Das zerbrochene Siegel - Roman
darin verstrickt war, hielt das Dokument für echt.«
Nachdenklich nickte die Burggräfin.
Eine Zeitlang herrschte Schweigen. Nur die Stimmen und Geräusche der Hauseigenen drangen aus Stall und Scheune, und allmählich wurden die Schatten auf dem Hof länger.
Endlich richtete sich Garsende mit einem Seufzen auf. »Ich muss gehen, sonst gerate ich auf meinem Rückweg in die Dunkelheit.«
»Warum bleibst du heute Nacht nicht hier? Filiberta wird …«, begann Matthäa.
Jäh wurde sie unterbrochen, als die stämmige Magd ihren Kopf durch die Tür streckte und ungeduldig über den Hof rief: »Wo bleibt denn nun mein Eimer Wasser?«
Vom Brunnen, wo Hildrun mit Eimer und Gewinde hantierte, kam ein mürrisches »Ja, ja, ich komme schon.« Kaum hatte sich Filiberta zurückgezogen, drehte die junge Magd sich um und streckte ihr die Zunge heraus.
»Nachgerade denke ich, meine Tante hatte recht. Ich lasse die Zügel in meinem Haushalt zu locker«, bemerkte die Burggräfin, während sie sich erhob.
»Gewiss wäre sie erfreut, das aus Eurem Mund zu hören. Ich könnte Ihr nachreisen und sie zurückholen, wenn Ihr das wünscht«, meinte der Burggraf und betrachtete seine Gattin mit todernster Miene.
»Das würdet Ihr nicht wagen«, rief Matthäa und drohte ihm mit ihrer kleinen Faust.
Bandolf grinste.
Mit einem Lächeln stand Garsende auf und schüttelte die trockene Erde aus ihrem Rock. Die Katze, die sich unweit der Mauer niedergelassen hatte, schien ihre Bewegungen als Aufforderung zum Spiel zu betrachten. Erheitert beobachtete der Burggraf, wie sie aufsprang, um sich an der Gartenmauer entlang an die Heilerin heranzupirschen.
Plötzlich neigte er den Kopf und fasste die Katze genauer in die Augen. »Penelope ist fett geworden«, stellte er fest.
Garsende hielt abrupt inne. Ein erstaunter Ausdruck huschte über ihr Gesicht, der sich in ein belustigtes Lächeln verwandelte, während sie seiner Gattin einen beredten Blick zuwarf. Matthäa gluckste, und dann brachen beide Frauen in helles Gelächter aus.
Verständnislos schüttelte Bandolf den Kopf.
»Weibsvolk«, knurrte er.
Mit Tränen in den Augen wandte sich Matthäa an ihren Gatten.
»Eure Katze ist nicht fett«, lachte sie. »Sie ist schwanger.«
Unvermittelt beugte sie sich zu ihm herunter und fuhr ihm zärtlich über den Bart. »So wie ich.«
GLOSSAR
Abt/Äbtissin : Vorsteher/in einer klösterlichen Gemeinschaft.
Allmende : ein Stück Land, das zum Besitz einer Gemeinde gehört (Stadt, Dorf, Hof) und von den Mitgliedern dieser Gemeinde genutzt wird.
Blutbann : ein Privileg, das vom König verliehen wird und den Inhaber des Blutbanns berechtigt, die Hohe Gerichtsbarkeit auszuüben. Siehe auch Hohe Gerichtsbarkeit.
Burggraf : Der Titel Burggraf wurde von Amtsträgern geführt, die in einer Burg, einer Stadt oder einem Burgbezirk mit Aufgaben in den Bereichen Rechtsprechung, Verwaltung und Militär betraut waren. Der Burggraf stand in Abhängigkeit vom jeweiligen bischöflichen Stadtherrn, war jedoch, als Inhaber der Hohen Gerichtsbarkeit, auch dem König unterstellt.
Buße : Verallgemeinert ist im Mittelalter mit der Buße im weltlichen Sinne eine Bestrafung gemeint. Darunter fallen Sachund Dienstleistungen des Verurteilten, aber auch Strafen an Leib und Leben; ebenso Sanktionen wie Vermögens-, Freiheitsund Ehrverlust. Wie hoch eine jeweilige Buße auszufallen hatte, wurde in sog. Bußbüchern aufgelistet und war regional sehr unterschiedlich.
Cellerar/Cellerarius : Verwalter des Besitztums einer klösterlichen Gemeinschaft, der seine Mitbrüder mit Nahrung und Kleidung zu versorgen hatte. Ihm unterstand auch der Handel mit der Au ßenwelt: Verkauf klösterlicher Produkte; Ankauf der Produkte, die die Gemeinschaft nicht selbst herstellte.
Dekan : hat den Vorsitz beim Gottesdienst und die Verwaltung der Pfarrstellen.
Dom : Bischofskirche. Kirche des Domstifts
Domstift : siehe Stift
Dormitorium : Schlafsaal einer klösterlichen Gemeinschaft. Das Dormitorium befindet sich zumeist im Kapitelhaus über dem
Kapitelsaal und ist unmittelbar über eine Treppe mit dem Querschiff der Kirche und dem Kreuzgang verbunden.
Eigenleute : siehe Hörige
Fibel : eine Gewandspange mit Nadel, um Teile eines Kleidungsstücks zusammenzuhalten. In Früh- und Hochmittelalter wurde der Begriff sowohl für Gewandschließen als auch für Gewandschmuck (z.B. Broschen oder aufgenähte Zierplättchen aus Metall) verwandt.
Hausmeier : Der Begriff ist eine Erweiterung von
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