Das zerbrochene Fenster: Thriller (German Edition)
Die Hauptsache ist doch, dass er erst einmal gefunden wird.«
Aber Pete sah mich nur an und schüttelte den Kopf. »Er lebt längst nicht mehr«, sagte er.
Ich erzählte ihm, was passiert war. »Nachdem wir telefoniert haben wegen des Namens in seinem Notizbuch. Lillian Kjellberg. Danach bin ich fast durchgedreht. Ich dachte: Diese Frau muss etwas wissen. Ich hab sie damals auf diesem Landsitz in der Nähe von St Andrews gefragt, ob sie ihn kennt, und sie hat gesagt, sie könnte sich nicht mal dran erinnern, mit wem sie in den letzten drei Wochen alles gesprochen hat. Und dann meinte ihr Mann was von so einem Typ, der ihr mal ins Auto gefahren wäre. Aber jetzt weiß ich, dass sie mich angelogen hat. Wahrscheinlich haben mich beide angelogen.«
»Pippa …«
»Nein. Warte. Ich konnte an nichts anderes mehr denken. Und dann bin ich zu ihr hinausgefahren, um mit ihr zu reden, aber sie war schon tot. Die Tür stand auf, ich bin rein und hab sie gefunden. Jemand hatte ihr den Schädel eingeschlagen, ihr Gesicht war … Es sah furchtbar aus.«
»Pippa, hör auf …«
»Und dann sah ich diesen Zettel neben dem Telefon, da stand eine Nummer drauf. Und ein Name. Hingeschmiert. Es sah aus wie SEAN ! Also habe ich dort angerufen. Er ist drangegangen! Es war eine Nummer in Edinburgh! Er ist hier!«
»Nein.« Pete war ganz traurig, er hatte Tränen in den Augen. »Setz dich hin«, sagte er. Aber ich setzte mich nicht, und dann sagte er: »Sean ist tot, und deshalb habe ich diese Frau umgebracht.«
Jetzt musste ich mich setzen. Ich brauchte eine Weile, um zu verstehen. »Warum hast du das getan?«, fragte ich ihn, und Pete erzählte mir alles. Ich sah es vor mir, während er erzählte, ich erlebte es mit.
Sean war einmal mit dieser Frau zusammen gewesen. Eine Beziehung mit leidenschaftlichen Höhen und Tiefen. Es tat mir weh, davon zu hören, ich wäre immer gerne die Einzige für Sean gewesen, so wie er diese ganz große, ganz besondere Liebe für mich war. Jedenfalls hatten die beiden eines Tages so schrecklichen Streit, dass sie sich trennten. »Schwer zu sagen, wer wen verlassen hat, sie warfen sich die schlimmsten Beschimpfungen an den Kopf, prügelten sich sogar, und ab diesem Tag hassten sie sich wie die Pest.«
Eine Weile danach lernte Sean mich kennen, und er hatte große Angst, ich würde ihn verachten, weil er kein Geld hatte und mir nichts bieten konnte. Diese Angst wuchs ständig und wurde am größten, als wir in Edinburgh zusammenlebten. Er bekam einfach keinen richtigen Job. Er überlegte schon, ob er wieder seine Kumpels von früher kontaktieren sollte, die, mit denen er die Einbrüche verübt hatte. Aber dann hörte er von Lillian, und dass sie einen reichen Typen an Land gezogen hatte. Nicht nur reich, sondern steinreich. Einen Lord, der vor Geld nicht geradeaus gehen konnte. Sean rief deshalb bei Lillian an und verabredete sich mit ihr. Er schilderte ihr seine Situation. Sagte ihr: »Ich will diese Frau behalten. Ich will nicht ohne sie leben. Ich werde sie verlieren, wenn ich ihr nichts bieten kann.«
Lillian lachte ihn aus. Er kam wieder und wieder, und sie lachte ihn jedes Mal aus. Schickte ihn weg. Sie erzählte Pete sogar, dass sie seinen Sohn ausgelacht hatte. Sie lachte Sean auch bei ihrem letzten Treffen aus und sagte: »Welchen Grund hätte ich, dir auch nur ein Pfund zu geben?« Und er sagte: »Ich könnte deinem Zukünftigen so einiges aus deiner Vergangenheit erzählen, von dem er bestimmt noch nichts weiß.« Dass sie mit einem verurteilten Straftäter zusammen gewesen war. Dass ihre durchgeknallte Mutter sie als kleines Mädchen losgeschickt hatte, um Alkohol zu kaufen. Dass sie manchmal mit Männern für Geld geschlafen hatte, um sich ein schönes neues Kleid leisten zu können. Dass sie nicht nur ein Mädchen aus einfachen Verhältnissen war, sondern eher das, was ein Darney als ausgemachte Schlampe bezeichnen würde. Falls er diese Worte in seinem Vokabular hatte.
Daraufhin wurde sie wütend und schrie: »Wenn du das tust, wirst du es dein Leben lang bereuen! Und jetzt hau ab. Schau doch selbst, wo du dein Geld herbekommst, ich finanziere dir doch nicht deine Schlampen.«
Mit einem Mal war wieder alles wie früher. Sie schrien sich an, beleidigten sich gegenseitig, Sean holte aus, um sie zu ohrfeigen, und Lillian schlug zurück. So hart und fest, dass er das Gleichgewicht verlor und mit dem Genick auf der Tischkante landete. Das Geräusch würde sie niemals vergessen, sagte sie zu
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