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Das Zeitpendel

Das Zeitpendel

Titel: Das Zeitpendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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Grenzen der körperlichen Leistungsfähigkeit eines Menschen wissen?
    »Warum hast du nicht schon früher versucht, über sie zu uns zu sprechen?«
    »Bevor sie wegging, konnte ich sie nur in der einfachsten Weise körperlich beeinflussen. Sie hat sich inzwischen verändert.«
    Tasker überlegte, wie er erklären konnte, daß Menschen wachsen, wenn sie älter werden. Tiffys Geheimniskrämerei konnte er jetzt verstehen. Sie hatte nicht gewußt, daß etwas von ihr Besitz ergriffen hatte. Vielleicht hatte sie bemerkt, daß sie nachts entgegen dem Verbot der Eltern doch gegraben hatte. Aber das hatte sie dann wohl in ihrer kindlichen Art und ihrem schlechten Gewissen aus verständlichen Gründen für sich behalten.
    »Wovor haben Sie Angst?« unterbrach Tiffy seine Gedanken. Ihre Augen blickten ihn ununterbrochen und ganz ruhig an. Sie leuchteten ernst und blau im schwachen Licht des Armaturenbretts. Die Frage erschütterte ihn bis in die Tiefen seines Bewußtseins. Er verstand, daß damit nicht die bloße, gegenwärtige Angst gemeint war.
    Er hatte eine Vision. Er war das letzte Glied einer ununterbrochenen Linie von einigen zehntausend Vorfahren, seit dem Tag, an dem der Mensch begann, aufrecht zu gehen, nach den Sternen zu sehen und zu fassen. Vor einem solchen Hintergrund fragte er sich, wovor er Angst empfand.
    Warum gab es die Angst vor der Nacht und vor dem Unbekannten? Warum vor der Dunkelheit oder vor einem tiefen Fluß, vor Blitz und Donner oder vor dem Blick anderer Augen? Er hatte Angst vor so vielen Dingen und letztlich sogar vor sich selbst.
    Er konnte die Frage nicht beantworten. Schließlich legte er schweigend den ersten Gang ein und fuhr den staubigen Weg hinab, den er sonst nur zum Transport der Steine benutzt hatte. Mit einer scharfen Drehung hielt er den Wagen so an, daß die Scheinwerfer voll in den Krater leuchteten. Die Lichtstrahlen fielen auf das vier Fuß tiefe Loch, das Tiffy in mühsamer Arbeit in den steinigen Boden gegraben hatte.
    Etwa eine Stunde später, als die Wolken am östlichen Himmel schon den Schein des beginnenden Tages widerspiegelten, stieß er auf einen Widerstand, der nach Metall klang. Er entfernte die restlichen Reste der Erde von der glänzenden Platte. Als er kräftig mit dem Spaten auf die Metallfläche schlug, entstand plötzlich darin ein Loch. Mit kräftigen Hieben vergrößerte er die Öffnung. Noch während er so beschäftigt war, stieg ein schattenhaftes Gebilde von unten hoch und versuchte, durch das entstandene Loch zu gelangen. Zwei Versuche waren erfolglos, denn die Öffnung war noch zu klein.
    »Warte!« rief Tasker. »Geh zurück!«
    Ein erregendes Gefühl ergriff ihn. Wie mochte das Ding da drin aussehen? Die Landschaft erhellte sich langsam in der Morgendämmerung, und der feste Boden unter seinen Füßen schien ihm im Augenblick noch das einzig Normale zu sein.
    Das Loch durchmaß fast zehn Zentimeter, und er wunderte sich über die Winzigkeit des Dinges da drin.
    »Geh aus dem Weg!« sagte er. »Ich muß das Loch noch vergrößern.«
    »Mach schnell!« rief Tiffy, die plötzlich hinter ihm stand. »Sie kommt.«
    »Sie?« fragte er verständnislos.
    Hinter dem Hügel erklang das Geräusch eines Motors, das schon bald erstarb. Eine Tür knallte. Dann erschien Evana am Kraterrand, und ihre Silhouette hob sich klar gegen den hell gewordenen Himmel ab.
    »Evana, komm her und hole Tiffy«, rief er. »Ich bin dabei, dieses Ding herauszulassen.«
    Evana stieß einen hysterischen Schrei aus und taumelte den Abhang hinunter. Zweimal rutschte sie aus, kam aber sofort wieder auf ihre Beine. Dann war sie unten und umklammerte Tiffy.
    »Mein Liebling, ist alles in Ordnung?«
    »Evana«, sagte Tasker scharf. »Bitte beeile dich! Geh zurück ins Haus. Ich bin mir sicher, daß du nicht hier sein willst, wenn es herauskommt.«
    Evana lockerte den festen Griff um Tiffy und starrte Tasker verwirrt an.
    »Willst du damit sagen, daß da unten wirklich etwas drin ist?«
    Im selben Augenblick mußte sie die Wahrheit erkannt haben. Ihr Gesicht bekam den Ausdruck panischer Angst. »Bevor es herauskommt, du Verrückter, mußt du es töten.«
    Bevor er ihre Absicht erkannte, griff sie ihn an. Sie stieß ihn mit dem ganzen Gewicht ihres Körpers zu Boden. Es war so unerwartet für ihn, daß er das Gleichgewicht nicht halten konnte.
    Sie griff nach dem Spaten, bevor er wieder auf den Beinen war und schlug planlos in den Boden. Dabei vergrößerte sie die kleine Öffnung noch mehr.

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