Das Zen des glücklichen Arbeitens - mehr Sinn und Zufriedenheit in Job und Alltag
bewusst dem Guten zuwenden und dadurch das, was weniger hilfreich ist, immer schwächer werden lassen.
Es geht um diese bewusste, geduldige Bemühung. Das ist nicht immer einfach. Es gibt Tage, da geht es leichter, und es gibt Tage, da geht kaum etwas. Aber auch das gehört dazu. Wenn etwas nicht so gut läuft, ist das eine genauso gute Ãbung, wie wenn uns alles leicht von der Hand geht. Es geht nicht um âgutâ oder âschlechtâ, es geht darum, dass wir es geduldig versuchen. Aber manchmal ist das natürlich leichter gesagt als getan.
Und doch gibt es nichts Lohnenderes. Charlotte Joko Beck, eine wundervolle Zen-Lehrerin, hat einmal so schön gesagt: âDas Ãben von Meditation wird allmählich das Beste und Schönste sein, was Sie in Ihrem Leben haben.â
Genau das ist es. Wir sitzen einfach, jeden Tag für eine gewisse Zeit, nehmen eine bestimmte Haltung ein, atmen in einer gewissen Weise â und lassen uns während dieser Zeit durch nichts mehr vereinnahmen. Von keinen Gedanken, keinen Wünschen oder Gefühlen, von keinen Erwartungen und keinen Hoffnungen. Mit jedem Mal werden wir ein wenig freier, weil wir uns mehr und mehr von all dem distanzieren können und sehen, welche neue Weite und welche Möglichkeiten sich dadurch ergeben.
Die Zeit, die wir uns für dieses Innehalten geben, ist das Entscheidende. Das Innehalten bringt unseren Geist nach und nach zur Ruhe. Und je häufiger und länger wir das tun, desto ruhiger wird er.
Deshalb ist tägliches Ãben so hilfreich.
Man kann alleine sitzen oder in einer Gruppe. Ein guter Lehrer oder eine gute Lehrerin kann hilfreich sein. Tendenziell wird Zazen in der Gruppe praktiziert, aber es gibt auch Zen-Meister (und Zen-Freunde wie mich), die das Sitzen für sich allein bevorzugen. Schön finde ich persönlich auch das Sitzen zu zweit, aber das ist wirklich reine Empfindungssache. Man muss ausprobieren, was einem eher liegt, und seine eigenen Erfahrungen machen.
Bei einem Lehrer ist wichtig, dass er das rechte Verständnis hat â aber das kann man als Anfänger nur schwer beurteilen. Er sollte die Zusammenhänge und Praxis nachvollziehbar erklären können. Genauso wichtig ist, dass er deutlich macht, dass seine Erklärungen immer nur unzureichend sein können, weil sich das Wahre nicht durch Worte ausdrücken lässt. Es muss von jedem selbst gefunden und erfahren werden. Worte sind deshalb immer nur Annäherungen. Entscheidend ist vielmehr, was der Lehrer durch sein eigenes Sitzen und sein Wesen ausdrückt. Lebt er das, was er lehrt?
Innere Ruhe ist dabei ein vielversprechendes Zeichen. Wenn jede Form von Verbissenheit fehlt, ist das ebenso ein hilfreiches Indiz. Und wenn ein Lehrer keinen Wert auf Titel und Anerkennung legt, ist er möglicherweise ein wahrer Meister seines Fachs.
Lehrer sind keine Heiligen und haben wie alle Menschen ein Ego, auch wenn sie möglicherweise sehr tiefe Einsicht in das Leben gewonnen haben. Ich plädiere einfach dafür, vorsichtig zu sein. Es gibt vermutlich mehr Schüler, die von ihren Lehrern enttäuscht wurden, als solche, die durch sie Erleuchtung erfahren haben. Man sollte einem Lehrer nicht einfach von Anfang an blind vertrauen, sondern seine Qualität muss sich im Laufe der Zeit erweisen. Wenn man ihm dann aber vertraut, sollte man ihm voll und ganz vertrauen, denn das Vertrauensverhältnis ist die Basis jeder gemeinsamen Entwicklung.
Jeder von uns muss sein Zazen letztlich selber finden â indem er übt und dieses Ãben sich immer weiter verfeinert. Wenn wir die Gelegenheit haben, dies jeden Tag zu tun, ist das sehr hilfreich. Wenn wir die Disziplin aufbringen, uns jeden Tag hinzusetzen und all die Ausreden an uns abprallen zu lassen, die sich immer finden lassen, dann können wir wirklich weiter kommen.
Irgendwann werden wir in uns âetwasâ entdecken, das uns automatisch immer weiter gehen lässt. Zazen ist dann der einzige Lehrer, der noch nötig ist. Wenn wir einfach weitermachen und alles der Meditation überlassen, kommt irgendwann der Moment, da Zazen zu Shikantaza wird. Shikantaza ist das Sitzen, für das nichts mehr getan werden muss. Man muss die Haltung nicht mehr verbessern, muss den Atem nicht mehr vertiefen, und auch die Achtsamkeit ist voll und ganz da â alles ist getan, wenn man sich hinsetzt. Es scheint so, als hätte dann ein tieferes Wissen, welches aus
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