Das zerbrochene Fenster: Thriller (German Edition)
noch ein paar von den Flyern mitbringen könnte. Gestern hatte ich sie vergessen.
17.
Im Haus der Chandler-Lyttons brannte nur ein einziges Licht, von dem Ben vermutete, dass es Einbrecher verunsichern sollte. Er zweifelte, dass sich irgendjemand davon täuschen ließ. Und klingelte trotzdem, in der Hoffnung, jemand sei zu Hause.
Niemand öffnete.
Er klingelte ein zweites Mal, wartete wieder. Im Haus rührte sich nichts. Als er um das Haus herumging, war das Knirschen des Schnees unter seinen Stiefeln das lauteste Geräusch in der ganzen Gegend. Ben entdeckte keine weiteren Lichter, keine Bewegungen in der Dunkelheit, nichts. Frustriert verließ er das Grundstück und ging denselben Weg wie einige Stunden zuvor. In der Dunkelheit wirkte die Gegend nicht mehr friedlich, eher feindselig. Die Stille hatte etwas Lauerndes. Was Blödsinn war. Er ging an der Bauhaus-Villa vorbei, die nun hell erleuchtet war. Vor der Doppelgarage standen weitere Autos, als hätten die Bewohner Besuch, der auf ihrem Grundstück parkte. Halb hoffte er, der Frau mit dem Weimaraner zu begegnen oder sie wenigstens hinter einem der Fenster zu sehen.
Er ging weiter durch den knirschenden Schnee, der von Straßenlaternen beleuchtet wurde. Es war ein anderes Licht als in Großbritannien, grell und weiß, er wusste nicht, ob es ihm gefiel.
Während er ziellos herumging, schrieb er seinem Kontaktmann eine SMS, um zu fragen, ob er später für eine Weile auf dessen Couch schlafen konnte. Er schickte die Nachricht dann aber doch nicht ab, weil er ihm nicht zur Last fallen wollte. Am Flughafen kann ich irgendwo für ein, zwei Stunden schlafen, dachte er, ich bin nicht der Einzige, der ohne Hotelzimmer hier gestrandet ist und auf den ersten Flug am nächsten Tag warten muss.
Er hoffte, dass Chandler-Lytton bald nach Hause kam. Die Kälte setzte ihm zu, obwohl er in Bewegung blieb, und er wollte Antworten. Er ärgerte sich, dass er sich so aus dem Konzept hatte bringen lassen. Einfach zu vergessen ihn zu fragen, wie es kam, dass er in unmittelbarer Nachbarschaft von Cedrics ermordetem Vater lebte. Aber Chandler-Lytton wusste, welche Knöpfe er bei seinen Gesprächspartnern drücken musste, um sie aus der Bahn zu werfen. Fiona war Bens wunder Punkt.
Während er durch die stillen Straßen mit den großen, teuren Häusern strich, versuchte er selbst eine Antwort darauf zu finden, warum das Ehepaar ausgerechnet in unmittelbarer Nähe von Cedrics Vater wohnte. Gut, sie waren nach dessen Ermordung dorthin gezogen, aber konnte es wirklich ein Zufall sein? Ein gemeinsamer Bekannter, der ihnen wie auch Darney hier etwas vermittelt hatte? Derselbe Makler? Andererseits war es wirklich nicht so ungewöhnlich. Der Kanton war sehr beliebt als Steueroase, und besonders groß war er auch nicht. Vielleicht sah Ben ein Muster, wo keins war. Er beschloss, es wieder bei den Chandler-Lyttons zu versuchen, da mittlerweile fast eine Dreiviertelstunde vergangen war.
Immer noch niemand zu Hause. Oder schliefen sie? Es war elf, warum nicht. Er klingelte noch einmal, diesmal länger, aufdringlicher. Wenn jetzt niemand kam, würde er es lassen. Zur Bushaltestelle gehen und runter zur Stadtmitte fahren, eine Gaststätte suchen, in der er sich aufwärmen und etwas essen und trinken konnte – falls noch etwas offen war – und vielleicht doch bei seinem Kontakt übernachten, um morgen in aller Frühe noch einen Versuch zu starten.
Wieder klingelte er, nur zur Sicherheit. Er überlegte, was er seinem Kontakt sagen würde. Ob er ihm erzählen würde, dass er seinen Auftrag mehr oder weniger vermasselt hatte. Oder ob er lieber schweigen sollte. Andererseits könnte der Schweizer vielleicht noch etwas für ihn herausfinden … Wer in der Darney-Villa lebte, oder wichtiger noch: wem sie vor Darney gehört hatte. Wer sie vermittelt hatte. Vielleicht war alles eine Sackgasse. Aber gab es wirklich solche Zufälle? Das Ehepaar, das Lillian zu ihrem Erbe verholfen hatte, wohnte nur wenige Straßen von der Stelle entfernt, wo Lillians Ehemann ermordet worden war.
Es musste irgendeine Verbindung geben.
Die Chandler-Lyttons hatten Lillian nahegestanden, dem Lord auch? Cedric hatte seinerzeit vermutet, dass Chandler-Lyttons Firma in illegale Aktivitäten verstrickt sei – Wunschbabys für die Reichen, was allerdings nie bewiesen werden konnte, nur Vermutung blieb. Welches Interesse hätte Darney daran haben können, mit Chandler-Lytton gemeinsame Sache zu machen? Darney hatte mit
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