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Das zerbrochene Fenster: Thriller (German Edition)

Das zerbrochene Fenster: Thriller (German Edition)

Titel: Das zerbrochene Fenster: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Beck
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Polizeiwagen, der vor der Werkstatt parkte, saß ein junger Mann auf dem Rücksitz und starrte aus dem Fenster.
    »Ist das ein Verdächtiger?«, fragte Dana die Polizistin.
    »Nein. Ignorieren Sie ihn. Wo können wir uns unterhalten?« Sie hatte sich an Michael gewandt, der hilflos mit den Schultern zuckte.
    »Gehen wir ins Büro«, sagte Dana und ging vor. Die Polizistin zögerte, ließ ihren Kollegen mit Michael vorangehen. Dana wartete auf die Frau. »Stimmt was nicht?«
    Die Polizistin lachte verlegen. »Ich wollte schon immer Klavier spielen. Ich habe es leider nie gelernt. Spielen Sie?«
    »Wir wurden alle durch den Unterricht gequält. Pippa mit deutlich mehr Erfolg als Matt und ich. Wie man sieht.« Sie sah sich um, versuchte, mehr zu sehen als jeder andere, weil es um ihre Schwester ging. Seit ihrem letzten Besuch hatte sich vieles verändert: Pippa hatte neu gestrichen, den Boden machen lassen, das Büro vollkommen umgebaut. Früher war es vom Eingang aus gesehen hinten rechts gewesen, jetzt war es in der linken Ecke. Sie kannte den Grund für den Umbau. Aber durch die Veränderungen hatte die Werkstatt ihren Charme verloren. Früher war es einfach nur eine Werkstatt gewesen. Es hatte nach Holz gerochen, nach Arbeit, die auseinandergenommenen Instrumente hatten herumgestanden, alles war im Fluss gewesen. Jetzt war es hier viel zu aufgeräumt. Zu sauber. Ein noch nicht fertig restaurierter Flügel war abgedeckt, als gelte es, ihn schamhaft vor Blicken zu schützen. Die anderen Klaviere und Flügel sahen so sauber, unbenutzt und charakterlos aus, als stünden sie in einem Ausstellungsraum, nicht in einer Werkstatt. Es gefiel Dana nicht. Die Polizistin schien nichts zu bemerken. Sie kannte es nicht anders.
    »Sie waren sicher alle sehr stolz auf Ihre Schwester«, sagte die Frau gerade.
    »Oh, natürlich«, antwortete sie automatisch, korrigierte sich aber gleich: »Ich lüge Sie an. Unsere Eltern hätten alles getan, um Pippa dazu zu bringen, etwas Ordentliches zu studieren, statt nach Deutschland zu gehen und eine Lehre als Klavierbauerin zu machen. Im Betrieb arbeiten, das war für uns geplant. Aus der Reihe tanzen nicht.«
    »Es gab also Ärger?«
    »Ununterbrochen. Selbst, als sie weg war. Pippa war Dauerthema. Aber Matt hat sie immer unterstützt.« Sie hoffte, dass die Polizistin nicht weiterfragen würde, und hatte Glück.
    »Das ist ein wunderschöner Flügel«, sagte sie und berührte mit den Fingerspitzen das schwarz lackierte Holz eines Steinways. »Ich habe keine Ahnung, ob man darauf gut oder schlecht spielen kann, ich denke nur: wunderschön.« Sie lachte, verlegen, dann sah sie Dana an und sagte: »Sehen Sie Ihre Schwester, wenn Sie so einen Flügel sehen?«
    Dana war selbst überrascht von der Intensität der Frage. Was sie in ihr auslöste. Sie vergaß für einen Moment, Atem zu holen.
    »Ja«, sagte sie, distanzierte sich und lächelte. »Gehen wir zu den anderen? Ich darf doch vorgehen.«
    Sie fragten und fragten, obwohl sie alles schon zu wissen schienen. Sie gingen davon aus, Pippa wolle nur verhindern, dass Sean für tot erklärt wurde. Es ließ sich allerdings nicht ausschließen, dass sie mehr über den Tathergang wusste, als sie der Polizei bisher gesagt hatte, und deshalb mussten sie sie sprechen. Dass Pippa nun seit gestern Morgen verschwunden war, konnte sich niemand erklären, es fielen Andeutungen, Pippa könnte vielleicht direkt etwas mit der Tat zu tun haben. Dana hielt das für ausgeschlossen. Sie überlegte, ob das Verschwinden ihrer Schwester nicht vielmehr Teil einer Inszenierung sein könnte. Aber würde das zu ihrer Schwester passen? Zu ihr selbst, ja. Aber zu Pippa?
    Allerdings musste sie sich beim Anblick der umgestalteten Werkstatt fragen, wie gut sie ihre Schwester noch kannte. Sie waren zusammen aufgewachsen, aber dann hatten sie jahrelang so gut wie keinen Kontakt gehabt. In den letzten Jahren sporadisch. Zeitweise sehr intensiv. Aber reichte das, um zu behaupten, sie würde ihre Schwester so gut kennen, wie man eine Schwester kennen sollte?
    Dana hörte zu, wie Michael und die beiden Polizisten rekonstruierten, wann Pippa wo von wem zuletzt gesehen worden war. Michael zählte auf, wen er bereits angerufen hatte, um sich nach ihr zu erkundigen, und die Polizistin versicherte ihm, dass sie sich der Sache sehr gründlich annehmen würde.
    »Und wer ist der Typ in Ihrem Wagen?«, fragte Dana, als sie die Polizisten zur Tür begleitete.
    »Ein Zeuge«, sagte der Mann und

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