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Das zerbrochene Fenster: Thriller (German Edition)

Das zerbrochene Fenster: Thriller (German Edition)

Titel: Das zerbrochene Fenster: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Beck
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2004
    Mein letzter Tag mit Sean, 7. 12. 2003:
    Ich war in meiner Werkstatt und baute einen gerissenen Stimmstock aus, als Sean hereinkam. Zwei Stunden später als Feierabend. Ich wollte wissen, wo er gewesen war.
    »Was trinken.«
    »Kommt oft vor«, sagte ich. »Mit wem denn?«
    »Kollegen.«
    »Haben die Namen?«
    »Bist du meine Mutter?« Drehte sich um und wollte in die Wohnung gehen.
    »Bleib hier! Ich will mit dir reden!«
    »Wozu? Es gibt keine andere Frau, also beruhig dich wieder und lass mich in Ruhe. Ich hab Hunger und will was essen.«
    Ich ließ mein Werkzeug fallen und rannte ihm nach. Packte ihn an der Schulter. »Was ist los mit dir? Wir reden seit Wochen nicht mehr miteinander!«
    »Doch, dauernd. Du sagst: Wo warst du, hast du eine andere Frau, betrügst du mich, was ist mit dir los. Ich sage: Alles in Ordnung, nur ein bisschen müde, beruhig dich wieder. Und du sagst: Ich glaub dir nicht, du lügst mich an. Hab ich das so ungefähr richtig zusammengefasst?« Verschränkte Arme.
    »Das meine ich nicht mit reden. Ich weiß nichts mehr über dich. Du erzählst nichts. Nicht von deinen Kollegen, nicht von deinem Vater. Das war mal anders!«
    Ich: verzweifelt.
    »Wir wohnen jetzt zusammen. Du erlebst doch alles hautnah, wo ist dein Problem?«
    »Na, eben nicht, ich erlebe nichts mehr! Ich hocke den ganzen Tag in der Werkstatt oder bin bei Kundenterminen, und wenn du nach Hause kommst, redest du nicht mit mir, hörst nicht zu, wenn ich dir etwas erzähle. Das ist doch kein Zusammenleben!«
    »Und das liegt jetzt natürlich nur an mir, was?«
    »Etwa an mir?«
    »Ich arbeite nicht so viel wie du.«
    Sprachlos für einen Moment, dann schaffte ich zu sagen: »Ich arbeite dir zu viel?«
    »Ja.«
    »Aber … ich muss mir eine Existenz aufbauen. Ich muss Geld verdienen, damit wir …«
    »Ich verdiene auch Geld.«
    »Das ist doch nur …« Und schon hatte ich verloren. Alles.
    »Nur ein Aushilfsjob? Ich hätte auch eine kleinere Wohnung genommen.«
    »Sie gehört zur Werkstatt! Ich musste sie mitkaufen!«
    »Du hättest sie vermieten können. Ich kann mit weniger leben. Aber du nicht. Du kannst auch, wenn du ehrlich bist, nicht mit einem einfachen Arbeiter leben. Vögeln, ja. Aber so richtig zusammenleben? Da sind dann wohl die Unterschiede zu groß, man hat sie jeden Tag vor Augen, stimmt’s? Daddy eins reinwürgen ist in der Theorie ganz lustig, aber das dann konkret durchzuziehen, na? Hast du dir einfacher vorgestellt, richtig?«
    Es war nie ein Problem für mich. Ich arbeitete, um ein gutes Leben zu haben. Ich wollte mein eigenes Geld verdienen, nicht das meines Vaters ausgeben. Aber eben auch nicht das eines Mannes. Dass Sean so darauf reagieren könnte – es war mir nie in den Sinn gekommen. Wie naiv.
    »Für mich ist alles in Ordnung«, sagte ich, ruhiger diesmal. »Ich will nur wieder mehr Zeit mit dir haben. Aber du entziehst dich mir. Kommst nie nach Feierabend nach Hause …«
    »Ich habe Freunde. Ein Leben. Ich habe nicht nur dich! Du solltest dir auch Freunde suchen. Ein paar Mädels, mit denen du ins Kino gehen kannst. Shoppen. Cocktails trinken. Dieses Zeug.«
    »Das bin ich nicht.«
    »Aber du kannst doch nicht nur an mir kleben!« Verzweiflung, jetzt bei ihm. Als wollte er mich loswerden. Als …
    »Du hast eine andere, oder? Früher konntest du nicht genug Zeit mit mir verbringen, und jetzt ist es – wie lange her, dass du mit mir geschlafen hast? Zwei Wochen? Sonst bist du nach zwei Tagen schon unruhig geworden. Und beim letzten Mal hast du keinen hochgekriegt. Das kann doch nur eins heißen: Du hast eine andere!« Und willst mich nicht mehr.
    Was es war, das ihn explodieren ließ – ich weiß es nicht. Weil ich gesagt hatte, dass er keinen hochgekriegt hatte? Oder weil ich ihm nicht zum ersten Mal in den letzten drei Monaten unterstellte, er hätte eine andere? Jedenfalls stürmte er auf mich zu, holte aus und – schlug nicht zu. Seine Hand schwebte in der Luft, er sah aus wie ein Handballer, der aufs Tor zielte, nur ohne Ball. Er sagte nur ganz leise: »Du bist echt das Dümmste, was mir je untergekommen ist.«
    Ich schlug zu. Ich stieß ihn mit einem lauten Schrei von mir weg, und er fiel nach hinten. Er hatte nicht damit gerechnet, konnte sich nicht fangen. Knallte mit der Schulter in das Glasfenster, das in der Tür eingelassen war. Eine alte Tür, eine uralte Scheibe, dünn, brüchig, kein Sicherheitsglas natürlich.
    Ich wollte ihn ins Krankenhaus bringen. Sein Sweater war

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