Das zerbrochene Fenster: Thriller (German Edition)
was dein Bruder sonst wieder alles verbockt.«
So spricht er immer über Matt. Dabei ist es Matt, der Vater davor bewahrt, den Betrieb mit seinem Dickschädel an die Wand zu fahren. Matt sagt immer, ihm macht das Gerede nichts aus, er weiß, dass Vater ihn schätzt. Wenn das stimmt, hat er mir einiges voraus.
Nachtrag 2:
Die Polizei war wieder da. Dieselben beiden Männer. Jetzt habe ich mir ihre Namen gemerkt: Sergeant Reese und Constable Mahoney. Sie kamen wieder unangemeldet, aber diesmal war ich vorgewarnt. Ich ging mit ihnen in mein Büro und bot ihnen einen Platz auf dem durchgesessenen Chesterfieldsofa an, das noch von dem alten Ogilvy stammt. Mein Glück, dass er damals einfach alles hat stehenlassen, als ich ihm die Werkstatt abgekauft habe. Reese warf einen misstrauischen Blick auf das abgewetzte Leder, und ich sagte: »Es wird schon nicht zusammenbrechen.«
»Tut mir leid mit dem Hocker«, sagte er.
»Klavierbank.«
»Mein Vorgesetzter sagt, dass das die Versicherung übernimmt. Das ist zwar ein Haufen Papierkram …«
»Sie sind hier, um mir die kaputte Klavierbank zu erstatten?« Zeichen und Wunder.
»Teilweise.« Er schob mir ein paar Formulare zu. Ich ließ sie auf dem Schreibtisch liegen, ohne sie anzusehen, und wartete ab. »Sie haben uns so einiges nicht gesagt, Ms Murray. Wer Ihre Eltern sind, zum Beispiel.«
»Die haben auch nichts mit Seans Verschwinden zu tun.« Ich merkte, dass ich die Arme verschränkte und die Hände zu Fäusten ballte.
»Wir haben nach einem Hintergrundcheck unsere Kollegen in Devon …«
»… bei meinen Eltern vorbeigeschickt und Vater in den Wahnsinn getrieben. Ich weiß. Er hat mich schon angerufen.«
»Halten Sie es für möglich, dass Ihr Vater nicht mit der Polizei kooperieren will, um das Leben Ihres Freundes nicht zu gefährden?«
»Ich halte es für möglich, dass mein Vater Sean eher verrotten lässt, als auch nur einen Penny für ihn rauszurücken. Und um Ihnen die nächste Frage vorwegzunehmen: Bei mir ist auch keine Lösegeldforderung eingegangen. Und ich habe immer noch nichts von ihm gehört. Was genau tun Sie eigentlich, um ihn zu finden? Ich meine, offenbar tun Sie ja irgendwas.«
Wieder redete nur Reese, und Mahoney blieb still. Der Sergeant sprach von Hintergrundchecks und Umfeldbefragung, dass bei einem gesunden Erwachsenen ohne den kleinsten Hinweis auf ein Verbrechen allerdings anders vorgegangen würde als bei einem Kind oder jemandem, der dringend medizinisch versorgt werden musste oder anderweitig auf Hilfe angewiesen war. Er erzählte von Hilfsorganisationen und psychologischen Beratungsstellen, an die sich die Angehörigen von vermissten Personen wenden können, berichtete von Fällen, in denen Menschen jahrelang verschwunden waren, um dann einfach wieder aufzutauchen. Oder was weiß ich.
»Manch einer steigt aus, weil ihm alles zu viel wird«, sagte er. »Vielleicht hat ihn seine aktuelle Lebenssituation überfordert. Eine erfolgreiche Frau aus reichem Elternhaus, aber er selbst hat nichts vorzuweisen. Er arbeitet nicht in seinem Beruf, sondern als schlecht bezahlte Aushilfe, und das mit Mitte dreißig. Das hält nicht jeder Mann aus.« Er sah mich an und wartete auf meine Reaktion.
»Das ist Unfug«, sagte ich.
»Hätte er denn nicht bei Ihnen arbeiten können? Soweit ich weiß, braucht man zum Klavierebauen auch Tischler …«
»Ich restauriere, repariere, ich stimme sie … Ich baue nicht von Grund auf neue Instrumente.« Als hätte ich diese Diskussion nicht auch schon oft genug mit Sean gehabt. Warum ich ihm nicht einfach einen Job gebe.
»Verstehe. Aber Sie sehen, es muss nicht zwingend sein, dass Ihrem Freund etwas zugestoßen ist. Wenn dann noch ein Streit mit Ihnen dazukam …« Wieder sah er mich an und wartete, was ich sagen würde.
»Es gibt Zeugen«, sagte Mahoney.
»Stimmt, er kann ja reden«, sagte ich, den Daumen in Mahoneys Richtung, und Reese rollte mit den Augen. »Also gut, wir haben uns gestritten, aber ganz sicher nicht zum ersten Mal.«
»Worum ging es?«
»Ich arbeite zu viel«, log ich. »Ich hatte eine Verabredung mit ihm vergessen. Kein Grund, gleich ohne ein Wort auszuwandern.«
Sie schienen es zu akzeptieren.
»Ist es schon mal vorgekommen, dass er sich ein paar Tage lang nicht gemeldet hat?«, fragte Reese.
»Nein.«
Die beiden schwiegen.
»Er ist mal über Nacht nicht nach Hause gekommen, nachdem wir uns gestritten hatten.«
Sie schwiegen immer noch. Reese starrte an die Decke, Mahoneys
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