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Das zerbrochene Fenster: Thriller (German Edition)

Das zerbrochene Fenster: Thriller (German Edition)

Titel: Das zerbrochene Fenster: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Beck
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zerrissen, und er blutete stark. Aber er sah mich nur wütend an, presste seine Hand auf die Wunde und rannte aus der Werkstatt. Ich folgte ihm, rief ihm nach. Er winkte ein Taxi ran und stieg ein.
    Nachts lag ich wach. Ich hörte, wie er zurückkam, aber er kam nicht ins Schlafzimmer, sondern blieb auf dem Sofa. Ich ging zu ihm, er tat so, als würde er schon schlafen.
    Ich setzte mich in einen Sessel, aber dann schlief ich irgendwann ein und wurde erst wach, als er die Wohnungstür zuzog.
    Das war das letzte Mal, dass ich ihn gesehen habe.
    Natürlich ist er wegen mir gegangen. Um mich zu bestrafen. Aber dann muss ihm etwas zugestoßen sein. Hätte er mich verlassen wollen, wäre er irgendwann zurückgekommen, um seine Sachen zu holen. Er hätte sich bei Pete gemeldet.
    Pete hat recht.
    Sean muss tot sein.

9.
    Dana, die Königin des Shoppings, betrat zum ersten Mal in ihrem Leben einen Supermarkt. Sie hatte gestern Abend bei Harvey Nichols ein paar Flaschen Wein, Schokolade, Tee, Gebäck und eine Portion frisches Sushi gekauft. Ans Frühstück hatte sie nicht gedacht, und sie konnte sich auch nicht erinnern, so etwas wie Cornflakes gesehen zu haben. Oder Brot. Oder Milch. Möglicherweise Marmelade, aber sie war sich nicht sicher. Sie frühstückte also Teegebäck, Schokolade und Tee, und dann verließ sie das Haus. Sie trug elegante Stiefel aus feinem Wildleder mit zwölf Zentimeter hohen Absätzen. Nach zehn Metern spürte sie, wie ihre Füße kalt wurden. Zwei Schritte später rutschte sie und musste sich an einem parkenden Auto abstützen. Sie fluchte, ging weiter und stürzte auf dem vereisten Kopfsteinpflaster. Jemand half ihr auf die Beine und machte eine Bemerkung über ihre Schuhe. Kaum, dass sie wieder sicheren Boden unter den Füßen hatte, tippelte sie zurück zum Haus ihrer Schwester, um sich umzuziehen und den Schnee abzuklopfen.
    Die Fellstiefel, die sie gestern getragen hatte, waren die einzigen Schuhe ohne Absatz, die sie dabeihatte. Sie zog normalerweise nie zweimal hintereinander dasselbe an.
    Normalerweise.
    Sie musste eine Ausnahme machen und nachher einkaufen gehen. Schuhe hatten sie bei Harvey Nichols. Aber erst war das Essen dran.
    Dana lief ein wenig herum, bis sie einen Tesco sah. Davon hatte sie gehört. Dort gab es Lebensmittel. Sie blieb kurz stehen, um ganz sicherzugehen. Die Menschen, die aus dem Laden kamen, trugen prall gefüllte Einkaufstaschen. Einer gab dem Penner, der in dicke Decken gewickelt auf dem Bürgersteig vor dem Eingang saß, ein paar Münzen. Dana fragte sich, warum er sich nicht woanders hinsetzte, wo es wärmer war.
    Sie betrat den Laden. Grelles Licht blendete sie. Die Sorte Licht, in der jeder krank und bleich wirkte. Wieder blieb sie stehen, diesmal um zuzusehen, was die anderen machten. Sie verstand schnell das Prinzip, holte einen Einkaufskorb und nahm sich den ersten Gang vor. Die Fülle des Angebots überforderte sie, sodass sie nur einzelne Dinge wahrnahm. Und die gefielen ihr gar nicht.
    Dana hatte noch nie abgepacktes Essen gesehen. Roast Beef und Bacon und Lachs und Käse scheibchenweise in kleinen Portionen unter durchsichtiger Folie auf einer Art schwarzem Plastikteller. Paprikaschoten in Plastikfolie. Fertige Sandwiches in durchsichtigen Plastikschachteln. Suppe in Pappschachteln. Sie hastete in den nächsten Gang. Eine Fülle von Süßigkeiten erwartete sie, Süßigkeiten und Chips. Im nächsten Regal Konservendosen und Plastikflaschen. Sie rannte weiter, nahm aus dem Augenwinkel Toilettenpapier und Zeitschriften wahr, musste dann stehenbleiben, weil eine kleine Gruppe Studenten ihr den Weg versperrte. Sie sah ins Regal vor ihr: Milch. Sie brauchte Milch. Sie könnte welche kaufen. Es gab viele verschiedene Sorten Milch, und es gab sie in vielen verschiedenen Größen. Sie nahm einfach eine der Plastikflaschen und legte sie in ihren Korb. Dann sah sie Toastbrot. Wieder viele verschiedene Sorten, aber sie riss sich zusammen, las aufmerksam die Aufschriften durch, entschied sich für eine Packung. Schließlich fand sie auch Butter und Marmelade. Brot, Butter, Marmelade, Milch. Das klang nach einem Frühstück. Nicht gerade üppig, aber den Plastikbacon wollte sie nicht. Und als sie vor den schreiend bunten Cornflakespackungen stand, verging ihr die Lust darauf. Sie bemerkte, dass so ziemlich alle anderen, die hier einkauften, anscheinend genau wussten, welche Dinge wo standen. Sie griffen zielsicher in die Regale, wie programmierte Einkaufsautomaten,

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