Das zerbrochene Fenster: Thriller (German Edition)
wo die Darneys wohnten.
»Was soll denn Sean mit der Frau von diesem Darney zu tun haben?«, fragte ich. Überfordert und hilflos.
John, Ethan und der Mann vom Golfclubhaus sahen mich wieder so an, als müsste ich von selbst darauf kommen. Diesmal funktionierte es.
»Ach so. Ja. Natürlich. Ich meinte eher: Woher soll Sean diese Frau kennen?«
»Ich hab ihn schon vor Jahren mit ihr gesehen, da bin ich ganz sicher«, sagte John. »Ich bin ihm hier in St Andrews begegnet, und sie war dabei. Sie haben sich gestritten wie die Kesselflicker. Ich habe Sean erkannt und ihn angesprochen. Hat mich auch gleich erkannt. War ihm alles ganz unangenehm. Sagte: Onkel John, schön dich zu sehen, ich habe nur gerade gar keine Zeit. Vielleicht melde ich mich bald mal. Das war’s auch schon.«
» Onkel John?«
»Ich bin ein entfernter Cousin seiner Mutter. Nannte mich Onkel John, als er ein kleiner Junge war. Dann zogen sein Vater und er weg. Am Anfang schickte mir sein Vater manchmal noch Fotos von den beiden. Ich war der einzige lebende Verwandte mütterlicherseits. Aber Pete hat sich mindestens fünfzehn Jahre nicht mehr gemeldet. Sechzehn. Nach dem Tod meiner Frau habe ich nie wieder von ihm gehört. Habe gestaunt, dass Sean mich so ohne Weiteres erkannt hat. Und ich ihn. Stand vor ihm und wusste, wer er war.«
»Hat er sich danach gemeldet?«
»Nein.«
»Und wann – wissen Sie noch, wann genau das war?«, fragte ich aufgeregt und hoffte.
John sah seinen Sohn nachdenklich an, und auch Ethan legte die Stirn in Falten. Offenbar hatte sein Vater ihm damals von der Begegnung erzählt, und nun zerbrachen sich beide den Kopf, wann es gewesen war.
»Da waren die Zwillinge noch nicht da«, sagte John.
»Aber Terry war schwanger. Ich weiß genau, dass sie mit den Zwillingen schwanger war«, sagte Ethan.
»Also 2003 oder 2004 …«
»Sean ist 2003 verschwunden.« Ich, aufgeregt.
»Es muss 2003 gewesen sein. Es war in der Zeit, in der Terry furchtbar gekotzt hat. Also noch relativ am Anfang der Schwangerschaft.«
»Richtig. Ich kam rein und erzählte euch von Sean. Terry wollte wissen, wie wir genau verwandt sind. Bevor ich was sagen konnte, rannte sie aufs Klo und kotzte.«
»Das muss so im November gewesen sein«, sagte Ethan.
»Anfang Dezember?«, fragte ich.
Die Männer dachten nach. Diskutierten weiter Details, an die sie sich zu erinnern glaubten. Schlossen bestimmte Tage und Wochen aus, kreisten das Datum der Begegnung immer weiter ein, bis Ethan sagte: »Dann Ende November, ja.«
»Oder Anfang Dezember?«
»Ausgeschlossen. Aber ich frage mal Terry.« Er nahm sein Handy und rief bei seiner Frau an.
Sie sagte, dass sie ab Anfang Dezember 2003 ihre Eltern zu Besuch hatte. Ganze vier Wochen, bis nach Weihnachten.
»Sie kamen pünktlich am ersten Advent. Wann genau ist Sean noch mal verschwunden?«
»Am 7.12.«, sagte ich, hoffnungslos.
»Definitiv vorher war das. Mitte, Ende November. Hier in St Andrews, stritt sich mit der Darney. Nur, dass sie damals noch keine Darney war. Das war Sean, kein Zweifel.«
Ich zweifelte keine Sekunde. Hier also war er gewesen, wenn er seine sogenannten Überstunden gemacht hatte. Um sich mit dieser Frau zu treffen. Aber wenn sie verheiratet war, konnte er schlecht bei ihr leben … Wie passte das alles zusammen? Hatte er über Jahre eine heimliche Affäre mit ihr aufrechterhalten und wohnte in Fife, um ihr näher zu sein? Ergab das Sinn? Zumindest war es möglich.
»Wer weiß, vielleicht hat der gute Darney nicht genug, ähem, Zeit für seine Frau und spendiert ihr einen Liebhaber«, sagte Clubhaus. Lachte ein Männerlachen.
Die Baddeleys sahen ihn kopfschüttelnd an.
»Ich vertrag das«, sagte ich, klang aber nicht so.
Als wir zu Fuß zurück zum Golfclub gingen, fuhr ein schwarzer Range Rover an uns vorbei.
»Das sind sie doch«, sagte John.
Ethan sprintete los zu seinem Wagen und rief mir zu: »Kommen Sie!« Ich rannte hinter ihm her.
Wir fuhren in die Richtung, in der Ethan das Landhaus der Darneys vermutete, und nach einigen halsbrecherischen Kurven sahen wir endlich den Range Rover. Folgten ihm und sahen ihn auf freier Strecke links abbiegen.
»Fährt der übers Feld?«, murmelte Ethan.
Aber dann sahen wir den schmalen Weg.
»Privatstraße«, sagte ich.
»Jetzt oder nie«, sagte Ethan und bog ab.
Der Weg führte über die hügeligen Felder, bis hinter einer Kuppe das Anwesen auftauchte. Ein großes, gelb gestrichenes Landhaus, hufeisenförmig angelegt, mit einer
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