Das Zeitpendel
hatte.
Verzweifelt suchte sie nach einem rettenden Gedanken. Eine schwache Hoffnung keimte in ihr auf. »Mutter«, sagte sie, »ich meine, du solltest sie sofort zurückgeben. Es war ein guter Gedanke von dir, aber sie müssen ein Vermögen gekostet haben.«
Sie mußte sie mit dem Kostenaspekt überzeugen, bevor die Androiden Verdacht schöpften. Ihre Mutter war ein Geizkragen, wenn es nicht um die Belange ihrer Tochter und Enkelin ging. »Wie teuer waren sie?« fragte sie.
»Jeder achtzehntausend Dollar«, antwortete ihre Mutter.
»Wahnsinn«, stöhnte Alpha. »Du mußt sie zurückgeben.«
Aber Mrs. Jonathan ließ sich nicht umstimmen. »Ist das Geld, das dein Vater uns hinterlassen hat, nicht gut genug für einen solchen Luxus, oder?«
Alpha kam noch ein anderer Gedanke. »Du weißt, daß Jane der Teil eines Versuchs ist, bei dem das Aufwachsen eines Kindes ohne den wirklichen Vater untersucht wird. Ich kann nicht zulassen, daß dieser Versuch gestört wird, wenn Dr. Camm nicht seine Zustimmung dazu gibt.«
Ihre Hoffnung auf dieses Argument wurde rasch zerstört. »Und du weißt«, sagte Mrs. Jonathan, »daß ich immer dagegen war, daß Jane ein Versuchskaninchen spielen sollte. Aber da du darauf bestanden hast, habe ich mit den neuen Androiden erst das besorgt, was für den Versuch wirklich benötigt wird.«
Sie stand auf und ging zu der Tür zum Innenhof. »Jane, würdest du bitte mit deinem kleinen Freund hereinkommen?«
Alpha verstand den Sinn der Worte nicht. Da sie auch nicht den Schimmer einer Ahnung hatte, war die Überraschung komplett.
Jane kam herein, und ihr folgte … Jane.
Nachdem sich Alpha von dem Schock etwas erholt hatte, hörte sie ihre Mutter sagen: »Natürlich wird Jane-II normalerweise in ihrer Kiste im Keller sein, während Jane-I hier ist. Sie kommt nur heraus, wenn Jane-I in der Schule ist. Ich habe schon immer gesagt, daß es auch gut für die Eltern ist, wenn sie ihre Kinder ständig um sich herum haben und nicht nur umgekehrt. Betrachte das Ganze als Beweis meines Wohlwollens.« Abwehrend streckte sie beide Arme in die Höhe. »Du brauchst dich nicht zu bedanken. Am besten sagst du gar nichts, bis du es nicht eine Weile ausprobiert hast.« Sie ging zur Tür. »Wir sehen uns bald.«
Rasch eilte sie hinaus, um einer weiteren Diskussion zu entgehen.
Als Alpha das Zuschlagen der Außentür hörte, drehte sie sich Dan-II zu. Der Super-Android wandte sich an Jane. »Bitte bring Jane-II in ihre Kiste im Keller.«
»In Ordnung, Dan«, sagte Jane freundlich.
Als Jane-I mit Jane-II hinausgegangen war, sagte Dan-II zu Alpha: »Ich glaube nicht, daß wir zwei uns etwas vormachen müssen. Wir sind hier, um deinem Mann eine Falle zu stellen. Wenn du mitspielst, wird dir und dem Mädchen nichts geschehen. Ist das klar?«
Die blaugrauen Augen, die sie noch vor Sekunden so liebevoll angestrahlt hatten, blickten nun völlig kalt. Sie glaubte ihm kein Wort. Vielmehr mußte sie annehmen, daß die ganze Familie ermordet werden sollte. Sie riß sich zusammen und sagte mit fester Stimme: »Was soll das alles bedeuten? Du weißt so gut wie ich, das alles, was du tust, dir durch eine Programmierung aufgezwungen wurde. Wenn man das Programm löscht, wäre alles anders.«
»Deine Begründung ist völlig bedeutungslos.«
»Auch diese Antwort ist durch die Programmierung vorgegeben«, antwortete Alpha. »Du weißt, daß Androiden die menschliche Gesellschaft brauchen, um ihrem Dasein einen Sitz zu geben.«
»Androiden stehen von Natur aus auf einer höheren Stufe …«
»Irgend jemand hat auch das in dich hineinprogrammiert.«
»… und«, fuhr Dan-II fort, ohne zu zeigen, ob er ihre Worte gehört hatte, »wir brauchen keine menschliche Gesellschaft. Es ist einfach so, daß die überlegenen Androiden die Welt beherrschen müssen. Und daß die unterlegenen Menschen sich mit dieser Rolle abfinden.«
»Irgend jemand benutzt dich«, erklärte Alpha, »um die Kontrolle über die Welt zu erlangen. Wenn das gelungen sein wird, wird er dich einfach abschalten. Benutze deinen Verstand, Dan-II, benutze ihn nur für einen winzigen Augenblick. Du bist so programmiert worden, als du noch in einer Kiste lagst. Und der, der dich programmiert hat, war ein Mensch.«
»Ich bin von einem Androiden programmiert worden«, antwortete Dan-II.
»Dann ist eben dieser Androide von einem Menschen programmiert worden, dich zu programmieren.«
»Es spielt keine Rolle, wo der Anfang gemacht wurde. Wenn ein Programm
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