Das Zepter der Zeit (Carla, John und Franklyn) (German Edition)
Karamelleis genehmigen«, strahlte Franklyn. Allein die Vorstellung an den Duft von Karamellsoße auf Vanilleeis ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Als die richtige Zeit gekommen war, verließen sie das Café und gingen zurück zur besagten Position in der Nähe der damaligen Unfallstelle. Sally hatte sich auf der Straße im Hintergrund gehalten, damit ihr Duplikat aus der Vergangenheit sie nicht erblicken konnte, falls es wider Erwarten auftauchen sollte. Franklyn hatte zwar gesagt, dass es aus Gründen, die sie nicht verstand, kein Duplikat von ihr geben würde, doch sie selbst war anderer Meinung. Sie war fest davon überzeugt, dass sie sich gleich selbst auf der Straße erblicken würde.
Den alten Mann mit der gelben Armbinde und drei schwarzen Punkten darauf hatten sie bereits entdeckt. Er stand unsicher auf dem Fußweg. Vorsichtig suchte er mit seinem Blindenstock die Bordsteinkante und tastete sich an ihr entlang, um den Zebrastreifen besser finden zu können.
»Entschuldigen Sie«, sagte John zu dem alten Mann. »Darf ich Sie über die Straße führen?«
»Junge, das ist aber nett von dir. Aber sag mir, woher wusstest du, dass ich über die Straße gehen will?«
»Eine innere Stimme hat zu mir gesprochen. Nein, ich habe gesehen, dass Sie mit dem Taststab die Bordsteinkante abgesucht haben.«
»Das ist wirklich sehr aufmerksam von dir. Ich danke dir von Herzen. Weißt du, als Blinder ist es gar nicht so einfach, den Straßenverkehr zu beobachten.«
John lachte und nahm ihn am Arm. Er beobachtete die Straße und passte den richtigen Moment ab, um den alten Mann gefahrlos über die Straße führen zu können. Als sie auf der anderen Straßenseite ankamen, entdeckten die vier den Verrückten, der mit viel zu hoher Geschwindigkeit die Straße mit seinem Auto entlang geschossen kam. Er raste an ihnen vorbei, ohne jemanden zu verletzen. Sallys Freunde konnten jetzt verstehen, dass ein Mensch, der mit einer dermaßen hohen Geschwindigkeit fuhr, auf einen Fall hätte bremsen können.
» Hoffentlich fährt er nicht jemand anderes über den Haufen «, dachte sich John und blickte dem Raser hinterher. Er verabschiedete sich von dem alten Mann und eilte zurück zu seinen Freunden. Er hatte die Mission erfüllt.
»Wir haben es geschafft. Der alte Mann ist sicher auf der anderen Seite angekommen. Wir können jetzt zurück in unsere Zeit fahren.« John war stolz auf sich, zweifelte aber daran, ob er wirklich die Vergangenheit beeinflussen konnte. Anschließend ging er zu Sally, die noch immer ängstlich und in sich zusammengesunken abseits der Straße stand.
»Weißt du, warum wir hier sind und was wir hier tun?«
»Nein, ich weiß es nicht«, antwortete sie.
»Dann komm jetzt mit uns, wir fahren nach Hause.«
War ihre Erinnerung an das grausame Erlebnis ausgelöscht?
Als Franklyn das Zepter mit dem Zieldatum programmieren wollte, stellte er mit Erstaunen fest, dass die zuvor gewählte Zeitdistanz noch im Kristall einprogrammiert war. Das bedeutete, er musste nur noch den Griff in die entgegengesetzte Richtung drehen, und schon befanden sie sich wieder am zwanzigsten Juli – am Abreisetag.
» Sie hat es vergessen. Nein, vermutlich hat sie es nie gewusst«, sagte John zu Carla und Franklyn.
»Was habe ich nie gewusst?«, wollte Sally wissen. »Über was sprecht ihr?«
»Das willst du nicht wissen. Wir werden es dir aber auch nicht verraten. Wichtig ist nur, dass du weißt, wer Franklyn ist«, antwortete John.
»Klar weiß ich das!«
»Liebst du ihn?«
»Natürlich liebe ich ihn! Was ist das für eine überflüssige Frage?«
John war glücklich über die Tatsache, dass Sally seinen Freund Franklyn noch immer liebte und ihn nicht vergessen hatte, obwohl sie ihn in der Vergangenheit eigentlich gar nicht kennen gelernt hatte.
»Man kann mit diesem Zepter eine Menge Unsinn veranstalten. Wenn wir mit unserem menschlichen Verstand versuchen zu erfassen, welche Möglichkeiten uns offen stehen, glaube ich, dass wir auch leicht daran verzweifeln können. Es übersteigt vermutlich unsere Vorstellungskraft«, befürchtete Carla. In ihrer Fantasie spielte sie alle möglichen Szenarien durch, die sich erst realisieren lassen würden, wenn man die Möglichkeit der Zeitreise hätte.
»Wenn wir jetzt aber die technische Ausstattung dazu haben, permanent unseren Urlaub zu erleben, brauchen wir nie wieder arbeiten zu gehen. Sobald wir Geld brauchen, holen wir uns beispielsweise die Lottozahlen aus der Zukunft.
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