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Das zerbrochene Fenster: Thriller (German Edition)

Das zerbrochene Fenster: Thriller (German Edition)

Titel: Das zerbrochene Fenster: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Beck
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mit der Hand ab. »Was?«
    Sie drehte den Bildschirm so, dass er ihn sehen konnte. Er ließ den Hörer sinken. »Nein.«
    »Das ist Pippas Account.«
    »Nein!«
    Dana nahm ihm den Hörer aus der Hand und legte auf. »Ich kann nicht sehen, wann sie diese Seite eingerichtet hat, aber es scheint sie schon eine Weile zu geben.«
    »Ich verstehe das nicht«, sagte Michael. »Was bedeutet das? Was hat sie auf Facebook gemacht?«
    Dana sah ihn prüfend an. »Du weißt nicht, was das ist?«
    »Woher denn? Wozu ist es gut? Zum Verabreden?«
    Sie gab ihm eine kurze Einführung in die Welt der sozialen Netzwerke und merkte nach zwei Minuten, dass sie ihn verloren hatte. »Na gut, du musst nicht verstehen, wie es funktioniert. Du musst nur wissen: Das da ist eine Art Suchanzeige. Nur, dass hier die Leute direkt antworten können. Sie können etwas dazu schreiben, andere können darauf antworten. Sie können Bilder reinstellen, sogar Videos. Pippa hat Fotos von Sean hochgeladen, damit man ihn erkennt. Sie hat über zehntausend Menschen online auf ihn aufmerksam gemacht. Sie hat gehofft, dass ihn eines Tages jemand auf der Straße erkennt und sich über Facebook bei ihr meldet.«
    Michael starrte auf den Monitor. Ob er sich die Einträge durchlas, wusste Dana nicht. Schließlich sagte er: »Sie hat doch versprochen, damit aufzuhören. Nach ihrer Therapie vor drei Jahren hat sie es doch versprochen. Dana, du warst dabei, als sie es versprochen hat!« Seine Stimme klang nach Tränen. Gleich würde er weinen.
    Dana legte ihm ihre Hand auf die Schulter. »Michael, es tut mir leid. Ich hätte dir das nicht zeigen dürfen.«
    »Weiß die Polizei davon?« Er rieb sich die Augen, hielt sie einen Moment geschlossen, um ihr seine Tränen nicht zeigen zu müssen.
    »Nein, aber wir müssen es ihnen sagen.«
    »Dann werden sie wieder davon anfangen, Pippa sei nur verschwunden, um zu verhindern, dass Sean für tot erklärt wird.«
    »Dazu müsste sie nicht verschwinden.«
    »Hat sie mich denn die ganze Zeit angelogen? Hat sie immer nur ihn geliebt, und ich war zweite Wahl?« Er biss sich auf die Unterlippe.
    Sie tätschelte seine Schulter. »Glaub mir, ich weiß ganz genau, wie du dich fühlst.«
    Sie war seit Pippas Geburt zweite Wahl. Obwohl sie die Ältere war. Oder weil. Pippa schien alles sehr viel leichter zu fallen, und sie musste sich auch keine Privilegien erkämpfen. Die Kämpfe hatten ihre älteren Geschwister schon ausgetragen. Sie bekamen es von ihr gedankt, indem sie sich wie eine Prinzessin behandeln ließ. Und aus der Prinzessin wurde ein eigensinniges, starrköpfiges Ding, daran gewöhnt, seinen Willen durchzusetzen, koste es, was es wolle. Sie schmiss die Schule und machte eine Ausbildung in Deutschland. Ging danach in die USA. Blieb jahrelang weg von zu Hause.
    Ihre Eltern zerrieben sich zwischen Wut und Sorge.
    Erst war Dana froh gewesen, ihre Schwester aus dem Haus zu haben. Jetzt war sie wieder die Nummer eins. Sie würde in den Betrieb einsteigen, vorbildliche Arbeit leisten, die Lieblingstochter werden. Heiraten, Kinder kriegen, das ganze Programm. Ihre Eltern würden sie wieder lieben und Pippa vergessen.
    Das Gegenteil war der Fall. Pippa blieb Gesprächsthema. Kein Tag verging, an dem nicht über sie geredet wurde. Es war, als wäre Dana unsichtbar. Sie heiratete mit Simon einen Mann, von dem sie keine Kinder bekommen konnte, aber sie stellte fest, dass sie ohnehin keine wollte. Sie hätte sie ihren Eltern zuliebe bekommen, aber ihre Eltern sprachen nur von Pippa. Als sie aus den USA zurückkam, verliebte sich Simon in sie. Er sagte es mit keinem Wort. Dana sprach ihn nie darauf an. Aber es würde für immer zwischen ihnen stehen.
    Die beiden Schwestern mochten ungleich in ihrer Art sein, aber sie sahen sich ungemein ähnlich. Beide hatten immer sehr sorgfältig darauf geachtet, sich im Kleidungsstil nicht in die Quere zu kommen. Sie hatten unterschiedliche Frisuren gehabt. Sich unterschiedliche Sprechweisen angewöhnt. Aber es war unverkennbar, dass sie Schwestern waren. Vor ein paar Jahren hatte man sie sogar für Zwillinge gehalten. Die Vorliebe aller Menschen für Pippa war immer geblieben. Selbst als Pippa in Therapie war, um sich endlich von dem Gespenst Sean lösen zu können, waren alle Pfleger, alle Ärzte, alle Patienten in sie verliebt gewesen. Dana, die ewige Nummer zwei.
    Sie war froh, dass ihre Schwester verschwunden war. Natürlich machten sich wieder alle Sorgen. Aber Dana konnte bereits fühlen, wie

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