Das zerbrochene Fenster: Thriller (German Edition)
großen Garage seitlich und dahinter etwas, das nach Pferdeställen aussah.
Vielleicht war Sean hier als Gärtner oder Hausmeister oder Chauffeur oder so etwas, dachte ich. Ich war mittlerweile bereit, alles zu glauben und zu denken, egal wie absurd es mir vorkam. Ich musste auch an die Einbruchsserie denken, von der Reese einmal gesprochen hatte. Ich konnte nicht genau sagen, was es war, aber aus irgendeinem Grund schien das alles richtig zu sein. Die erste Spur seit dreieinhalb Jahren.
Die beiden waren aus dem Range Rover ausgestiegen, als wir auf das Haus zufuhren. Sie hatten ihn vor der Garage geparkt, Platz genug war ja überall. Ich sah beide nur von hinten, den blonden Pferdeschwanz der Frau, die dunklen Haare von Sean.
Es war Sean. Seine Größe, seine Statur, aber er trug einen Anzug, was ich noch nie gesehen hatte. Es gab wohl einiges, das ich von Sean nie erfahren hatte. Die Bewegungen passten. An einem Ohr das Handy, das andere Ohr zugehalten. Er drehte sich ins Profil, und ja, das war Sean. Die blonde Frau drehte sich zu uns, machte ein pikiertes Gesicht, ging uns entgegen. Ethan hatte gute zweihundert Meter entfernt angehalten und wartete geduldig, bis sie zum Wagen gekommen war. Ich hätte ihn töten können.
»Das ist Privatgelände«, sagte sie, als er das Fenster herunterließ.
»Entschuldigen Sie, wir sind hier, um Sie etwas zu fragen«, sagte Ethan. »Mein Name ist Ethan Baddeley, und das ist Pippa Murray. Wir sind auf der Suche nach diesem Mann.« Ethan hielt ihr einen Flyer hin, und die Frau nahm ihn stirnrunzelnd entgegen.
»Verschwunden am 7. 12. 2003«, las sie vor.
»Kennen Sie ihn? Sein Name ist Sean Butler.«
»Was soll das, Ethan, da steht er doch«, rief ich. Beide sahen mich erschrocken an. Ich riss die Tür auf und ging auf Sean zu, der immer noch telefonierte. Er hatte uns nur einen kurzen Blick für einen Sekundenbruchteil zugeworfen.
So weit weg stand er …
Zweihundert Meter. Ich musste nur noch zweihundert Meter gehen, dann war ich bei Sean.
»Bleiben Sie stehen!«, rief die Frau.
»Pippa, nicht«, rief Ethan.
Hundert Meter.
Sean telefonierte weiter, bewegte sich dabei auf das Haus zu. Ich fing an zu rennen.
»Verdammte Scheiße, stehenbleiben!«, kreischte die Frau jetzt.
Ich war nur noch zwanzig Meter von Sean entfernt und konnte hören, wie sie angerannt kam.
Sean stand vor der Haustür, steckte den Schlüssel ins Schloss. Ich erreichte ihn, packte seine Schulter, die ich damals in die Glastür gestoßen hatte, und zerrte ihn herum.
Er war viel älter. Und sah ihm aus der Nähe gar nicht mehr ähnlich. Derselbe Typ Mann, aber nicht Sean.
»Was zum Teufel wollen Sie?«, rief er, ließ das Handy fallen und packte mich so fest, dass ich schreien musste. Eine Sekunde später lag ich auf den Treppenstufen, er hielt mit einer Hand meine Arme auf dem Rücken, mit der anderen meinen Kopf runter und kniete auf mir.
»Malcolm!«, brüllte er.
Ein Mann erschien nach wenigen Sekunden, riss mich vom Boden hoch, presste mich gegen die Tür. »Polizei?«, fragte er.
»Was wollen Sie?«, wurde ich gefragt.
»Ich habe Sie verwechselt«, keuchte ich.
»Sie sucht ihren verschwundenen Freund«, hörte ich die Frau sagen, jetzt viel ruhiger. »Malcolm, lassen Sie sie los.«
Und fünf Minuten später saßen Ethan und ich bei den Darneys im Salon und tranken grünen Tee aus Japan. Darney entschuldigte sich für englische Verhältnisse sehr ausführlich bei mir. Dann erkundigte er sich besorgt nach Sean.
»Ich habe Sie nur von hinten gesehen, und jemand hat mir erzählt, er hätte Ihre Frau mal mit Sean in St Andrews gesehen«, sagte ich. Konfus.
»Lillian, kennst du den Mann?«
Sie zuckte die Schultern. »Wann soll das gewesen sein? Und wo?«, fragte sie.
Ethan erzählte ihr, was John gesagt hatte.
Lillian Darney dachte nach. »Vor über drei Jahren? Du meine Güte … Ich weiß nicht einmal mehr, mit wem ich vor drei Wochen geredet habe.«
»Vor drei Wochen waren wir nur auf zwei Ausstellungseröffnungen in London und bei der Geburtstagsparty von Charlene. So viele Leute kannst du da gar nicht getroffen haben.« Die beiden lachten.
»Dreieinhalb Jahre«, sagte Lillian wieder. »Ich habe keine Ahnung, tut mir leid.«
»Mein Vater sagte, Sie hätten sich gestritten, sehr heftig.«
Sie zuckte die Schultern.
»Vielleicht der Kerl, der dir ins Auto gefahren ist und sich einfach aus dem Staub machen wollte? Hast du dich mit dem nicht auf offener Straße angeschrien?«,
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