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Das zerbrochene Siegel - Roman

Das zerbrochene Siegel - Roman

Titel: Das zerbrochene Siegel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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Stall und Scheune gefunden«, fragte Filiberta skeptisch.
    Prosperius schenkte der stämmigen Magd einen Augenaufschlag reinster Unschuld. Dann sah er den Burggrafen unter der Tür stehen und grinste bis über die Ohren.
    Mit einer Handbewegung und der barschen Frage, ob sie nichts Besseres zu tun wüssten, als hier Maulaffen feilzuhalten, scheuchte Bandolf seine Hauseigenen davon.
    »Es erstaunt mich, Burggraf, dass Ihr nie von Eurem Oheim, dem Herrn vom Diemerstein, erzählt habt?«, meinte Eltrudis, als sie sich mit offenkundigem Widerstreben ebenfalls erhob.
    »Ein Versäumnis, zweifellos«, gab Bandolf zu, ohne die Miene zu verziehen. »Dabei ist er ein so gastfreundlicher Mann. Ein Anverwandter, den Ihr unbedingt aufsuchen solltet, solltet Ihr Euch einmal ins Isenachtal begeben.«
    Mit einem kleinen, empörten Laut stieß Matthäa ihm ihre kleine Faust in die Seite, doch ihre Augen lachten, während Prosperius’ Grinsen über seine Ohren hinauszuwachsen schien.
    Nachdem sich auch die beiden Frauen entfernt hatten, ließ sich Bandolf an der Tafel nieder und fasste seinen jungen Schreiber scharf ins Auge. »Nun, was hast du für mich?«, fragte er.
    Mit einem tiefen Seufzer schob Prosperius die sauber ausgekratzte Schüssel von sich, und während er, augenscheinlich noch immer nicht gesättigt, nach der Herdstelle
schielte, wo Filiberta just gewürfelten Speck in den Kessel warf, begann er seinen Bericht. Neben einer ausführlichen Beschreibung sämtlicher Mahlzeiten, die sein Schreiber im Lauf der Reise nicht hatte zu sich nehmen können, weil seine beiden Beschützer ihn ständig zur Eile getrieben hätten, erfuhr der Burggraf, dass der Bergfried seines Oheims in beklagenswert schlechtem Zustand sei und er, Prosperius, sich nicht wundern würde, wenn das Gebäude binnen kurzem über Grimbalds Kopf zusammenbrechen würde.
    »Warum habt Ihr mir nicht gesagt, dass der Herr vom Diemerstein Euer Oheim ist?«, fragte er und schaute den Burggrafen neugierig an.
    Bandolf zuckte mit den Schultern. »Grimbald schätzt es nicht, von Anverwandten belästigt zu werden.«
    »Mit Euch scheint er eine Ausnahme zu machen«, meinte Prosperius. »Er hätte mich gar nicht eingelassen, hätte ich Euren Namen nicht genannt.«
    »Tatsächlich?« Der Burggraf lächelte. »Dann muss er in die Jahre gekommen sein. Aber ich habe dich nicht zum Diemerstein geschickt, damit du dich nach Grimbalds Befinden erkundigst. Was hast du über Arnold von Clemante erfahren?«
    Prosperius schickte einen letzten sehnsüchtigen Blick zum Herdfeuer, dann wandte er sich seufzend von den verlockenden Düften ab.
    »Nun Herr, Euer Oheim selbst war nicht sehr gesprächig. Sein Hausmeier dafür um so mehr«, sagte er schließlich. »Man erzählt sich im Tal, dass Arnold in Kalabrien geboren ist. Seine Familie scheint einst angesehen und wohlhabend gewesen zu sein, verarmte jedoch, und da Arnold offenbar der Zweitgeborene war, brachte man ihn in ein Kloster.«
    »Ein Kloster? Weißt du, in welches Kloster?«, warf Bandolf rasch ein.

    Prosperius schüttelte den Kopf. »Das scheint er nie erwähnt zu haben. Aber wie auch immer, es hat ihn dort nicht gehalten. Offenbar überwarf er sich mit dem Abt, was im Tal niemanden verwundert. Der Hausmeier sagt, Arnold würde über die Maßen schnell in Zorn geraten und gerne seine Fäuste spielen lassen. Seine Hörigen ducken sich vor ihm, und seine Nachbarn gehen ihm tunlichst aus dem Weg. Ein ungemütlicher Zeitgenosse, sagt der Hausmeier.« Einen Augenblick verweilte der junge Schreiber bei dem Gedanken, dann fuhr er fort: »Aber wie auch immer, nachdem Arnold das Kloster verlassen hatte, vermählte er sich mit Beatrix von Teveno und kam dann ins Fränkische. Niemand scheint zu wissen, wie Arnold sein Gut erworben hat, war ja doch von Seiten der Familie offenbar nichts zu erwarten, und da er im Kloster aufgewachsen ist …«
    »Wie lange ist das her?«, unterbrach ihn Bandolf.
    »Euer Oheim sprach von einer Dekade.«
    Bandolf runzelte die Stirn. Eine merkwürdige Übereinstimmung mit dem Datum auf dem Dokument. Konnte es möglich sein, dass es bei dem Testament um eben jenes Gut ging, das Arnold - vielleicht unrechtmäßig - in Besitz genommen hatte?
    Seine Aufmerksamkeit kehrte zu Prosperius zurück. »... scheint er zwar auf großem Fuß zu leben, aber keine glückliche Hand im Bewirtschaften seines Anwesen zu haben. Einen Teil seines Landes hat er bereits dem Kloster zu Limbach übereignet.«
    »Hatte er

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