Das Zepter der Zeit (Carla, John und Franklyn) (German Edition)
Wir springen zurück zum Ausgangspunkt und warten bis zur Ziehung. Ein einziges Mal gewinnen sollte finanziell betrachtet für eine lange Zeit ausreichen. Meint Ihr nicht auch, wir sollten es ausprobieren?«, sagte John. Er hatte ein breites Grinsen im Gesicht.
Franklyn bestätigte ihn. »Was könnten wir alles erleben! Zurück in die Vergangenheit reisen. Zusehen, wie die Ägypter die Pyramiden gebaut hatten. So etwas würde mich wirklich brennend interessieren. Die Frage ist nur, was geschieht, wenn wir Technologien von heute in die Vergangenheit bringen.«
»Denk bitte gar nicht erst an so etwas! Du könntest dich mit Technologietransfer in eine andere Zeit selbst vernichten. Stell dir nur mal vor, mit unseren heutigen Technologien würde ein Trottel im Mittelalter eine Bombe bauen. Wenn die Menschen zu jener Zeit unsere Technologien weiterentwickeln würden, möchte ich nicht wissen, wie unsere heutige Welt aussehen würde. Wir hätten eigentlich auch den alten Mann und auch den Taucher nicht retten dürfen. Das ist ein massiver Eingriff in die Vergangenheit, der unter Umständen dazu führen könnte, dass wir vielleicht gar nicht geboren werden. Wenn es uns in der Vergangenheit nicht gibt, erkläre mir mal, wo wir jetzt in der Gegenwart herkommen.«
»Ich verstehe ja deine Bedenken. Du hast sicher Recht. Interessant wäre es dennoch. Ja, ja, die Gefahr liegt natürlich darin, dass vielleicht derjenige, der das Zepter einmal besaß, auch bereits derartige Eingriffe durchgeführt hatte. Wer weiß, was seine Aktionen für Konsequenzen hatten. Gegebenenfalls hatte er auch seine eigene Vergangenheit ausgelöscht und dazu beigetragen, dass er selbst nicht mehr existiert. Vielleicht hatte er sich aufgelöst, weil er nie geboren wurde.«
»Wir müssen das jetzt nicht ausdiskutieren. Wir sollten einfach nur vorsichtig sein«, beruhigte John seine Freunde. »Wenn wir den vorhergehenden Besitzer nicht kennen lernen, werden wir nie herausfinden, was geschah, bevor das Zepter im Sand des Meeres versank.«
Wenn die vier Freunde große Abenteurer werden wollten, mussten sie einen Plan aufstellen, welche Dinge sie tun dürfen und welche nicht. Gefährlich wäre auf jeden Fall, zu weit zu reisen und der Gefahr ausgesetzt zu sein, von Gebäuden oder Landschaftsumbauten eingemauert oder verletzt zu werden. Es könnte beispielsweise sein, dass in der Zukunft an der aktuellen Position, an der man sich gerade befindet, ein Gebäude erscheint. Man würde sich dann im Beton wiederfinden. Oder was würde passieren, wenn man in einer Person landet, weil die nun gerade dort an der Zielposition steht?
Für solche Fälle mussten sich die Freunde ein Gebiet für den Transfer suchen, wo sich der Wahrscheinlichkeit nach keine oder selten Menschen aufhalten.
Das Zepter könnte bei Berücksichtigung dieser Gefahr ein mächtig gefährliches Spielzeug werden.
Eine weitere Regel war, dass man immer zu der Zeitkoordinate zurückkehren musste, von der aus man gestartet war. Andernfalls würde man die Übersicht verlieren und Gegenwart sowie Vergangenheit durcheinander bringen. Man darf auch keine Personen aus der Zukunft mit in die Vergangenheit bringen, sonst würden sie verdoppelt, sie würden sich gegebenenfalls einmal selbst begegnen.
Zudem dürfte man niemanden aus der Vergangenheit in die Zukunft bringen, denn diese Person würde plötzlich in ihrer Zeit fehlen und dadurch viel Leid bei anderen Menschen verursachen. Man würde die Person fürchterlich vermissen.
Doch das gleiche passiert, wenn sie selbst in die Zukunft reisen. Man kann den Eltern doch nicht einfach sagen:
» Ich bin mal eben ein paar Jahre nicht existent. Vielleicht tauche ich auch nie wieder auf .«
Somit waren Reisen in die Zukunft also hinfällig. Zumindest längere Reisen würden sie vermeiden müssen. Kurze Trips könnte man seinen Eltern als Urlaub verkaufen, doch lange Distanzen wären nicht zu verantworten. Gemeinsam stellten sie fest, dass das Reisen durch die Zeit lange nicht so unkompliziert ist, wie sie anfangs angenommen hatten.
Carla stiegen plötzlich die Tränen in die Augen. Besorgt beobachtete John seine Freundin. »Carla, was ist passiert? Warum weinst du?«
»John, mir geht gerade etwas durch den Kopf. Ich hatte einmal eine Schwester.«
»Eine Schwester?«, staunte John und konnte es kaum fassen, dass Carla ihm noch nie von ihr erzählt hatte.
»Ja, mit zehn Jahren ist sie beim Schlittschuhlaufen tödlich verunglückt. Sie ist ins Eis
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