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Das zerbrochene Fenster: Thriller (German Edition)

Das zerbrochene Fenster: Thriller (German Edition)

Titel: Das zerbrochene Fenster: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Beck
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dieses Geld soll ihm genauso zur Verfügung stehen.«
    »Großzügig. Falls Sie das nicht nur so dahersagen. Was stellen Sie sich für ihn vor?«
    »Was schlagen Sie vor?«
    »Ich bin nicht in der Position, das zu entscheiden.«
    »Wir reden nur über Ideen.«
    Die Frau sah zu William, der mit zwei anderen Kindern still spielte. Die beiden fremden Kinder waren älter als er, sie verständigten sich in Gebärdensprache, und William sah ihnen interessiert zu, wann immer ihre Hände vor ihren Gesichtern wie aufgeregte kleine Vögel herumflogen. Wenn sie ihm etwas mitteilen wollten, tippten sie ihn an, bewegten die Hände langsamer, zeigten auf etwas. William war erst einen Tag hier, aber er schien ihrer Geheimsprache schon folgen zu können und unternahm erste zaghafte Versuche, sich zu verständigen. Hatte Lillian angefangen, ihm die Gebärdensprache beizubringen? Er versuchte, sich Lillian dabei vorzustellen, wie sie selbst die Gesten lernte, und war sich sicher, dass sie es nie auch nur vorgehabt hatte. Das Haus der Pflegefamilie war klein, es hatte zwei kleine Schlafzimmer im ersten Stock, im Erdgeschoss ein großes Wohnzimmer. Man konnte noch sehen, wo der Durchbruch gemacht worden war, um aus zwei kleinen Räumen einen großen entstehen zu lassen. Der perfekte Ort, um Cedrics Klaustrophobie auszulösen. Das und eine entsetzliche Angst, die Luft einzuatmen, weil es hier nicht besonders ordentlich war. Unordnung setzte er mit Schmutz gleich, selbst wenn kein Dreck, kein Staub zu sehen war. Er spürte, wie die Ängste sich in ihm regten, wie der Ekel in ihm aufstieg, aber nichts davon schaffte es bis an die Oberfläche. Cedric blieb ruhig stehen, atmete normal, brachte es fertig, über das, was er sagen wollte, nachzudenken.
    »Sie glauben, er braucht ein Umfeld, wie Sie es bieten können«, sagte er, als die Frau nicht antwortete.
    »Ich sage nicht, dass er bei uns bleiben soll. Wirklich nicht.« Sie verschränkte die Arme. »Aber er braucht Kinder, die … so sind wie er.« Er sah, dass sie noch etwas auf dem Herzen hatte, und ließ sie reden. »Wissen Sie, manche Leute sind der Meinung, man müsse Kinder mit Behinderungen auf normale Schulen schicken, um sie zu integrieren. Aber dann fehlen die Lehrkräfte, die sich um sie kümmern. Und die anderen Kinder kommen mit dem Stoff viel besser klar. Oder grenzen die behinderten Kinder aus. Weil sie Berührungsängste haben. Oder weil es ihnen zu anstrengend ist, sich auf sie einzulassen. Ich glaube, er entwickelt sich am besten, wenn er viele kennenlernt, die so sind wie er. Und man ihn gleichzeitig nicht vor dem Rest der Welt versteckt. Er braucht beides . Verstehen Sie, was ich meine?«
    Cedric nickte, dachte: Wäre ich körperlich behindert gewesen, hätte ich es einfacher haben können. Dachte dann: Vielleicht sollte ich aufhören, mir leidzutun. Sagte zu ihr: »Es soll ihm gut gehen. Er wird nicht bei mir wohnen können, aber ich werde für alles sorgen.«
    Nicht, dass die Frau das Ausmaß dessen, was er gerade gesagt hatte, hätte begreifen können. Wie auch.
    Er wunderte sich immer noch darüber, wie klar seine Entscheidung für William gewesen war, wie logisch sie ihm vorgekommen war. Als wäre er aufgewacht und hätte genau gewusst, was richtig war.
    Cedric öffnete die Tür fast zeitgleich mit dem Klopfen. Die Frau, die er am Morgen in der Klavierwerkstatt gesehen hatte, trug einen Jogginganzug, darüber eine Daunenjacke. Sie war nicht geschminkt und sah müde und erschöpft aus. Gleichzeitig aber strahlte sie Entschlossenheit aus. Der Mann sah ausgeruht aus, wirkte aber fahrig. Er trug einen Tweedanzug, darüber einen ältlichen Wollmantel, fingerlose Handschuhe und einen blaugrau gemusterten Schal, der weder zu seinem Anzug noch zu dem Mantel passte. Dana Murray und Michael McLean.
    Er ging mit ihnen wie geplant in die Bibliothek, wo er Tee und Mineralwasser bereitgestellt hatte. Kein Gebäck, nicht am Abend. Alkohol hatte er keinen im Haus, er trank nicht, und er verzichtete, darauf hinzuweisen. Anders als geplant setzte sich Dana Murray nicht in einen der bereitgestellten Sessel, sondern lief die Regale ab, strich mit ihren Fingern über die Buchrücken, inspizierte die antiken Bibliothekslampen mit den grün emaillierten Schirmen, den Messingfüßen, den Tintenfässern aus Glas.
    »Zwanziger Jahre?«, fragte sie.
    Er nickte. »Sie können sich gerne setzen.« Er deutete auf den Sessel, aber sie schüttelte den Kopf.
    »Ich muss in Bewegung bleiben. Ich

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