es soll sichergestellt werden, daß ich normal aufwachse und mir durch den fehlenden Vater keine Komplexe einhandle.«
Als sie neun Jahre alt war, stellte sie ihrer Großmutter den Sachverhalt noch anders da. »Es bedeutet viel mehr. Früher standen die Kinder allein da, wenn die Eltern starben oder sich scheiden ließen. Und wenn sie abends ausgingen, mußten sie einen Babysitter bestellen, der sich um die Kinder kümmerte. In unserer heutigen, modernen Gesellschaft sind die Babysitter zwei Androiden, die wie Vater und Mutter aussehen. Nur so können Kinder sicher behütet aufwachsen und sich einwandfrei entwickeln.«
Wenn Jane es bemerkt haben sollte, daß die Großmutter immer dann ihre Lippen verzog, wenn sie von ihrem Vater sprach, so ließ sie sich das jedoch nicht anmerken. Auf diese Weise drückte Mrs. Jonathan ihr Mißfallen über den Mann aus, der ihrer Meinung nach das beste Mädchen der Welt verlassen hatte. Sie war auch nicht damit zufrieden, daß ihre Tochter nach der Scheidung weiter ein gutes Verhältnis zu ihrem
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